Emden

Trotz Absage: Die OZ feiert Emder Matjestage

Heiko Müller
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Von Heiko Müller
| 24.05.2020 17:30 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Emden ohne die Matjes-Tage? Das größte Volksfest der Stadt mit historischem Bezug ist offiziell abgesagt worden. Doch die Ostfriesen-Zeitung feiert das Fisch-Festival trotzdem mit einem bunten Strauß aus Aktionen und Angeboten. Und viele Partner machen mit.

Emden - Emden ohne die Matjes-Tage? Die Enttäuschung vieler Menschen in Ostfriesland und anderen Regionen über die offizielle Absage des größten und beliebten Emder Volksfestes wegen der Corona-Pandemie ist groß. Aber auf das Gefühl, den Geschmack, den Klang und die Traditionen dieses Fischfestivals müssen die Ostfriesen in diesem Jahr nicht verzichten: Denn die Ostfriesen-Zeitung bringt ihren Lesern die Matjestage sozusagen nach Hause und ins Auto.

Gemeinsam mit der Stadt Emden, dem Arbeitskreis Emder Matjestage, dem Matjesproduzenten Fokken & Müller, Schaustellern und weiteren Partnern stellt die OZ für diese und die kommende Woche einen bunten Strauß aus virtuellen und realen Aktionen und Angeboten zusammen.

„Matjes-Drive-in“ bei der Nordseehalle

Auch auf dem Handy macht der Matjes eine gute Figur. Bild: Ortgies
Auch auf dem Handy macht der Matjes eine gute Figur. Bild: Ortgies
Am ersten Juni-Wochenende – dann sollte das Volksfest eigentlich stattfinden – können Ostfriesen und Gäste der Region die Matjestage mit allen Sinnen genießen. Fisch-Delikatessen gibt es natürlich auch: Höhepunkt ist am Sonnabend, 6. Juni, ein „Matjes-Drive-in“ auf dem Parkplatz der Nordseehalle. Dort können sich Autofahrer wie bei amerikanischen Schnellrestaurants Fischbrötchen und andere Leckereien direkt ins Auto reichen lassen. Indem die Kunden ihr Essen nicht an Ort und Stelle verzehren und auf Abstand zum Personal bleiben, kann der Infektionsschutz gewahrt werden.

Vor der Nordseehalle werden der Fischimbiss „Emder Heringslogger“ sowie die Schausteller-Familien Wilken und Alberts aus Neukamperfehn mehrere Verkaufswagen aufbauen. Auch für Radfahrer soll es eine Möglichkeit geben, sich dort mit Matjes und andere Leckereien für zu Hause zu versorgen. Zum Angebot werden auch „Emder Mutmacher-Matjes“ gehören, die die Firma Fokken & Müller exklusiv für diese Aktion in einer eigens dafür gestalteten Schale produziert. Der Emder Matjesversand stellt zudem eine Box „Matjesfest to go“ zusammen – mit allem, was dazugehört. Dieser Sonderkarton kann von diesem Montag an online bestellt werden, wird aber am Freitag, 5. Juni, in Emden und Hinte auch direkt an die Haustür geliefert.

Stadt erarbeitet Hygienekonzept

Damit Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln beim „Matjes-Drive-in“ eingehalten werden, erarbeitet die Stadt ein Hygienekonzept. Sie wird auch für eine geregelte Verkehrsführung sorgen. „Denn wir wollen in jedem Fall vermeiden, dass es zu größeren Menschenansammlungen kommt“, sagt Nina Harms, Leiterin der Emder OZ-Redaktion.

Wer lieber selbst kocht, bekommt zu den Matjestagen Anregungen. Der Küchenchef des Emder Restaurants Hafenhaus, Joachim Behrens, stellt dafür vier Rezepte zur Auswahl, über die die OZ-Leser abstimmen können. Das Gericht, das die meisten Stimmen erhält, wird der Chefkoch für das Matjes-Fest vor den Kameras von ostfriesen.tv zubereiten, so dass es zu Hause mit- oder nachgekocht werden kann.

Idee wurde in der Redaktion geboren

Es wird auch einen Cocktail-Tipp von den „Machern“ der „Treffpunkt“-Cocktailbar der Sparkasse geben, die während der „richtigen“ Matjestage stets umlagert ist. Shantys, die untrennbar mit dem Matjes-Tagen verbunden sind, werden ebenfalls erklingen. Geplant ist unter anderem ein virtuelles Projekt mit der Emder Shanty-Gruppe, die seit den Anfängen des Festes vor etwa 30 Jahren dabei ist.

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OZ bringt Matjestage nach Hause
22.05.2020
Die Idee zu den alternativen Matjestagen wurde in der Emder OZ-Redaktion geboren. „Wir haben unsere Köpfe zusammengesteckt und ein Konzept entwickelt“, so Ressortchefin Nina Harms. Es sei bunt, vielseitig und unterhaltsam. Den Anstoß dazu hatte eigentlich der Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) gegeben. Nach der Absage aller Großveranstaltungen bis zum 31. August hatte er gesagt, dass er auf die Kreativität der Emder setze. Es gebe „sicher auch andere Möglichkeiten des Miteinanders, ohne sich physisch nahe zu sein“, meinte Kruithoff.

Die Aktionen sollen Gemeinschaft schaffen

Diesen Ball nahm die OZ auf: „In Zeiten wie diesen, wenn normales Miteinander-Leben nicht mehr möglich ist, sind Lokalzeitungen wie die OZ besonders wichtig“, sagt Chefredakteur Joachim Braun. Und: „Wir sind die Kümmerer der Region und können unsere größte Stärke perfekt ausspielen, nämlich Gemeinschaft zu formen, Menschen zusammenbringen.“ Das versuche die OZ jetzt bei den Matjestagen: „Wir hoffen, Sie sind dabei!“

Dabei zu sein ist für die Stadt keine Frage. Der Oberbürgermeister freut sich, „dass auch hier so viele Akteure an einem Strang ziehen, um diese Alternative auf die Beine zu stellen“. Das sei „auch ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung für die Schausteller, die auch wirtschaftlich besonders von der Krise betroffen sind“, so Kruithoff. Ähnlich sieht das Frank Nowak vom Arbeitskreis Emder Matjestage. Dieses Team organisiert normalerweise das Fest. Der Arbeitskreis hatte schon viel Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt, bevor er die Veranstaltung Mitte April absagen musste. Nowak bedauert das. Schön sei es, dass mit dem etwas anderen Konzept jetzt doch Matjesgrüße aus Emden in das ganze Land getragen werden können.

„Zu Hause und doch gemeinsam“

Bei dem Emder Matjesproduzenten Fokken & Müller sind sie „stolz, Teil einer ,kreativen Lösung’ zu sein“. Juniorchef Klaas Müller: „Nicht einfach hinnehmen, sondern eine Lösung zu suchen, ein Stück Normalität in dieser verrückten Zeit zu schaffen, dass macht uns gemeinsam mit den starken Partnern viel Spaß“. Das Unternehmen sei deshalb gleich „Feuer und Flamme gewesen, als die erste Idee vor einigen Wochen auf den Tisch kam.“

Auch Kunden, Schausteller und Versandhändler hätten sich schnell überzeugen lassen. Müller weiter: „Die Emder erhalten die Gelegenheit, ihr Matjesfest 2020 doch ein wenig zu feiern – mit Abstand, zu Hause, aber doch irgendwie gemeinsam.“

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