Sternfahrt

Mindestens 15.000 Motorradfahrer kamen für Kilian nach Rhauderfehn

Steffen Busemann (Text) und Günter Radtke, Klaus Ortgies, Dirk Hellmers (Fotos und Videos)
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Von Steffen Busemann (Text) und Günter Radtke, Klaus Ortgies, Dirk Hellmers (Fotos und Videos)
| 24.07.2021 17:03 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Tausende Motorradfahrer machten Krach für den krebskranken Kilian. Foto: Ortgies
Tausende Motorradfahrer machten Krach für den krebskranken Kilian. Foto: Ortgies
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15.000 Biker und Bikerinnen trafen sich Samstag in Rhauderfehn und Ostrhauderfehn, um am Zuhause des todkranken Kilian vorbeizufahren und Krach zu machen. Der Sechsjährige schaute aufmerksam zu.

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Mindestens 15.000 Motorradfahrer fuhren für Kilian
24.07.2021
Rhauderfehn – Applaus und Tränen der Rührung von den vielen Zuschauern an den Straßenrändern sowie ein dickes Lob von der Polizei: Mehr als 15.000 Bikerinnen und Biker kamen am Samstag mit ihren Maschinen aufs Fehn, um dem todkranken Kilian Sass (6 Jahre) eine besondere Freude zu bereiten – womöglich seine letzte. Ein Meer aus Motorrädern, Quads, Trikes, Rollern und Mopeds hatte sich bereits am späten Sonnabendvormittag auf dem Rhauderfehner Marktplatz, im Rhaudermoorer Gewerbegebiet sowie in beiden Ostrhauderfehner Gewerbegebieten gebildet. Die Biker waren aus ganz Deutschland angereist. Gegen 12.30 Uhr starteten sie in Konvoi-Pulks in Richtung Langholter Straße, um an Kilians Zuhause vorbeizufahren und ordentlich Krach zu machen. „Krach für Kilian“ war auch das Motto dieser gigantischen Aktion. „Ich habe eine Gänsehaut am ganzen Körper“, sagte Organisator Markus Kruse, während er auf die gewaltige Schar aus Motorrädern schaute. „Wir haben nie damit gerechnet, dass so viele Menschen kommen. Ich hoffe, dass Kilian und seine Familie Kraft daraus schöpfen können.“

Ein Blick auf die Kennzeichen der Bikes macht deutlich, aus wie vielen unterschiedlichen Regionen die Biker und Bikerinnen gekommen waren. Kim Hansen, Mogens Bentzen und Hanne Krebs hatten gar 600 Kilometer zurückgelegt. Sie waren aus dem dänischen Kopenhagen und Odense angereist. „Es ist für uns selbstverständlich, ich habe keine Sekunde drüber nachgedacht“, sagte Kim Hansen. „Ich habe selber einen sechsjährigen Sohn verloren und weiß, wie sich das für die Eltern anfühlen muss“, berichtete er und hielt für einen Moment inne. Die drei Motorradfahrer aus Dänemark waren schon öfter bei Sternfahrten dabei. In Dänemark sei das üblich, sagten sie. Allerdings: „Dass so viele Leute mitfahren, haben wir noch nie gesehen.“

„Kilians Wunsch muss einfach erfüllt werden“

Auch ein Biker aus Leverkusen, der anonym bleiben möchte, hatte einen weiten Weg hinter sich. „Ich war vier Stunden unterwegs. Kilians Wunsch muss einfach erfüllt werden“, sagte er. Er hoffe, dass Kilian durch die Aktion „ein Strahlen in den Augen“ haben werde.

Kilians Vater Lars (links) war von der Sternfahrt für seinen Sohn überwältigt. Foto: Ortgies
Kilians Vater Lars (links) war von der Sternfahrt für seinen Sohn überwältigt. Foto: Ortgies
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Konvoi für Kilian
25.07.2021

Mehr als drei Stunden fuhren die Biker nahezu ununterbrochen an Kilians Zuhause vorbei. Zunächst der Großteil, der sich auf dem Fehntjer Marktplatz versammelt hatte. Anschließend die Biker, die sich im Gewerbegebiet in Rhaudermoor gruppiert hatten. Und zu guter Letzt rollten noch all die Motorräder aus den Gewerbegebieten in Ostrhauderfehn an und bahnten sich einen Weg durch die von zahlreichen applaudierenden Schaulustigen gesäumten Straßen. Mit neugierigen Blicken verfolgte auch der kleine Fehntjer, für den all die Biker angereist waren, das Geschehen. Er schaute aus dem Fenster seines Elternhauses an der Langholter Straße die meiste Zeit aufmerksam zu. Zwischenzeitlich zog er sich etwas zurück, um sich von der Aufregung zu erholen. „Ich habe Kilian hinterher getroffen. Er bekommt das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht“, sagt Ralf Pietsch, Organisator der Aktion und Freund der Familie Sass. „In seiner kleinen Welt feiert er die Aktion total ab. Es war das Größte für ihn.“

Der Garten vor Kilians Haus in der Langholter Straße war bunt geschmückt. Der Sechsjährige schaute die längste Zeit aus dem Fenster zu und war begeistert. Foto: Ortgies
Der Garten vor Kilians Haus in der Langholter Straße war bunt geschmückt. Der Sechsjährige schaute die längste Zeit aus dem Fenster zu und war begeistert. Foto: Ortgies

Mobilfunknetz war stundenlang überlastet

Die Sternfahrt dauerte rund vier Stunden. Laut Frauke Bruhns von der Polizei Leer/Emden haben schätzungsweise zwischen 15.000 und 20.000 Bikerinnen und Biker an der Sternfahrt teilgenommen und Krach für Kilian gemacht. Teilweise sei es in und um Rhauderfehn zu erheblichen Verkehrsbehinderungen gekommen. Einen kleineren Unfall hatte es gegeben, als vier Motorradfahrer zusammengeprallt waren. Einer davon wurde mit Verletzungen am Handgelenk in ein Krankenhaus gebracht.

Der Marktplatz war bereits um 11 Uhr prall gefüllt. Foto: Ortgies
Der Marktplatz war bereits um 11 Uhr prall gefüllt. Foto: Ortgies

Das Mobilfunknetz war stundenlang komplett überlastet, weil zahlreiche Zuschauer mit ihren Smartphones Videos aufnahmen und im Internet verbreiteten. Nichtsdestotrotz zieht die Polizei ein positives Fazit. „Insgesamt ist die Sternfahrt sehr, sehr gut abgelaufen. Die Bevölkerung hat sich sehr dankbar für unsere Unterstützung gezeigt“, so Bruhns. „Die sichtlich gerührten Zuschauer mit ihrem Applaus wie auch die zahlreichen Biker haben für ein tolles Erlebnis gesorgt. Auch wir bedanken uns für die Unterstützung, Disziplin und Rücksichtnahme aller Beteiligten“, fügt sie hinzu.

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