Berlin (dpa)

Digitalisierungsschub überfordert Teile der Wirtschaft

| 16.11.2020 11:59 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Corona-Krise hat die Firmen gezwungen, schneller als geplant auf digitale Abläufe umzustellen. Aber nicht alle Unternehmen in Deutschland können diese Einsicht in konkrete Projekte umsetzen. Vor allem kleinere Firmen tun sich schwer damit.

Die Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland hat durch Corona an Bedeutung gewonnen - aber fast jedes dritte Unternehmen musste Investitionen in diesem Bereich zurückfahren.

Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

„Die Corona-Pandemie ist eindeutig ein Digitalisierungstreiber für die deutsche Wirtschaft“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg am Montag. „Die gute Nachricht ist: Die Unternehmen wollen etwas tun und die Digitalisierung vorantreiben. Die schlechte Nachricht: Längst nicht alle sind dazu in der Lage.“

Prinzipielle Vorbehalte gegen die Digitalisierung gibt es demnach quasi gar nicht mehr. 97 Prozent der Unternehmen sehen aktuell die Digitalisierung vor allem als Chance für das eigene Unternehmen. Mehr als 8 von 10 Unternehmen (84 Prozent) geben an, dass durch die Corona-Pandemie die Digitalisierung für das eigene Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat.

Bei der konkreten Umsetzung der Digitalisierungspläne sehen die Zahlen nicht mehr so eindeutig aus. 43 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sich ihre Investitionen in die Digitalisierung seit Corona „stark erhöht“ (11 Prozent) oder „eher erhöht“ (32 Prozent) haben. Umgekehrt beklagen aber 30 Prozent, dass die Ausgaben „eher gesunken“ (27 Prozent) oder „stark gesunken“ (3 Prozent) sind.

In der Umfrage werden auch Unterschiede je nach Unternehmensgröße sichtbar. Nur 10 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern und 13 Prozent der Unternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern haben demnach ihre Investitionen stark erhöht. Bei den Unternehmen mit 500 bis 1999 Mitarbeitern seien es aber 24 Prozent gewesen, bei denen ab 2000 Mitarbeitern 22 Prozent. „Es besteht die Gefahr, dass der Digitalisierungsschub durch Corona zu einer noch tieferen Spaltung in der deutschen Wirtschaft führt: in Unternehmen, die weitgehend im Analogen verharren, und in Unternehmen, die bei der Digitalisierung mit Tempo vorangehen“, sagte Berg.

Als größte Hürde für die Digitalisierung nennen die Unternehmen den Datenschutz (69 Prozent). Dahinter folgen Anforderungen an die technische Sicherheit (58 Prozent) und fehlende Fachkräfte (55 Prozent). Fehlende finanzielle Mittel nennen aktuell 43 Prozent der Unternehmen als eine Hürden, im April waren es nur 25 Prozent, 2019 sogar nur 20 Prozent.

Bei vielen Unternehmen stand die Einführung von Homeoffice ganz oben auf der Prioritätenliste. 55 Prozent hätten dies bereits umgesetzt, bei weiteren 15 Prozent sei dies geplant.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hatte am Wochenende auf „einen klar positiven Effekt des Homeoffice“ hingewiesen. „Vor allem die Arbeit der Beschäftigten gestaltet sich in vielen Unternehmen sichtbar digitaler als vor der Krise“, sagte ZEW-Experte Daniel Erdsiek. Grund dafür dürfte besonders die Verlagerung der Arbeit vom Büro ins Homeoffice sein, sagte er.

© dpa-infocom, dpa:201116-99-349225/2

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