Berlin (dpa)

Kultusminister blicken optimistisch auf neues Schuljahr

| 11.06.2021 17:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Das Schuljahr geht langsam zu Ende, die ersten Bundesländer starten bald in die Sommerferien. Danach soll es an den Schulen wieder möglichst normal laufen - doch versprechen die Kultusminister zu viel?

Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) blickt zuversichtlich auf das neue Schuljahr.

„Unser Wunsch ist: Das Schuljahr soll mit so viel Normalität wie möglich starten. Das bedeutet, dass wir von einem regelhaften Präsenzunterricht in allen Fächern und allen Jahrgängen ausgehen“, sagte die derzeitige Präsidentin und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nach dem Ende der Beratungen mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ländern bei einer Online-Pressekonferenz.

Es gebe die klare Perspektive, dass der Schulbetrieb im neuen Schuljahr mit allen Aspekten wieder aufgenommen werden könne, einschließlich Klassenfahrten, Exkursionen oder AGs, sagte der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) sagte, die KMK sei ihrer Linie treu geblieben und sage sehr klar, dass Präsenzunterricht durch andere Varianten des Lernens nicht zu ersetzen sei.

Die Ministerinnen und Minister hatten bei ihrer Videokonferenz bereits am Donnerstag vereinbart, dass alle Schulen nach den Sommerferien „dauerhaft im Regelbetrieb (...) mit allen Schulfächern und Unterrichtsstunden“ besucht werden sollen. Regelbetrieb bedeute, dass Unterricht in der Schule ohne weitere Einschränkungen erteilt und das schulische Leben wieder ermöglicht werde, heißt es in einem Beschluss. Auch außerschulische Angebote wie Schulfahrten würden wieder in „vollem Umfang“ ermöglicht. Maßnahmen wie eine Maskenpflicht oder Tests werden allerdings nicht ausgeschlossen.

Natürlich wolle man irgendwann wieder Unterricht ohne Masken und Tests, sagte Lorz. Dieses „Arsenal“ an Sicherheitsmaßnahmen müsse man sich aber vorbehalten, fügte er mit Blick auf die unklare Entwicklung in der Pandemie hinzu. Rabe sieht Deutschland „weit entfernt von den Zuständen, die wir vor einem Jahr nach den Sommerferien hatten“. Er verwies auf den Impffortschritt und die eingespielten Hygienemaßnahmen mit Masken und Tests.

Auch vor einem Jahr im Sommer hatten Kultusminister und Bildungspolitiker allerdings schon versichert, dass es möglichst nicht noch einmal zu Schulschließungen wie zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 kommen solle. Im Dezember war es schließlich angesichts der stark steigenden Infektionszahlen dann aber doch wieder soweit. Und diesmal dauerten die Schließungen sogar noch länger.

KMK-Präsidentin Britta Ernst sieht im Vergleich zum Vorjahr eine andere Situation. Nach den Ferien werde ein großer Teil der Lehrkräfte zweimal geimpft sein, sagte sie und plädierte zudem dafür, Erkenntnisse über die Folgen von Schulschließungen für Kinder und Jugendliche bei einer möglichen vierten Welle zu berücksichtigen. „Und das bedeutet, dass die Schule so lange es geht geöffnet bleibt.“

Ernst sprach sich wie auch Rabe dafür aus, die Frage von Schulschließungen und Öffnungen nicht an die Ansteckungszahlen in der Gesamtbevölkerung (Inzidenz) zu koppeln. „Wenn jetzt die tatsächlich gefährdeten Gruppen stark geimpft sind, dann trügt der Inzidenzwert, indem er eine Gefahr suggeriert, die möglicherweise in dem Maße nach heutigen Maßstäben nicht mehr existiert“, sagte Rabe. Deswegen sei der Inzidenzwert zunehmend zu hinterfragen. In der öffentlichen Diskussion müssten weitere Parameter in den Blick genommen werden.

Von der Bildungsgewerkschaft VBE kam Kritik. „Es ist schwer vorstellbar, dass sich das Infektionsgeschehen davon beeindrucken lässt, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) die Pandemie anscheinend für beendet erklärt“, sagte VBE-Chef Udo Beckmann. Die KMK bleibe die Frage schuldig, welche Maßnahmen sie vorbereitet, wenn die Inzidenzen im Herbst doch wieder steigen sollten. Die Möglichkeit einer vierten Welle werde einfach ignoriert.

Beckmann forderte den Einbau von Luftfilteranlagen in den Schulen, der sogar staatlich gefördert würde. Auch die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Maike Finnern, hatte die Bundesländer dazu aufgefordert, die Zeit bis nach den Sommerferien zu nutzen, um in Luftfilteranlagen in den Schulen zu investieren.

© dpa-infocom, dpa:210611-99-955667/4

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