Politik

Grüne schicken Baerbock in das Rennen ums Kanzleramt

Martin Alberts und den Agenturen
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Von Martin Alberts und den Agenturen
| 19.04.2021 19:52 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die 40-jährige Annalena Baerbock erhält auch Unterstützung aus Ostfriesland. Unterdessen fehlt der Union noch immer die Antwort auf die K-Frage.

Berlin/Leer - Annalena Baerbock wird für Bündnis 90/Die Grünen in den Wahlkampf um das Amt der Bundeskanzlerin ziehen. Am Montag nominierte der Parteivorstand die 40-Jährige. Verkündet wurde die Entscheidung am Vormittag ausgerechnet von ihrem Konkurrenten um die Kandidatur – Robert Habeck, der gemeinsam mit Baerbock das Führungsduo an der Parteispitze bildet. Die Grünen demonstrierten damit eine Geschlossenheit, von der die Union derzeit weit entfernt zu sein scheint: Auch am Montag gab es bis zum Abend keine Entscheidung darüber, ob nun CDU-Chef Armin Laschet oder CSU-Chef Markus Söder für die Union in das Rennen um den Posten als Bundeskanzler gehen soll.

Bei den Grünen gingen am Montag mit der Entscheidung für Baerbock monatelange Spekulationen zu Ende. Die Grünen-Chefin und der Co-Vorsitzende Habeck hatten sich im Stillen geeinigt. Baerbock muss nun zwar noch auf einem Parteitag vom 11. bis 13. Juni bestätigt werden. Das gilt aber als Formsache.

Ostfriesen freuen sich über Baerbock

Rückendeckung bekommt die 40-Jährige auch aus Ostfriesland: „Ich freue mich wirklich über den Vorschlag des Parteivorstands“, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz (Borkum) unserer Redaktion. Baerbock sei „hart in der Sache“, aber „immer fair im Miteinander“ – und bringe damit die besten Voraussetzungen für das Amt der Kanzlerin mit, findet Janssen-Kucz.

Beim Grünen-Ortsverband Leer freue man sich, dass mit Baerbock „eine toughe Frau ins Rennen geht“, teilte die Vorsitzende Mechthild Tammena mit. Man wolle aber auch Habeck gratulieren, der sich im Wettstreit um die Kandidatur an die verabredeten Regeln gehalten habe und sich weiterhin für Baerbock einsetzen werde. Ob die Union im Wahlkampf eine solche Geschlossenheit zeigen kann, ist angesichts des andauernden Machtkampfs um die Kanzlerkandidatur hingegen zweifelhaft: Am Montag überließ die CSU die K-Frage der Schwesterpartei CDU. Diese entscheide jetzt „souverän“, sagte Söder: „Wir als CSU und auch ich respektieren jede Entscheidung.“ Söder machte deutlich, dass Armin Laschet Kanzlerkandidat werde, wenn der CDU-Bundesvorstand dies beschließe. Er versicherte: „Wird es Armin, hat er meine volle Unterstützung und die Rückendeckung der CSU.“

CDU hat sich noch nicht festgelegt

Laschet berief für Montagabend eine Online-Sonderkonferenz des Parteivorstands ein. „Ich werde dem Bundesvorstand einen Vorschlag machen, wie wir jetzt sehr schnell die nicht geklärte Frage zwischen CDU und CSU auflösen“, kündigte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident an.

Er hoffe, dass man dann „sehr schnell in dieser Woche“ zu Entscheidungen komme. Laschet bot Söder an, an der Sitzung teilzunehmen. Bayerns Ministerpräsident lehnte dies jedoch ab.

Grüne sehen reelle Chancen aufs Kanzleramt

Wie sich die Nominierung von Baerbock bei den Grünen und der Zwist bei der Union auf die Chancen der Parteien auf eine Regierungsbeteiligung auswirken, muss sich bis zur Bundestagswahl am 26. September zeigen. In einer aktuellen Forsa-Umfrage vom 14. April gaben 27 Prozent der Befragten an, die Union wählen zu wollen. 23 Prozent sprachen sich für die Grünen aus. Die SPD kam mit ihrem Kanzlerkandidaten, Bundesfinanzminister Olaf Scholz, in der Umfrage auf 15 Prozent. Die Grünen sehen für sich somit erstmals in ihrer Geschichte die Chance, als stärkste Partei aus der Bundestagswahl hervorzugehen, wie Habeck am Montag bekräftigte. Und auch Janssen-Kucz sagte: „Alles ist drin.“

„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass dieses Land einen Neuanfang braucht“, sagte Baerbock bei ihrer Vorstellung als Kandidatin für das Kanzleramt. Sie ist bei der 20. Bundestagswahl seit 1949 erst die zweite Frau nach der amtierenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die sich ums höchste Regierungsamt in Deutschland bewirbt.

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