Was Sie heute wissen müssen

Afghane verschwunden | Meyers Traumschiff | Großzügige Ostfriesen

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 30.07.2021 06:26 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Wer bei Google versucht, die Berichterstattung zur Vergewaltigung in Leer zu verfolgen, der hat das Gefühl, es gibt ständig Neues. Das ist falsch: Ob nun die Bild oder der NDR, das eine Portal veröffentlicht ein Gespräch mit einem der mutmaßlichen Täter, einen Tag, nachdem der verhaftet wurde, und bringt alte Videos in Dauerschleife, der andere Sender lässt sich von Vertretern der Justiz vor laufender Kamera erzählen, was längst schon bekannt ist. Alles nur, um Aufmerksamkeit zu ziehen.

Um es mal klar zu sagen: Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln, was Samstagnacht passiert ist, alle drei Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft, nicht weil sie schuldig sind, sondern weil verhindert werden soll, dass sie sich der gerichtlichen Klärung entziehen. Staatsanwaltschaft und Polizei geben seit drei Tagen keine neuen Informationen heraus, was ihr gutes Recht ist. Und alles, was man so liest, zum Beispiel, ob das Opfer 16 ist oder 18 oder auch Behauptungen über dessen Gesundheitszustand, ist zumindest nicht offiziell bestätigt oder mit irgendeiner Quellenangabe versehen. Es ist also Spekulation. Den aktuellen Stand hat gestern Vera Vogt zusammengefasst.

Definitiv für die Behörden nicht greifbar ist derzeit ein bisher im Landkreis Leer lebende Afghane, der kürzlich mit anderen Landsleuten in sein Heimatland abgeschoben werden sollte, dessen Ausreise aber zwei Anwälte in letzter Minute verhindert hatten. Gesetzlich heißt es, für die Abschiebung seien schwere Straftaten notwendig, solche aber habe der drogensüchtige Afghane nicht verübt. Nach dessen Verschwinden hat aber das Verwaltungsgericht Oldenburg den Eilantrag von dessen Anwälten abgelehnt. Nun wird im Hauptsacheverfahren (und das wird dauern) überprüft, ob der Mann nicht hätte Asyl bekommen müssen. Ein endloses Hin und Her, und am Ende landet der Mann auf irgendeiner Fahndungsliste oder verschwindet von sich aus aus Deutschland. Daniel Noglik verfolgt die Angelegenheit schon seit dem ersten Abschiebeversuch.

Einen guten Leumund haben indes vier Männer in Leer, allesamt Afrikaner, denen ihr Vermieter schon vor beinahe zwei Monaten Strom und Wasser abgedreht hat. Der Mann ging sogar in die Wohnung, nahm Küchenmöbel mit und schlug ein Waschbecken kaputt. Einfach untragbar, zumal die vom Amt bezahlten Wohnungen ja häufig in schlechtem Zustand sind und ein Geldscheffel-Modell für skrupellose Vermieter. Nun bekam der Leeraner Vermieter vom Amtsgericht eine vor den Bug. Er muss die Strom- und Wasserversorgung umgehend wieder herstellen. Katja Mielcarek verfolgt die Geschichte von Anfang an.

Warum am Montag vor Norderney die Cessna abstürzte, ist weiterhin unklar. Seit gestern liegt jedenfalls das Ergebnis der Obduktion des Piloten des Flugzeugs vor. Über die Absturzursache gibt dies keine Auskunft. Die herauszufinden ist nun Angelegenheit der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig, wohin das ziemlich zerstörte Cockpit und das Triebwerk der Maschine gebracht wurden, wie Michael Hillebrand berichtet.

In zwei Stufen werden bei der Meyer-Werft die 450 Arbeitsplätze abgebaut, so sieht es das Verhandlungsergebnis zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat vor, dem etwa zwei Drittel der Mitarbeiter zugestimmt haben. 350 Mitarbeiter sollen bis Oktober freiwillig gehen, bevor es im November betriebsbedingte Kündigungen gebe, und gegebenenfalls in eine Transfergesellschaft wechseln, die sie fit macht für neue Jobs. Weitere 100 treffen die Tochterfirma Ems Maritime Services, aber erst in einem Jahr. Ole Cordsen und Mirco Moormann haben nachgefragt. Gute Nachrichten gibt es auch aus Papenburg, nämlich über den Bau eines bisher einzigartigen Schiffs. Christoph Assies und Ole Cordsen berichten über einen wahrhaft teuren Auftrag.

Die beste Nachricht wie immer zum Schluss: Unsere Leser sind einfach großartig. Nur fünf Tage, nachdem wir unsere Spendenaktion für die Hochwasseropfer im Großraum Aachen (Stolberg, Eschweiler) gestartet haben, sind schon fast 70.000 Euro auf unseren Konten eingegangen. Überwältigend finden wir das. So viel Mildtätigkeit ist schon überragend und spricht für das hohe Gemeinschaftsgefühl der Ostfriesen. Carmen Leonhard fasst zusammen.

Was heute wichtig wird:

  • Im Landkreis Leer ist es weder der CDU noch den Grünen gelungen, einen Landratskandidaten aufzubieten. In manchen Gemeinden ist es genauso. Einzelbewerber kennen dagegen keine Scheu. Eine Analyse von Karin Lüppen.
  • In Hesel soll eine Straße nach dem ehemaligen Bürgermeister Heiko Müller benannt werden. Darüber ärgern sich Anwohner im Zentrum, nicht, weil sie Müller für einen schlechten Menschen halten. Ihr Grund ist ein anderer. Christine Schneider-Berents berichtet.
  • Das nennt man Service: Der Landkreis Aurich plant eine mobile Waschanlage für Biotonnen. Es wäre die erste ihrer Art in Ostfriesland. Ob sie tatsächlich kommt, ist jedoch offen. Es lauern viele Fallstricke, berichtet Marion Luppen.
  • Die Hilfsorganisation Cornea Help aus Wiesmoor kümmert sich um Augenoperationen in Afrika, vor allem in abgelegenen Gebieten in Ruanda. Jens Schönig erklärt, wie das trotz Pandemie funktioniert.
  • In Emden sorgen aktuell einige Obdachlose für Diskussionen, weil sie vor einem Supermarkt herumlungern. Welche Handhabe haben Geschäfte, welche die Stadt? Und welche Angebote gibt es in Emden für Obdachlose? Mona Hanssen hat recherchiert.
  • Immer wieder ziehen Menschen aus anderen Bundesländern nach Ostfriesland. Vor allem viele Nordrhein-Westfalen zieht es an die Küste. Warum ihre Wahl gerade auf Ostfriesland fällt, zeigt Michael Hillebrand am Beispiel Krummhörn auf.

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