Tokio (dpa)

Deutsche Gold-Serie vorbei: Diskuswerfer Jasinski Zehnter

Martin Moravec und Andreas Schirmer, dpa
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Von Martin Moravec und Andreas Schirmer, dpa
| 31.07.2021 14:38 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Robert Harting, Christoph Harting - und nun Daniel Stahl. Die Olympia-Regentschaft der deutschen Diskuswerfer ist beendet. Jasinski und Prüfer erleben den Medaillenkampf nur aus der Zuschauerrolle.

Als Talisman hatte Diskushüne Daniel Jasinski in Tokio Glückssträhnen seiner beiden kleinen Kinder im Gepäck - der große Wurf für die deutsche Gold-Serie gelang ihm im Olympia-Finale nicht.

Fünf Jahre nach seinem Bronze-Coup von Rio de Janeiro musste der Wattenscheider die finalen Durchgänge der Konkurrenz zusammen mit Clemens Prüfer nur als mitfiebernder Konkurrent von der Bank aus miterleben. Jasinski landete mit 62,44 Metern im zweiten Versuch nur auf dem zehnten Platz, der Potsdamer Diskus-Lehrling Prüfer wurde am Samstag mit 61,75 Metern direkt dahinter Elfter von zwölf Athleten.

„Es ist enttäuschend“

„Es hat einfach nicht zusammengepasst. Ich habe die Dynamik, die Kraft nicht auf den Diskus bekommen. Ich habe daran gerissen wie ein Verrückter, aber der Diskus ist nicht geflogen“, meinte der enttäuschte Jasinski. Er konnte den beeindruckenden Triumph-Zyklus nach Gold für Robert Harting 2012 in London und Gold für dessen jüngeren Bruder Christoph 2016 in Rio nicht fortsetzen.

„Irgendwie war der Wurm drin, es ist enttäuschend“, konstatierte Jasinski, der bei jedem Wettkampf Zettelchen und Bilder von seinen Kindern und seiner Frau im Koffer vorfindet. Diesmal bekam der 31-Jährige drei auf Zettel geklebte Glückssträhnen samt Glückwünschen mitgeschickt. „Vom Feeling habe ich alles gegeben, was ging“, sagte er und wirkte ratlos.

In der Qualifikation tags zuvor war es ähnlich gewesen. Da musste sich Jasinski genauso wie auch Prüfer erst ins Finale zittern. „Die Aggressivität hat ein bisschen gefehlt“, resümierte er da. Mit „95 oder 97 Prozent“ der eigentlichen Leistungsfähigkeit sei es eben schwierig. 100 Prozent konnte er auch im Finale nicht abrufen.

Nach den beiden Hartings ist nun der Schwede Daniel Stahl der neue Chef im Ring. Der Führende der Weltjahresbestenliste (71,40) und Weltmeister von Doha 2019 verwies im Olympiastadion mit 68,90 Metern seinen Landsmann Simon Pettersson (67,39) und den Österreicher Lukas Weisshaidinger (67,07) auf die Plätze zwei und drei.

„'24 machen wir's dann richtig“

Da waren Jasinski und Prüfer längst in der Zuschauerrolle, da ihre ersten drei Würfe nicht für einen Platz unter besten Acht reichten. „Das ist ja keine Qual. Alle, die im olympischen Finale stehen, trennen am Ende Prozente in der Leistung“, sagte Jasinski, der den Frust aber erstmal „bisschen sacken lassen“ muss. „Ich empfinde es nicht als Zwang, den Leuten zuzugucken, wir haben sie angefeuert.“

Prüfer sah seine ersten Olympischen Spiele als Lehrveranstaltung. Nur zu gerne hätte er aber mehr erreicht. „Ich habe alles gegeben, ich wollte aber zuviel“, meinte der erst 23-Jährige. Unter diesem Druck habe die Technik gelitten, die Feinheiten hätten dann nicht mehr zusammengepasst. „Wenn man zuviel will, dann funktioniert es nicht.“ Prüfers großes Ziel ist jetzt Paris 2024. Tokio sei für ihn zum Kennenlernen gewesen, sagte er. „'24 machen wir's dann richtig.“

Und wo war Robert Hartings jüngerer Bruder Christoph? Der Rio-Triumphator hat seit seinem Coup nie wieder an große Weiten anknüpfen können. In dieser Saison wurde Harting dann auch von der nationalen Konkurrenz überflügelt. So war der 31-Jährige nur noch als Ersatz für Tokio berücksichtigt worden und gar nicht vor Ort.

© dpa-infocom, dpa:210731-99-638390/3

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