Kultur in der Krummhörn Das ist dieses Jahr im Landwirtschaftsmuseum los

| | 08.05.2024 10:06 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Der erste Vorsitzende Maximilian Busker (links), die Kassenwartin Angelika-Wilma Hieronimus und der zweite Vorsitzende Ralf Sack vom Verein Museumsfrünnen Campen. Fotos: Wagenaar
Der erste Vorsitzende Maximilian Busker (links), die Kassenwartin Angelika-Wilma Hieronimus und der zweite Vorsitzende Ralf Sack vom Verein Museumsfrünnen Campen. Fotos: Wagenaar
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Im Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseum in Campen arbeiten Alt und Jung zusammen, um dem Museum neues Leben einzuhauchen. Dazu gehören vor allem viele Aufräumarbeiten und clevere Investitionen.

Campen - Das Landwirtschaftsmuseum in Campen erstrahlt in neuem Glanz. Die Mitglieder des Vereins Museumsfrünnen Campen, welcher als Betreiber des Museums fungiert, haben die Winterpause genutzt, um ordentlich auszumisten und umzuräumen. Seit dem Saisonbeginn am 26. März 2024 hat das Museum wieder geöffnet, und der Verein hat viele Pläne für dieses Jahr. Der erste Vorsitzende Maximilian Busker, der zweite Vorsitzende Ralf Sack und die Kassenwartin Angelika-Wilma Hieronimus haben uns durch das Museum geführt und einen Ausblick gegeben, welche Investitionen und Veranstaltungen sie für dieses Jahr geplant haben.

Seit dem Jahr 2023 kümmert sich der Verein Museumsfrünnen Campen um den Betrieb des Landwirtschaftsmuseums. Und das ziemlich erfolgreich. Rund 10.000 Gäste besuchen das Museum jährlich. Um an diesen Zahlen festzuhalten, oder sie sogar noch zu steigern, haben die Vereinsmitglieder zum Start der diesjährigen Saison, ihrer zweiten als Betreiber, viel Zeit und auch Fördergelder in den Erhalt des Museums gesteckt. „Hauptsächlich haben wir ganz viel sauber gemacht und umgeräumt“, so Busker. Außerdem installierten sie neue LED-Strahler in den beiden Gulfhöfen, welche als Ausstellungsräume dienen. Das mache einen riesigen Unterschied, denn vorher war es doch ziemlich düster in den Scheunen.

In den Scheunen sind alte landwirtschaftliche Maschinen ausgestellt.
In den Scheunen sind alte landwirtschaftliche Maschinen ausgestellt.

Rasanter Mitgliederanstieg

Zu Beginn der Übernahme des Betriebs waren sie nur rund vier bis sechs Vereinsmitglieder, sagt Kassenwartin Hieronimus. Doch seitdem hat sich einiges getan: „Ich glaube, nun hat der Verein etwa 95 Mitglieder“, so Hieronimus. „Es könnten sogar um die hundert sein“, ergänzt Busker. Bei den Vereinsmitgliedern handele es sich aber keinesfalls nur um Senioren. „Ich habe vor kurzem mal den Altersdurchschnitt unserer Mitglieder ausgerechnet, da kam ich auf 38 Jahre“, sagt Busker. So ein junger Altersdurchschnitt ist recht ungewöhnlich bei ehrenamtlichen Tätigkeiten. Für den Erfolg bei der Mitgliedersuche macht Busker vor allem die Herangehensweise des Vereins verantwortlich. „Wir haben uns gefragt: Was machen Vereine falsch?“ Daraufhin seien sie zu der Einsicht gelangt, dass zu viele Verpflichtungen potenzielle Mitglieder abschrecken würden.

Der Vorstand probiert, sich jeden Dienstag und Samstag zu treffen, aber es sei kein Zwang, dabei zu sein. Das ginge auch gar nicht, denn die Mehrheit der Vereinsmitglieder gehe Vollzeitjobs nach und investiere abends ehrenamtlich Zeit, um den Museumsbetrieb am laufen zu halten. „Manchmal sitzen wir dann auch bis Mitternacht, um eine Pressemitteilung für den folgenden Tag vorzubereiten“, sagt Busker. Genaue Angaben dazu, wie viel Zeit sie tatsächlich in die Vereinsarbeit stecken, können Busker, Hieronimus und Sack gar nicht machen. Aber Busker schätzt, dass er sicherlich ungefähr zwei Stunden am Tag mit Vereinsarbeit beschäftigt ist.

Gackernde Hühner und wiehernde Pferde

Der Verein beschäftigt vier Personen auf Minijob-Basis an der Kasse des Museums und dem angrenzenden Museumsladen. Auch das nehme den Vereinsmitgliedern viel Arbeit ab und erleichtere es ihnen, sich auf andere Themen innerhalb des Museumsbetriebs zu konzentrieren. Dazu gehört zum Beispiel die Werkstatt, die keinesfalls nur zum Anschauen gedacht ist. „Hier wird auch wirklich gearbeitet“, sagt Busker. „Das Wissen über alte Maschinen wird von den älteren Mitgliedern an die jüngeren weitervermittelt.“

In den Ställen ist man dank Audioinstallationen von vielen Tiergeräuschen umgeben.
In den Ställen ist man dank Audioinstallationen von vielen Tiergeräuschen umgeben.

In Zukunft plant der Verein um den ersten Vorsitzenden Busker, das Museum noch ansprechender für Gäste zu gestalten. Dazu gehört zum Beispiel eine Erneuerung der Beschilderung. „Bisher sind das ja nur einfache Zettel“, so Busker. „Wir möchten stattdessen richtige Stelen aufstellen.“ Während die visuellen Verbesserungen also noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, hat sich vor allem beim Hörerlebnis im Landwirtschaftsmuseum schon ganz viel getan. In beiden Feldscheunen gibt es eine Anzahl an Audioinstallationen, die mit Bewegungssensoren ausgestattet sind und beim Betreten der Ausstellungsräume Geräusche der Bauernhoftiere und Maschinen nachahmen. So wiehert ein Pferd im Pferdestall, nebenan scharrt der Bulle mit den Hufen. Als nächstes sind die Hühner dran. „Der Hühnerstall wird lebendig gemacht“, erklärt Busker. Dazu sollen, neben den gackernden Lauten aus dem Hühnerstall, auch einige falsche Hühner in den Stall umziehen.

Große Veranstaltung zu Himmelfahrt geplant

All diese Investitionen haben das große Ziel, das Museum zum Leben zu erwecken. „Manche kritisieren das ja und finden, das ganze ähnle dann zu sehr einem Freizeitpark. Aber wir finden, das ist eine tolle Möglichkeit, um das Museum den Menschen näherzubringen“, sagt Busker. Und das scheint zu funktionieren. „Wir kriegen ganz tolles Feedback“, bestätigen Busker, Sack und Hiernonimus. Im Museum begrüßen sie ganz unterschiedliche Besucher, unter anderem Schülergruppen und Touristen. Hieronimus erinnert sich an ein besonders schönes Erlebnis mit einer Besuchergruppe vom Emder Pflegeheim am Wall. Im vergangenen Jahr kam die Gruppe, bestehend aus 13 Bewohnern des Heims, zum Museumsbesuch mit anschließender Kaffee- und Teerunde nach Campen. „Und das Zusammensitzen war so schön. Später hatte eine Vereinskollegin dann ihre Handorgel herausgeholt und alle haben gemeinsam musiziert und Ostfriesenlieder gesungen.“

Auf diesen kleinen Traktoren können die jüngsten Museumsgäste seit kurzem die Umgebung erkunden.
Auf diesen kleinen Traktoren können die jüngsten Museumsgäste seit kurzem die Umgebung erkunden.
Besonders die geplanten Feste locken immer viele Besucher an. So können sich Gäste in diesem Jahr noch auf den Genussmarkt am 28. Juli und das Apfelfest später am 13. Oktober freuen. Auch zu Christi Himmelfahrt am Donnerstag, dem 9. Mai, hat der Verein ein Rahmenprogramm vorbereitet. Dabei setzen sie vor allem auf schönes Wetter, denn viele der geplanten Aktivitäten finden draußen statt. So wird gegenüber der Gulfhöfe ein Pop-up Biergarten aufgestellt, dort gibt es unter anderem Bier vom Fass, Pommes und Bratwurst. Für die jüngsten Besucher haben die Vereinsmitglieder vor kurzem drei kleine Traktoren zum Herumfahren angeschafft und auch für erwachsene Gäste sollen an diesem Feiertag Treckerfahrten übers Feld und durch das Dorf angeboten werden. Zudem kann man Sackhüpfen, Ringwerfen oder sich an Laufstelzen ausprobieren. Die Frau vom zweiten Vorsitzenden Ralf Sack übernimmt das Kinderschminken.

Zukunft der Vereinsarbeit noch ungewiss

So viele Veranstaltungen kosten natürlich viel Arbeit. Arbeit, die die Vereinsmitglieder gerne investieren. „Wir können stolz sein auf uns, auf den Verein“, so Sack. Und immerhin gebe der Verein den Mitgliedern auch ganz viel zurück, so Busker. „Unsere Arbeit ist einfach gemeinschaftlich wichtig. Wir sehen, wie manche Mitglieder richtig aufblühen.“ Ob die Vereinsarbeit in dieser Form noch lange weitergeht, ist nicht klar. Der Vertrag mit der Gemeinde Krummhörn war vorerst nur auf zwei Jahre Laufzeit begrenzt, zum 31. Dezember diesen Jahres läuft er aus. „Dann müssten wir hier raus“, so Busker. Aber natürlich sei es das Ziel der Museumsfrünnen, noch möglichst lange im Landwirtschaftsmuseum in Campen aktiv zu sein. Verhandlungen zur Vertragsverlängerung haben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht begonnen, aber das soll sich spätestens im Sommer ändern. Der Verein hofft, auch in der kommenden Saison den Betrieb des Museums zu übernehmen, sagt Busker.

Im Museumsladen werden regionale Produkte sowie Bücher zum Thema Landwirtschaft angeboten.
Im Museumsladen werden regionale Produkte sowie Bücher zum Thema Landwirtschaft angeboten.

Das Museum ging im Jahr 1990 aus einem Forschungsprojekt der Ostfriesischen Landschaft und der Volkswagen-Stiftung hervor. Die Sammlung zeigt in zwei denkmalgeschützten Gulfhöfen, einer Feldscheune und einem Landarbeiterhaus die revolutionäre Entwicklung der Landwirtschaft in der Region von muskelbetriebenen Geräten zu motorenbetriebenen Maschinen etwa in der Zeit zwischen 1850 bis 1950. Zuletzt war das Museum von der Historikerin Sonja Wiltfang viele Jahre lang im Auftrag der Gemeinde betrieben worden.

Das Landwirtschaftsmuseum ist an sechs Tagen in der Woche geöffnet, von Dienstag bis Sonntag von jeweils 11 – 17 Uhr. Auch an gesetzlichen Feiertagen hat das Museum geöffnet, dann auch montags.

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