Nyon (dpa)

Europapokal-Reform, Zuschauer bei EM: UEFA muss entscheiden

Florian Lütticke und Manuel Schwarz, dpa
|
Von Florian Lütticke und Manuel Schwarz, dpa
| 16.04.2021 11:30 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Wie sieht die Champions League ab der Saison 2024 aus? Bleibt München EM-Gastgeber und in welchen Städten findet das Turnier statt? Im europäischen Fußball wird es in den kommenden Tagen wichtige Entscheidungen geben.

Auch nach dem sportlichen Komplett-Aus im Europapokal steht der deutsche Fußball auf internationaler Ebene vor wegweisenden Entscheidungen.

Im Machtpoker um die weitreichende Reform der Champions League appellieren Fans des FC Bayern und von Borussia Dortmund vor dem Beschluss am Montag an die Spitzenclubs. München zittert in der offenen Zuschauer-Frage um die Spiele bei der EM. Und erstmals seit zwei Jahren soll ein deutscher Vertreter wieder im wichtigsten internationalen Gremium mitbestimmen dürfen.

Die wichtigsten Antworten zu den Treffen der Europäischen Fußball-Union UEFA in der kommenden Woche:

Wie sicher sind die EM-Spiele in München?

Noch hat die UEFA keine finale Zusage für die vier geplanten Partien der EM in München gegeben. Der Kontinentalverband will Geisterspiele im Sommer unbedingt vermeiden und verlangte zuletzt Garantien für die Zulassung von wenigstens einem Teil der Zuschauer. München will kein solches Blanko-Versprechen geben und verweist auf Corona und die Infektionsentwicklung.

Der Wunsch nach einer Fan-Rückkehr ist zwar bei allen da. Ob das Beteuern in Bayern und beim DFB, alles zu versuchen, der UEFA und ihrem Präsidenten Aleksander Ceferin reicht, war offen - auch wenn es positive Signale gab. Eine konkrete Absichtserklärung aus der Politik lag allerdings zunächst noch nicht bei der UEFA vor. Ob es sich der Kontinentalverband wirklich mit dem DFB - Gastgeber der EM 2024 - verscherzen will? Ein Deal erschien zumindest möglich.

Wer sind noch Wackelkandidaten?

Von acht Gastgebern, darunter dem Finalort London, hatte die UEFA vergangene Woche bereits Garantien erhalten, zumindest teilweise Zuschauer in die Stadien zu lassen. Am Mittwoch wurde auch Rom als Ausrichter bestätigt. Neben München wackelten zuletzt Bilbao und Dublin und erhielten eine Frist bis Montag gesetzt, um weitere Informationen zur Zulassung von Zuschauern zu liefern.

Der spanische Verband schlug daraufhin die südspanische Stadt Sevilla als Alternative für Bilbao vor. Dies wäre für die UEFA ein mögliches Szenario, damit Spanien die EM-Spiele behalten könnte. Aufgrund der Bedingungen der Regionalregierung des Baskenlandes seien Spiele vor Publikum in Bilbao undenkbar, hatte der spanische Verband zuletzt mitgeteilt. Auch der irische Verband konnte nach Rücksprache mit der Regierung keine Garantie für Zuschauer in Dublin geben. Als möglicher Ersatz wird unter anderem die englische Stadt Newcastle gehandelt.

Wie soll die Reform der Champions League aussehen?

Die UEFA-Exekutive will bei ihrer Sitzung am Montag entscheiden, wie die Königsklasse ab 2024 aussehen soll. Auf dem Tisch liegt der Vorschlag, dass 36 statt bislang 32 Teams teilnehmen sollen. Gespielt werden soll dann nicht mehr in acht Vorrundengruppen, sondern in nur einer Liga, in der aber nicht Jeder gegen Jeden antritt. Die Zahl der Partien pro Saison würde um maximal 100 deutlich ansteigen.

Die Europäische Club-Vereinigung ECA sprach sich zuletzt dafür aus, dass pro Saison zwei Teams ohne direkte Qualifikation allein auf Basis historischer Ergebnisse einen Startplatz erhalten. Wegen eines Dissens mit den mächtigen Vereinen hatte die UEFA den ursprünglich Ende März geplanten Beschluss bereits verschoben. Am Freitag wollte die ECA, die mit zwei Sitzen in der Exekutive des Kontinentalverbands vertreten ist, letzte Details für die Reform besprechen.

Was halten Fans davon?

Organisierte Anhänger, die jedoch keine Entscheidungsmacht besitzen, protestieren vehement gegen die Pläne. Fanvertretungen europäischer Spitzenvereine wie dem FC Bayern und Borussia Dortmund fordern in einem Offenen Brief an ECA-Chef Andrea Agnelli, die aus ihrer Sicht „rücksichtslosen Reformpläne aufzugeben“. Diese würden „eine ernstzunehmende Gefahr für den gesamten Fußball“ darstellen und die Kluft zwischen reichen Clubs und dem Rest der Fußballwelt vergrößern. Die Organisation „Unsere Kurve“ forderte den deutschen Vertreter im Exko, Rainer Koch, zum Votum gegen die Reform auf. Auch Zweitligist St. Pauli appellierte an den DFB-Vizepräsidenten, nicht zuzustimmen.

Wie ist der deutsche Fußball in internationalen Gremien vertreten?

Seit dem Rücktritt des ehemaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel hatte der deutsche Fußball keinen Sitz mehr im FIFA-Council. Der Einzug von Peter Peters in das Gremium des Weltverbands ist nun praktisch sicher. Der langjährige Schalke-Finanzchef ist beim UEFA-Kongress am Dienstag einer von vier europäischen Kandidaten für vier freie Plätze. Auch die Wiederwahl von DFB-Vizepräsident Reinhard Koch in die Exekutive der UEFA ist so gut wie fix. Koch, der im Vorjahr in das wichtige europäische Gremium als Nachfolger Grindels einzog, gehört zu neun Bewerbern für acht freie Plätze.

© dpa-infocom, dpa:210416-99-228197/4

Ähnliche Artikel