Hilfe für Flutopfer

Die Sachspenden warten auf ihre Abnehmer

Merve Polat
|
Von Merve Polat
| 06.08.2021 17:16 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Franziska Weidknecht ist eine von vielen ehrenamtlichen Helfern im Flutgebiet. Sie berichtet von ihrer Arbeit und der Lage in einem Spendenlager in Stolberg. Auch OZ-Leser können helfen.

Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen.

Stolberg - Das Versorgungszentrum Vicht stößt an seine Grenzen. Ehrenamtlerin Franziska Weidknecht ist im Organisationsteam und berichtet von ihren Erfahrungen. Unmengen an Kleidung, Hygieneartikel, Baby- und Kinderzubehör sowie Wasserflaschen sind im Versorgungszentrum Vicht zu finden. Aber auch Rollstühle, Koffer, Decken und Kinderspielzeug befinden sich auf der eigentlich als Mehrzweckhalle genutzten Fläche an der Rumpenstraße. Mit all den Spenden ließe sich vermutlich der gesamte Stadtteil in Stolberg versorgen. Vor den Toren zum Geräteraum stehen weitere unzählige Kartons gestapelt, die die Helfer allerdings noch nicht auspacken. Zunächst einmal müssen die Spenden auf den Tischen abgeholt werden – sonst verlieren die Ehrenamtler den Überblick. Etwa zehn von ihnen sind während der Woche da, um Ordnung in das privat organisierte Versorgungszentrum zu bringen.

Franziska Weidknecht ist eine davon. Die 25-Jährige hat eigentlich keine Zeit für ein Gespräch, nimmt sie sich aber trotzdem. Nebenbei muss allerdings Babykleidung sortiert werden. „Wir haben inzwischen einen Großteil in ein Zelt zwischen Kirche und Pfarrheim ausgelagert, weil all das unsere Lagerkapazitäten übersteigt. So versuchen wir, System hier reinzubringen.“ Sie selbst ist aus Aachen. Helfer in dem Versorgungszentrum sind also nicht nur Nachbarn und Ehrenamtler aus angrenzenden Stadtteilen wie Mausbach.

Die psychische Belastung ist groß

Franziska Weidknecht hilft ehrenamtlich in einem Spendenlager in Stolberg.
Franziska Weidknecht hilft ehrenamtlich in einem Spendenlager in Stolberg.
Eigentlich hat die Kindheitspädagogin aktuell Urlaub und wollte mit einer Freundin eine Tour mit dem Van machen. „Aber ich kann mich nicht einfach hinsetzen und nichts tun.“ Also hat sie sich auf der Seite der Städteregion Aachen informiert und ist darüber aufs Deutsche Rote Kreuz gestoßen, das sie ans Notversorgungszentrum Vicht vermittelt hat. Dort hat sie am Wochenende nach der Katastrophe vor zwei Wochen angefangen und ist im 20-köpfigen Organisationsteam tätig. Auch nach ihrem Urlaub will sie weitermachen. Wer sich in dem Notversorgungszentrum umguckt, weiß, dass das nötig ist. „Am ersten Wochenende nach der Flut kamen hier Unmengen von Spenden an, und wir mussten einen Stopp verhängen“, sagt Weidknecht rückblickend. „Viele haben ihre Wohnungen und Häuser verloren, weshalb sie nun bei Familie sowie Freunden unterkommen. Da brauchen sie ja nicht viel und wüssten gar nicht, wohin mit den Sachen.“ Der Run auf die Spenden werde demnach erst kommen, wenn die Menschen sich wieder einrichten. Dennoch glaubt sie nicht, dass alles wegkommt. Denkbar sei ein Flohmarkt, dessen Erlös das Team an Hochwasserbetroffene spenden würde.

Abhilfe schaffen momentan Ehrenamtler, die Spenden abholen und beispielsweise nach Eschweiler bringen, um sie da zu verteilen. Denn dort seien die Spendenannahmestellen – anders als hier – nicht vollkommen überfüllt, sagt Weidknecht. Jeden Tag helfe sie im Notversorgungszentrum, oft zehn Stunden, komme teilweise nicht einmal zum Essen. Die Seelsorge vor Ort nehmen Weidknecht zufolge nicht nur vom Hochwasser Betroffene in Anspruch, sondern auch die Ehrenamtler. „Es gab einige von uns, die es einfach nicht ausgehalten haben und aufhören mussten“, sagt die 25-Jährige. Sie gehört zwar nicht dazu, dennoch wirkt sie erschöpft – und macht trotzdem weiter.

Manche bringen Müll und kaputte Kleidung

Doch nicht alles, was die Menschen ins Versorgungszentrum bringen, hilft den Ehrenamtlern. „Ein Drittel davon ist unbrauchbar“, resümiert Franziska Weidknecht. Teilweise würden die Spender sogar ihren Müll in der Mehrzweckhalle abladen: Zerrissene und verschimmelte Kleidung hätten die Helfer schon auspacken müssen. „Ekelhaft“ nennt die 25-Jährige das – davon einmal abgesehen, dass so etwas zeitliche und personelle Ressourcen verbrauche. „Außerdem müssen wir letztlich den Müll entsorgen und das finanziell tragen.“

Auch Diebstähle hätten die Ehrenamtler schon verhindern müssen. Wer ernsthaft daran interessiert ist, das Notversorgungszentrum Vicht zu unterstützen, solle sich am besten auf dem Instagram-Kanal „sosvichttal“ informieren. Mit diesem macht das Team unter anderem auf Einzelschicksale aufmerksam und berichtet, wie geholfen werden kann.

So können die OZ-Leser helfen

Seit etwa zwei Wochen läuft die Spendenaktion der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.

Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE 55 2859 0075 0011 1112 00 bei der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer. Gespendet werden kann auch hier direkt über Paypal. Jeder einzelne Spenden-Euro geht an die Flutopfer. Die Verwaltungskosten der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“ werden komplett von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Es gibt keinerlei Verrechnungen oder Abzüge.

Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das bitte auf der Überweisung vermerken. Bis zu einer Spende von 199 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg an. Bei höheren Beträgen können Spendenquittungen ausgestellt werden. Nähere Informationen gibt es per E-Mail.

Weitere Infos zur Aktion gibt es hier.

Ähnliche Artikel