Was Sie heute wissen sollten

Impfen | Osbilds AfD | Tiertransport

Joachim Braun
|
Von Joachim Braun
| 12.05.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Zuletzt konnten wir ja durchaus optimistisch sein: Der Frühling kommt, die Impfungen laufen besser als erwartet, es gibt erste Öffnungen, und die Inzidenzzahlen gehen zurück. Den Dämpfer gab es gestern: Es ist doch nicht so viel Impfstoff da, wie angekündigt. In den ostfriesischen Impfzentren werden die Vakzine knapp. Der Landkreis Aurich schlug als erstes Alarm: Allein am Montag waren dort fast 1500 Menschen erstgeimpft worden. Für die letzte Mai- und die ersten beiden Juniwochen stehen aber insgesamt nur 1400 Impfdosen zur Verfügung. In Wittmund und Emden sieht es ähnlich aus (aus Leer gab es leider keine Infos). Dafür sind die Zweitimpfungen gesichert, wie Andreas Ellinger recherchiert hat. Ein Skandal? Ja, ein Skandal.

Zusätzlich gefährdet wird der Impffortschritt durch die steigende Skepsis über die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson. Aber wie gefährlich sind sie wirklich? Wie hoch ist das Risiko einer schwerwiegenden Nebenwirkung? Jedenfalls deutlich geringer als nach einer Corona-Infektion schwer zu erkranken. Lediglich bei unter 30-Jährigen rät die Deutsche Gesellschaft für Immunologie zu einer Impfung mit Biontech oder Moderna.

Das sieht der Vater eines 43 Jahre alten am 9. April verstorbenen, 43-jährigen Küchenchefs sicher ganz anders. In einer Todesanzeige, die am Samstag in der OZ erschien, hieß es: „Nach der Astrazeneca-Impfung, mitten aus dem Leben gerissen, starb Wilko den Hirntod“. Ganz klar, dass die Anzeige für Furore sorgte und vor allem die Skeptiker in den sozialen Netzwerken befeuerte. Aber was steckt hinter dieser Behauptung? Seit vorigen Mittwoch hat Andreas Ellinger versucht, eine Bestätigung für die Behauptung des Vaters zu finden. Vergeblich. Was er herausgefunden hat, lesen Sie hier.

Der Auricher Klinikdirektor Claus Eppmann und der ehemalige Chef des Leeraner DRK-Rettungsdiensts hatten im Januar völlig zu Recht für große Empörung gesorgt, weil sie sich vorzeitig und ohne berechtigt zu sein, impfen ließen. Aber neben diesen beiden großen gibt es viele kleine Fische, wie Martin Alberts recherchiert hat. Als im Auricher Impfzentrum Ende voriger Woche die Kontrollen der Impflinge verstärkt wurden, fielen gleich mal 15 bis 20 Unberechtigte auf. Auch in anderen Impfzentren in Ostfriesland schaut man inzwischen genauer hin und findet Vordrängler. Ein Grund dafür ist, dass es bei der Terminvergabe durch das Land Niedersachsen keine Kontrollabfragen gibt. Aber auch Sanktionen sind bisher nicht vorgesehen. Wer erwischt wird, muss lediglich ungeimpft wieder nach Hause fahren.

Derweil freut sich Ministerpräsident Stephan Weil. Gestern hielt er im Landtag eine Regierungserklärung: „Lassen Sie mich die beste Nachricht gleich an den Anfang meiner Ausführungen stellen: Wir haben die dritte Welle überwunden.“ Er verspricht weitere Lockerungen, wie unser Korrespondent Lars Laue berichtet. Auch Aurichs Landrat Olaf Meinen ist gnädig gestimmt. Im Unterschied zum vorigen Jahr wird der Landkreis zum morgigen Vatertag kein Alkoholverbot erlassen, wie Gabriele Boschbach und Niklas Homes erfragt haben. Man vertraue auf die „feingliedrigen Regelungen“ der Landesregierung, heißt es aus dem Kreishaus. Die „Väter“ können es morgen also krachen lassen - auch wenn das Wetter wohl nicht danach sein wird. Im Tourismusort Greetsiel bereitet man sich jedenfalls schon auf viele Tagesausflügler vor, wie Claus Hock schreibt.

Ein Gewinner der Krise sind die Fahrradhändler (wenigstens so lang sie öffnen durften). Sie verkaufen vor allem Pedelecs, besser bekannt als E-Bikes. Sie sind inzwischen trotz höheren Preises deutlich gefragter als herkömmliche Fahrräder und verdrängen diese zunehmend aus dem Straßenbild. Was das ökologisch betrachtet heißt, was mit den teuren Akkus geschieht, darüber schreibt Gordon Päschel. Während die auf 25 Stundenkilometer gedrosselten E-Bikes ohne Helm und Führerschein gefahren werden dürfen, ist bei den schnelleren S-Pedelecs (bis 45 km/h) neben Helm und Versicherungskennzeichen auch ein Mofa-Führerschein notwendig. Soll es den zukünftig schon für 15-Jährige geben, wie es die SPD für Niedersachsen plant? Jens Schönig hat darüber mit einem Fahrlehrer und einer Verkehrspsychologin gesprochen.

Mit Recht und Ordnung hat es der AfD-Kreisverband Ostfriesland in den vergangenen Jahren offenbar nicht so ernst genommen. Nicht nur, dass die Gründung der Parteisatzung widersprach, umstritten war bis April sogar, ob der Kreisvorsitzende, der Emder Hochschullehrer Prof. Reiner Osbild, überhaupt Kreisvorsitzender war, weil er als Mönchengladbacher dem Landesverband Nordrhein-Westfalen angehörte. Der Bundesvorstand ließ ihn deshalb Anfang April als Delegierten beim Parteitag abblitzen. Osbild selbst, erklärter „Querdenker“ und Gegner von Parteichef Meuthen, äußert sich zu alldem nicht. Andreas Ellinger hat trotzdem einiges herausgefunden.

Über diese Gerichtsentscheidung sind nicht nur Tierschützer sauer, sondern auch die Landwirtschaftsministerin. Die hatte nämlich am 7. Mai per Erlass den Transport von 270 fränkischen, trächtigen Rindern aus Aurich nach Marokko gestoppt. Das Verwaltungsgericht kassierte die Entscheidung am Montag im Eilverfahren ein, weil der Tiertransport gesetzeskonform sei. Was das nun heißt? Lesen Sie dazu bitte den Artikel von Gabriele Boschbach.

Was heute und morgen wichtig wird:

  • Erich und Heide Wilts hält Corona im Alter von fast 80 Jahren nicht vom Segeln ab. Es gibt Erschwernisse, aber auf dem Segelboot ist man auf einer coronafreien Insel. Tatjana Gettkowski hat mit ihnen gesprochen.
  • Hesel hat sein Klärwerk aufgerüstet. Die neue Düngeverordnung hat dazu geführt, dass immer weniger Landwirte bereit sind, Klärschlamm auf ihre Felder auszubringen. Nach langer Überlegung wurde das Problem nun gelöst. Christine Schneider-Berents berichtet.
  • Mücken und Ameisen erobern dieses Frühjahr die Wohnungen in Ostfriesland. Warum ist das so? Und viel wichtiger: Was hilft gegen die Tierchen? Tobias Rümmele sprach mit Experten und gibt Tipps.
  • Glückliches Ende einer langen Suche: Ein Norder Tierschutzverein hatte einen Hof geerbt und suchte lange nach einem Mieter. Hunderte Bewerbungen, auch aus Kanada, gab es. Keine passte. Jetzt aber ist endlich eine Lösung gefunden. Imke Oltmanns berichtet.
  • In einer OZ-Umfrage sagen Eltern, dass Grundschulen technisch schlechter ausgestattet sind als Gymnasien. Mona Hanssen hat beim Kultusministerium nachgehakt. Ein Beispiel vom Digital-Chaos gibt es aus Emden.
  • Die Zahl der in Unfälle verwickelten Pedelecs nimmt zu. Vor allem Anfänger laufen Gefahr, zu verunglücken. Lena Mimkes hat einen Experten gefragt, was es für E-Bike-Neulinge zu beachten gibt.

Wenn Sie diesen Nachrichtenüberblick jeden Morgen bequem per E-Mail zugestellt bekommen möchten, dann abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter.

Ähnliche Artikel