Berlin (dpa)

Sag halt auch was Gutes - Söder stellt Laschet-Biografie vor

Ruppert Mayr, dpa
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Von Ruppert Mayr, dpa
| 30.09.2020 18:35 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Es ist nicht so lange her, da knirschte es zwischen dem bayerischen und dem NRW-Ministerpräsidenten gehörig. Das scheint vorbei. Jetzt stellen Söder und Laschet eine Biografie des jeweils anderen vor.

Nein, er würde das nicht nur für Armin Laschet tun. Er würde das auch für Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder Jens Spahn machen, sagt Markus Söder am Mittwoch gleich zu Beginn der Vorstellung einer Biografie über den NRW-Ministerpräsidenten.

Er habe auch mit Armin Laschet darüber gesprochen, und der habe gesagt: „Ja, ich soll halt auch was Gutes sagen.“ Buchvorstellungen sind in der Regel launig, wenn sich politische Konkurrenten darauf einlassen, zumal wenn es sich um Biografien handelt, wenn es also auch um Menschliches der Spitzenpolitiker geht. Das machen nun Söder und Laschet. Sie stellen die Biografie des jeweils anderen vor. Als erster war der bayerische Ministerpräsident am Mittwoch im Meistersaal am Potsdamer Platz in Berlin dran. In ein paar Wochen folgt Laschet, der ein Buch über Söder vorstellt.

Das sei eine sehr freundliche Biografie, sagt der CSU-Chef am Mittwoch über die Laschet-Biogafie und kündigt für seinen Fall schon mal an: „Das gibt es in Bayern nicht.“ Was ihm am Buch am meisten aufgefallen habe, sei eine Szene, „dass er im Urlaub vom Stuhl in den Swimmingpool gefallen ist, und das Handy nicht, aber den Zigarillo hochgehalten hätte“.

Aufgefallen sei ihm Laschet früher eher als kritisch in Richtung CSU. Dieser habe jedenfalls nicht von vorneherein den Eindruck erweckt, „Mitglied im Fanclub der CSU zu sein“, sagt Söder. Man habe sich nur langsam bis auf das Du angenähert, macht der Bayer deutlich. Sie hätten auch unterschiedliche Temperamente: „Ich gehe schon mal voraus“, sagt Söder und lässt offen, was er in diesem Fall Laschet attestiert.

Die Unterschiede der beiden Spitzenpolitiker sind schon rein äußerlich wahrzunehmen. Hier der hoch aufgeschossene, körperlich präsente Markus Söder, da der quirlige Armin Laschet. Hier der machtbewusst daherkommende, joviale bayerische Ministerpräsident, da der als eher weich und liberal geltende NRW-Ministerpräsident. Der eine evangelischer Nürnberger, der andere Katholik aus Aachen, der just in dem Moment, als Söder die Biografie vorstellte, auf dem Weg zum Papst nach Rom war.

Es hat am Anfang der Corona-Krise auch nicht so richtig geklappt mit den beiden. Die Sticheleien und Vorwürfe gingen in beide Richtungen, zu unterschiedlich die Positionen und die Maßnahmen, die sie in ihren Ländern ergriffen haben. Söder ging zum Teil mit sehr scharfen Maßnahmen voran, Laschet versuchte einen Ausgleich zwischen Verboten und Lockerungen zu schaffen. Im Kampf um den CDU-Vorsitz freute dies vor allem die Konkurrenten Laschets, Friedrich Merz und Norbert Röttgen.

Erst nach dem Corona-Sommer wurde das besser. Söder mag begriffen haben, dass wenn er ständig auf Laschet einhaut, er es am Schluss mit Merz als CDU-Vorsitzendem zu tun bekommt, und das will er wohl noch weniger als Laschet.

Kanzlerin Angela Merkel konnten diese Nickligkeiten der beiden nicht recht sein. Sie will im kommenden Wahljahr eine geordnete CDU beziehungsweise Union „übergeben“. Das Standing, Einfluss zu nehmen, hat sie durch ihr Management in der Corona-Krise wieder erlangt. Sie besuchte im Sommer beide, Söder und Laschet, und erwies ihnen die Gunst - Laschet wohl etwas mehr als Söder.

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hatte neulich auch einen Versuch gestartet, die Situation zu glätten, und Söder indirekt quasi aufgefordert einzulenken, so konnte man es jedenfalls verstehen.

Doch Söder hält sich alle Optionen offen. Für ihn kann die Rechnung nur positiv aufgehen. Er versuche, das Beste für Bayern zu erreichen, sagt er. Heißt: Er will im Kampf um CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur möglichst viele Punkte machen - um die Position der CSU in Bayern und im Bund und auch die eigene zu stärken. Egal wie das Rennen um die Kanzlerkandidatur ausgeht, wenn er keine größeren Fehler macht, hat er die Stärkung seiner Partei jetzt schon auf der Habenseite.

Wieder und wieder betont er, sein Platz sei in Bayern. Dies dürfte sich auch nur dann ändern, wenn Söder eine echte Chance sähe, Kanzler zu werden. Doch Laschet wird wohl nicht freiwillig nachgeben, solange die Umfragewerte für die CDU so gut sind.

Für eine in Lager gespaltene CDU nach der Wahl des Parteivorsitzenden könnten die Werte schnell wieder sinken, zumal wenn die Wähler langsam wahrnehmen, dass nicht mehr Merkel antritt, sondern ein anderer. Wie sagte Söder, ein guter Teil der Zustimmung gehe auf das Konto der Krisenkanzlerin. Bei sinkenden Umfragewerten dürfte auch Söder keinen Lust mehr verspüren, die Kanzlerkandidatur zu übernehmen. Denn das Risiko einer Niederlage wäre zu groß - und Söder kalkuliert Risiken äußerst genau.

Und Laschet? Oft unterschätzt, sagen die Autoren seiner Biografie. In einigen Wochen stellt er die Neuauflage einer Söder-Biografie vor. Mal schauen, was er über seinen Konkurrenten zu sagen hat.

© dpa-infocom, dpa:200930-99-774622/2

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