Was Sie heute wissen müssen Landwirt contra „Animal Rebellion“ | Senioren in Sorge vor kaltem Winter | Was ist los am Wochenende?

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Eine Kolumne von Carmen Leonhard
| 23.09.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Von einem Riesenandrang in der Teeküche ihres Arbeitgebers berichtete die Bekannte. Sie wollte sich nur fix einen Tee aufbrühen, sah sich aber mit einer langen Warteschlange am Wasserkocher konfrontiert. Kolleginnen benötigten „ganz dringend“ heißes Wasser für ihre Wärmflaschen. Denn bei 19 Grad sei es am Arbeitsplatz nicht auszuhalten. Unzumutbar sei das, so könne man nicht arbeiten. Der Hausmeister habe sich auch nicht erweichen lassen und nur auf die Energiesparverordnung des Bundes verwiesen. Das Klagelied wurde immer lauter. Die Bekannte verwies auf die Möglichkeit, sich statt eines dünnen Kleidchens mit Strumpfhose morgens einfach etwas wärmer anzuziehen. Ich sag mal so: Weder die Energiesparverordnung noch die Bekannte haben sich in der Teeküche Freunde gemacht.

Der Herbst ist da, heute auch ganz offiziell, draußen wird es kälter. Und die Frage nach dem Heizen - ob und wie stark - beschäftigt sicher auch Sie. Haben Sie die Heizung schon angestellt - oder sind Sie, wie ich, Team Strickjacke? Vielen ist die Stube der Großeltern als kuschliger Ort in Erinnerung. Doch wie wird es in diesem Winter sein? Meine Kollegin Vera Vogt hat sich in einem Altenheim, bei einem Pflegedienst und direkt bei Senioren umgehört. Beklemmend, was sie über die Sorgen der alten Menschen erfuhr.

Bestimmt nicht gefroren bei der Arbeit hat gestern mein Kollege Daniel Nogik. Bis in den Abend hinein hat ihn der für heute erwartete Protest von Tierschutz-Aktivisten bei einer Molkerei in der Region auf Temperatur gehalten. Genauer gesagt: der Versuch eines Milchbauern aus Ostfriesland, die Aktion von „Animal Rebellion“ auf juristischem Weg zu verhindern. Der Landwirt selber möchte nicht in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten - aus Sorge vor Sabotageakten auf seinem Hof. Er ließ seinen Anwalt für sich sprechen. „Mein Mandant würde durch eine solche Aktion wirtschaftlich gefährdet“, so Stephan Stiletto im Gespräch mit Daniel. Der Landwirt sei darauf angewiesen, dass die Molkerei-Milchlaster die sensible Milch pünktlich abholten. Könne es nicht geliefert werden, verderbe das Produkt. Was der Anwalt jetzt unternimmt, wo sich die Aktivisten mit Journalisten treffen wollen und wie sich die Polizei auf den Tag vorbereitet, erfahren Sie hier. Daniel wird heute jedenfalls früh am Start sein, um zu verfolgen, was tatsächlich passiert. Unterstützung bekommt er von unserer Volontärin Rieke Heinig. Sie werden auf oz-online.de berichten.

Ein Lohnplus von acht Prozent - das fordert die IG Metall in den laufenden Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie. „Wir laufen wahrscheinlich in eine sehr harte Verhandlung rein“, sagte Franka Helmerichs von der IG Metall Emden gestern. Martin Alberts war bei dem Termin. Von Warnstreiks ab Ende Oktober war die Rede. Denn die Arbeitgeber wollen die höchste Forderung der Gewerkschafter seit 2008 natürlich nicht einfach so erfüllen, so läuft das Spiel. Aber in diesen Zeiten haben sie aus meiner Sicht ein paar gute Argumente auf ihrer Seite und fordern Regelungen, die Handlungsspielraum lassen. „Falls sich die Situation in den kommenden Monaten so gravierend verschärft, dass in vielen Unternehmen die Produktion komplett heruntergefahren werden muss, brauchen wir einen Notausschalter“, so Lena Ströbele, die Verhandlungsführerin des Industrieverbandes Nordmetall. Hier kommen beide Parteien zu Wort - und hier kommentiert Martin das Geschehen mit Blick auf die anstehenden Gespräche über den Haustarif bei VW. Wenn ich so sehe, mit welchen Problemen mein Lieblingsbäcker, der Fleischer meines Vertrauens und auch unser Medienhaus in diesen wilden Zeiten zu kämpfen haben, kommt mir das alles vor wie aus einer fernen Welt. In so unterschiedlichen Realitäten leben wir heute.

Brauchen Sie auch mal eine Auszeit von solchen Nachrichten? Wie wäre es dann mit einer Extraportion frischer Luft? Da hat Ostfriesland am Wochenende einiges zu bieten. In der Kiesgrube Hartema in Logabirum zum Beispiel findet zum zwölften Mal der „Vull wat manns Loop“ statt - 1355 Leute wollen den Hindernisparcours über Stock und Stein, durch Matsch und Wasser bewältigen. Für Sonnabend kann man sich nicht mehr anmelden, aber am Sonntag geht noch was. Und wer will, kann diesmal sogar mit seinem Hund an den Start gehen. Hier gibt es die Infos dazu.

In Leer startet am Sonntag um 9.30 Uhr der Püntenmarsch. Soldaten der Evenburgkaserne wollen mit allen Interessierten zwölf Kilometer durch die Natur wandern. Wie das abläuft, wo man sich anmelden kann und was auf dem Kasernengelände an Programm geboten wird, verrät Michael Kierstein hier.

Einer körperlichen Herausforderung ganz anderer Art stellt sich mein Kollege Tobias Rümmele am Wochenende: Er ist einer der zehn Teilnehmer bei der ersten Pfahlsitzmeisterschaft in Rhauderfehn. Heute geht es los. Bis 14 Uhr muss Tobias auf seinen zwei Meter hohen Pfahl geklettert sein - und bis Sonntag, 18 Uhr, durchhalten. Falls Sie sich das Spektakel am Rande des Fehntjer Marktes ansehen und mehr über die Kandidaten erfahren wollen: Hier erfahren Sie mehr.

Was heute wichtig wird:

  • Um Familien zu entlasten, sollen in Jemgum die Abwassergebühren fallen. Die sind schon lange sehr hoch. Vera Vogt erklärt, wie die Idee aussieht, die jetzt helfen soll.
  • Mit welchen Tipps lässt sich die Temperatur in den Räumen auch ohne Heizen noch möglichst hoch halten und wie kann man sich selbst am besten warmhalten, ohne die Ski-Unterwäsche im Wohnzimmer tragen zu müssen? Dorothee Hoppe hat sich umgehört.
  • Fridays for Future hat zum elften globalen Klimastreik aufgerufen. Auch in Aurich und Norden soll an diesem Freitag wieder demonstriert werden. Wie viele Leute gehen in diesen Zeiten fürs Klima auf die Straße? Lars Löschen sieht sich das an.
  • Die Westgroßefehner wollen nicht mehr, dass sich Pendlerkolonnen und Urlauber ratternd durch ihren Ort schieben. Der Landkreis hat ein Konzept entwickelt. Wie kommt das an und wie sieht das aus? Ole Cordsen berichtet.
  • Als Praktikantin ist Carlotta Wagner einen Monat lang fast täglich mit dem Bus von Aurich nach Emden gefahren. Gewohnt war sie vorher nur den ÖPNV in der Großstadt Dortmund. Kam jetzt der Kulturschock auf dem platten Land?
  • Plattdeutsch ist bei jungen Leuten wieder angesagt - behauptet der Landschaftspräsident. Tobias Rümmele erklärt, wie die Schulen die Sprache in ihren Unterricht eingliedern und beantwortet die Frage, ob es bald ein plattdeutsches Abitur geben wird.
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