Untersee-Vulkan löst Tsunami im Pazifik-Gebiet aus

Rebekah Lyell, Natalie Skrzypczak und Holger Mehlig, dpa
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Von Rebekah Lyell, Natalie Skrzypczak und Holger Mehlig, dpa
| 16.01.2022 05:55 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Der gewaltige Ausbruch eines unterseeischen Vulkans in der Nähe des Inselreichs Tonga hat im Pazifik-Gebiet Flutwellen ausgelöst. Foto: --/AAP Image/Tonga Meteorological Services/dpa
Der gewaltige Ausbruch eines unterseeischen Vulkans in der Nähe des Inselreichs Tonga hat im Pazifik-Gebiet Flutwellen ausgelöst. Foto: --/AAP Image/Tonga Meteorological Services/dpa
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Der Ausbruch eines unterseeischen Vulkans führt zu einem Tsunami und versetzt viele Pazifik-Staaten in Alarm: Noch ist das Ausmaß der Schäden unbekannt.

Wellington/Nuku'alofa (dpa) - Die Explosion ist Tausende Kilometer weit zu hören, in der Südsee türmen sich Aschewolken hoch in die Luft.

Der gewaltige Ausbruch eines unterseeischen Vulkans in der Nähe des Inselreichs Tonga hat am Wochenende viele Pazifik-Staaten in Alarmbereitschaft versetzt und Flutwellen ausgelöst. Tsunami-Wellen wurden nicht nur in Tonga, sondern auch in Neuseeland, Japan und Fidschi registriert.

Auch Überschwemmungen in Santa Cruz im US-Staat Kalifornien wurden auf den Ausbruch des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai zurückgeführt. Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sagte, bislang gebe es keine offiziellen Berichte über Verletzte und Tote.

Die Kommunikationsverbindung mit Tonga war zunächst massiv eingeschränkt. Die USA und die Vereinten Nationen sagten Hilfe zu. Nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children galt in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa ein Mensch als vermisst, wie der Sender Radio New Zealand (RNZ) berichtete.

Zwei Eruptionen in Folge

Der etwa 65 Kilometer von Tongas Hauptstadt entfernte unterseeische Vulkan brach an zwei Tagen in Folge aus. Während nach der ersten Eruption vom Freitag Behördenangaben zufolge nur kleine Tsunami-Wellen registriert wurden, war die zweite Eruption am Samstag Medienberichten zufolge auch im 2000 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören. Sie hatte zeitweise in vielen Teilen des Pazifiks zu Tsunami-Warnungen geführt. Menschen wurden aufgefordert, von Küstengebieten fernzubleiben. Die Bewohner Tongas wurden angewiesen, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben.

Ardern sagte, ein Tsunami habe die Nordseite von Nuku'alofa „erheblich getroffen“. Der australischen Wetterbehörde zufolge war die Welle 1,2 Meter hoch. Der neuseeländischen Premierministerin zufolge wurden Boote und Felsbrocken an Land gespült und Gebäude beschädigt.

Durch den Vulkanausbruch sei Tonga in vulkanischen Staub gehüllt, die Kommunikationsverbindungen mit dem Inselreich im Südpazifik seien eingeschränkt, da ein Unterseekabel in Mitleidenschaft gezogen sei. Mobile Telefone funktionierten demnach.

Ascheregen und Überflutungen in Tonga

Lokale Medien in Tonga berichteten über einen Ascheregen, die Überflutung von Häusern und die Unterbrechung von Telefon- und Stromverbindungen. Videoclips in sozialen Netzwerken zeigten, wie Wellen in Tonga Grundstücke und Gebäude überschwemmten. Medien veröffentlichen Satellitenaufnahmen, auf denen der Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai zu sehen war. Die Asche sei bis zu 20 Kilometer in die Luft geschleudert worden, hieß es.

Ardern sagte, die Behörden arbeiteten daran, die Kommunikation zu Tonga schnellstmöglich wiederherzustellen. Im Moment erhalte man „von den äußeren Inseln (...) leider nicht viele Informationen“. Die Wasserversorgung von Tonga habe Priorität.

Die neuseeländischen Verteidigungskräfte würden am Montag versuchen, einen Überwachungsflug zu starten. Die Asche mache das Fliegen unsicher. Auch ein Marineschiff wurde in Bereitschaft versetzt.

Tsunami-Warnung in Japan aufgehoben

Die Wetterbehörde in Japan hob eine Tsunami-Warnung für die Pazifikküste am Sonntag wieder auf. Zuvor waren an der Küste der nordöstlichen Präfektur Iwate sowie im südwestlichen Amami Flutwellen von rund einem Meter Höhe registriert worden, hieß es. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es nicht.

Die Geschäftsführerin von Save the Children Fidschi, Shairana Ali, sagte, dass Fidschi und Vanuatu von Flut- und Tsunamiwellen getroffen worden seien. Es habe Schäden in den Küstengebieten gegeben, aber keine Todesopfer. UN-Generalsekretär António Guterres sagte, er sei „zutiefst besorgt“. Die UN stünden bereit, Unterstützung zu liefern. US-Außenminister Antony Blinken twitterte: „Die Vereinigten Staaten sind bereit, unseren Nachbarn im Pazifik Unterstützung zu gewähren.“

Der Nationale Wetterdienst der USA (NOAA) hatte am Samstag mitgeteilt, Auswirkungen könnten sich auch an Teilen der Westküste des Landes sowie in Alaska bemerkbar machen. Auch für Hawaii wurde ein Tsunami-Hinweis herausgegeben. Bislang seien dort aber keine Schäden gemeldet worden, hieß es. Die Hinweise wurden am Sonntag aufgehoben.

Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai ist seit Dezember immer wieder aktiv. Der Vulkan liegt etwa 30 Kilometer südöstlich der zu Tonga gehörenden Insel Fonuafo'ou (auch als Falcon Island bekannt). Experten schlossen weitere vulkanische Aktivität sowie Tsunami-Warnungen nicht aus. Dies könne über die nächsten Wochen oder sogar Jahre andauern, wurde Shane Cronin, Professor für Geowissenschaften an der Universität von Auckland, von RNZ zitiert. „Im Interesse der Menschen in Tonga hoffe ich es nicht.“

© dpa-infocom, dpa:220116-99-726314/10

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