New York (dpa)

Debatte um Geschlechtergerechtigkeit bei UN-Vollversammlung

| 24.09.2020 03:11 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Anderthalb Tage dauert es, bis bei der Generaldebatte der UN die erste Frau ans Online-Rednerpult tritt. Das heizt eine Debatte über Geschlechtergerechtigkeit neu an. UN-Chef Guterres spricht von einem „versteckten Krieg gegen Frauen“.

Nach anderthalb Tagen und rund 50 Reden von Staats- und Regierungschefs hat bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York die erste Frau gesprochen - und damit eine Debatte über Geschlechtergerechtigkeit neu angefacht.

Die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova hielt ihre Ansprache vor der Vollversammlung, wegen der Coronavirus-Pandemie wie alle anderen Redner auch per vorab aufgezeichneter Video-Botschaft.

Caputova war Nummer 51 auf der Rednerliste der Generaldebatte, alle vor ihr waren Männer. Wer wann spricht, legen die Organisatoren unter anderem basierend auf Tradition, Vorlieben der Länder und Rang des Vertreters fest. Erwartet wird, dass bei der bis Dienstag dauernden Generaldebatte mit Reden von rund 200 Vertretern von Ländern oder Organisationen nur knapp ein Dutzend der Beiträge von Frauen stammen werden. Auch die Posten des UN-Generalsekretärs und des Präsidenten der UN-Vollversammlung sind mit António Guterres und Volkan Bozkir mit Männern besetzt. Deutschland wird voraussichtlich am letzten Tag der Debatte von Außenminister Heiko Maas (SPD) vertreten.

UN-Generalsekretär Guterres hatte das Thema Geschlechtergerechtigkeit bei seiner Rede zur Eröffnung der Veranstaltung am Dienstag adressiert. Er sprach von einem „versteckten Krieg gegen Frauen“ und ihrer grundlegenden Benachteiligung. Guterres hob dabei hervor, dass Frauen die Hauptlast der sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie tragen müssten, von Arbeitsplatzverlust stärker betroffen seien und den größten Teil der unbezahlten Pflegearbeit erledigten, die durch Covid-19 verursacht wird. „Wenn wir nicht jetzt handeln, könnte die Gleichstellung der Geschlechter um Jahrzehnte zurückgedrängt werden.“

Im vergangenen Jahr waren 16 der 192 Redner bei der Generaldebatte Frauen. Der damalige Präsident der Vollversammlung, Tijjani Muhammad-Bande, hatte das als „keine gute Zahl, insbesondere angesichts unserer Einsatzes für Gleichberechtigung“ bezeichnet.

Innerhalb der Vereinten Nationen habe die Gleichberechtigung der Geschlechter für Guterres eine sehr hohe Priorität, sagte sein Sprecher Stephane Dujarric. Guterres könne aber nicht darüber entscheiden, wer Präsident, Regierungschef oder Außenminister der Mitgliedsländer werde. „Es ist klar, das die Welt von einer größeren Repräsentation von Frauen auf den höchsten Ebenen profitieren würde“, sagte Dujarric. „Da sind wir nicht.“

© dpa-infocom, dpa:200924-99-684539/3

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