Was Sie heute wissen sollten

Drittimpfung | Rudnick testet | SPD-Interna

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 11.05.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Der Trend geht zur Drittimpfung. Kleiner Scherz. Okay, okay, ein schlechter Scherz. Sechs Impfdosen hatte vorvergangenes Wochenende in Schortens eine Krankenschwester durch Kochsalzlösung ersetzt, um davon abzulenken, dass ihr ein Impffläschen runtergefallen war. 89 der damaligen Impflinge bekommen nun im Impfzentrum Friesland nochmal eine Dosis. Darunter sind 67 Zweitgeimpfte, bei denen nicht nachweisbar ist, ob sie Kochsalzlösung bekamen. Dazu kommen noch 22 Erstgeimpfte, bei denen noch keine Antikörper nachweisbar waren. Die Details hat Andreas Ellinger recherchiert. Der Krankenschwester, die ihr Missgeschick vertuscht hatte, ist inzwischen gekündigt worden. Laut „Spiegel“ recherchiert gegen sie auch der Staatsschutz, weil sie angeblich coronakritische Kommentare über WhatsApp verbreitet hatte.

Gestern Abend brachte die ARD nach der Tagesschau Bilder aus dem nordfriesischen Büsum: Geöffnete Läden, Cafés und Biergärten, viele Urlauber (aus NRW), glückliche Vermieter - und ich dachte nur, das käme für Ostfriesland gerade recht. Ein Anfang ist immerhin gemacht. So langsam und sehr zögerlich öffnen seit gestern auch die hiesigen Tourismusbetriebe wieder. Willkommen sind aber nur Gäste aus Niedersachsen. Probleme gibt es gleichwohl viele, wie Martin Teschke recherchiert hat. Die Betriebe brauchen Zeit, um auf Touren zu kommen, Gäste aus NRW fehlen, und noch ist unklar, wie viele Unternehmen die Krise nicht überlebt haben.

So gilt die Hoffnung vor allem dem Sommer. Nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr, als gerade in den Küstenorten die Hölle los war, rüsten viele Touristiker nun technisch auf, um die Besucherströme zu lenken. In Norddeich sind Sensoren am Strand geplant, in Dornumersiel sollen Drehkreuze verhindern, dass das Gedränge zu groß wird. Imke Oltmanns hat sich bei den Touristikern erkundigt.

Der Auricher Möbelhändler Ludwig Rudnick beweist Unternehmergeist. Statt zu klagen, übernimmt er Initiative. Da der Laden über 200 Quadratmeter groß ist und nach dem niedersächsischen Kompromiss nur getestete Kunden hineindürfen, hat er nun sein eigenes Schnelltest-Center aufgebaut. Vorbildlich, finde ich. Welche Ideen andere Einzelhändler in Aurich haben, um mit der schwierigen Situation umzugehen, hat Gabriele Boschbach erfragt.

Jahrzehntelang war die SPD die dominierende Partei in Ostfriesland. Dass dies bei der Bundestagswahl im September auch noch so ist, daran glaubt offenbar auch die Bezirksvorsitzende Johanne Modder nicht so recht. Bei der Listenaufstellung am Wochenende ging die Bunderin auf Nummer Sicher und ließ auch amtierende ostfriesische Abgeordnete wie Johann Saathoff und Siemtje Möller durch vordere Listenplätze absichern. Das schwächt, wie Andreas Ellinger schrieb, unter Umständen die SPD Weser-Ems, weil Kandidaten in weniger aussichtsreichen Wahlkreisen so weniger Chancen haben. Oder ganz sicher ihr Mandat verlieren werden. Wie die profilierte Außenpolitikerin Daniela De Ridder (Mittelems), die 2017 noch auf Platz 2 kandidierte und jetzt trotz Gegenwehr auf 18. Ihre Berliner Karriere dürfte damit beendet sein. Dass sie nicht die beste Freundin von Johanne Modder ist, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Johann Saathoff aus Pewsum, der schon goldene Löffel stehlen müsste, um nicht erneut direkt gewählt zu werden, will nun jedenfalls die Bindung in den eigenen Wahlkreis stärken. Der frühere Krummhörner Bürgermeister, der auch Unterbezirksvorsitzender seiner Partei ist, hat angekündigt, am 12. September auch für den Kreistag Aurich zu kandidieren. „Eine kommunalpolitische Verwurzelung von Bundestagspolitikern sehe ich auch als erforderlich an“, sagte er Gabriele Boschbach. Das scheint zu funktionieren, immer wieder: Der Landtagsabgeordnete Wiard Siebels profitiert ganz offensichtlich von seinem Kreistagsmandat, Johanne Modder von ihrem sicher auch, Jochen Beekhuis eher nicht.

Der Mai ist der neue April, oder? Es geht hoch und runter. Gestern war nach dem Hochsommer-Sonntag nochmal T-Shirt-Tag, ab heute ist wieder Langärmeliges angesagt. Der April hingegen hatte noch mehr Pfeffer: Der kälteste seit 44 Jahren, in Ostfriesland um 2,3 Grad unter dem Mittelwert der vergangenen 30 Jahre, dreimal so viele Frosttage wie üblich, aber auch mehr Sonne als im Durchschnitt. Heiko Müller hat sich mit Jörg Deuber vom Deutschen Wetterdienst in Emden unterhalten.

Was heute wichtig wird:

  • Ein 39-Jähriger aus Bremen pilgert mit zwei Ziegen und zwei Hunden unter anderem durchs Rheiderland und die Niederlande. Tatjana Gettkowski hat den norddeutschen Wanderer getroffen.
  • Die Staatsanwaltschaft Aurich legt einem 24-Jährigen aus Südbrookmerland versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zur Last. Er soll Ende Juni 2019 mit einer Eisenstange auf das Opfer eingeschlagen haben. Bettina Keller verfolgt den Prozess.
  • „Jung kauft alt“ heißt ein Programm, bei denen ältere Häuser an junge Familien verkauft werden sollen. So soll verhindert werden, dass die alten Dorfkerne ausbluten. Wie erfolgreich ist das Programm? Claus Arne Hock hat nachgefragt.
  • Die Verkaufszahlen für E-Bikes sind explodiert. Aber was passiert eigentlich mit dem ganzen Elektronikschrott? Wo werden die Batterien entsorgt? Können Sie recycelt werden? Worauf können Verbraucher achten? Gordon Päschel hat recherchiert.

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