Aurich/Wrisse

Münze erzählt von Schlachten und Söldnern

| 05.10.2016 20:17 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Vor rund 40 Jahren wurde in Wrisse ein Goldgulden gefunden. Das Fundstück des Monats der Auricher Archäologen wurde Anfang des 16. Jahrhunderts geprägt. Die Finder, eine Landwirtefamilie aus Wrisse, haben es erst kürzlich der Ostfriesischen Landschaft überlassen.

Aurich/Wrisse - Nach fast 40 Jahren hat sich eine Landwirtefamilie aus Wrisse von einem Goldstück getrennt und es der Ostfriesischen Landschaft übergeben. Der Goldgulden aus der Regierungszeit des Gelderner Herzogs Karl von Egmond in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lag eines Tages vor dem Stall des Landwirts. Das war 1978. Jetzt präsentieren die Archäologen der Landschaft die Münze als Fund des Monats.

Die Münze zeigt auf der Vorderseite einen Ritter zu Pferd mit gezogenem Schwert und auf der Rückseite ein Wappen auf Lilienkreuz mit zwei sich gegenüberstehenden Löwen. Daran erkennen die Fachleute, dass es sich um einen Goldgulden des Karl von Egmond (1492-1538) handelt. Die Umschrift lautet KAROLVS.DVX.GELR.IVL.C.ZV, abgekürzt für KAROLVS DVX GELRiae JVLiaci Comes ZVtphaniae und auf Deutsch „Karl Herzog von Geldern und Jülich, Graf von Zutphen“.

Von Niederrhein nach Ostfriesland

Unter dem Pferd werden die Buchstaben GEL wiederholt. Auf der anderen Seite ist das Wappen von Geldern und die Umschrift MONE.NOVA.AVREA.DVCIS. GELRE zu sehen. Wie eine Goldmünze vom Niederrhein in das zentrale Ostfriesland kommt, erläutern die Archäologen Dr. Sonja König und Dr. Jan Kegler. Zur Lebenszeit Karls von Egmond wurde in Ostfriesland zwischen dem ostfriesischen Grafenhaus der Cirksena unter Enno II. und Johann gegen den Häuptling der Herrlichkeiten von Esens, Wittmund und Stedesdorf, Balthasar von Esens, gestritten.

Balthasar floh zu seiner Schwester Onna in die Grafschaft Rietberg in Ostwestfalen und verbündete sich mit Karl von Egmond. Dieser war ein überzeugter Katholik und ein erklärter Feind der protestantischen ostfriesischen Grafen. Mithilfe einer Söldnerschar vom Niederrhein fiel Balthasar in Ostfriesland ein und schlug die ostfriesischen Truppen 1533 in der Schlacht von Jemgum.

Wie die Münze nach Wrisse kam, müsse offenbleiben, so Kegler und König. Es befand sich keine Burg oder herrschaftliches Anwesen in der Nähe von Wrisse, aus deren Ruinen die Münze hätte stammen können. Es ist daher vorstellbar, dass ein Söldner die Münze während der Feldzüge verloren hatte. Nur ein glücklicher Zufall habe das Stück vor fast 40 Jahren wieder ans Tageslicht gebracht. Es kann diesen Monat während der Bürozeiten im Treppenhaus des Archäologischen Dienstes in Aurich besichtigt werden.

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