Was Sie heute wissen müssen Eine Impfung mit Folgen | Ein Chipskauf mit Nachgeschmack | Und gaaaanz viel Gallimarkt

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Eine Kolumne von Carmen Leonhard
| 14.10.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die Leeraner Kollegen redeten zwar schon seit Tagen von fast nichts anderem, doch so richtig konnten sie mich mit ihrer Vorfreude auf den Gallimarkt nicht anstecken. Neue Fahrgeschäfte, das Riesenrad, frisch frittierter Backfisch: lockte mich alles nicht. Ausgesprochen beunruhigend, war doch der jährliche Gallimarktbesuch ein elementarer Bestandteil meiner Sozialisation als Ostfriesin gewesen. Hatten die Pandemie und die trübe Weltlage meine Begeisterung womöglich ausgelöscht? Doch dann wurde alles gut. Als die Reporter am Mittwoch loslegten mit ihrem Live-Blog, packte es mich auch. Und die Kollegen legten gestern nach. Sie fütterten den Blog mit frischem Stoff und schoben einige feine Geschichten auf die Webseite. Tobias Rümmele beispielsweise wagte sich in eine der Airborne-Gondeln und testete auch die anderen rasanten Neuheiten auf dem Markt. Karin Lüppen probierte aus, wie weit man mit 20 Euro kommt. Und dass mein Herz doch noch für den Gallimarkt schlägt, merkte ich beim Lesen des Artikels von Lukas Münch, der mit einer Gruppe der Lebenshilfe auf dem Markt war. Da wurden meine Augen ein bisschen feucht.

Leider ist auch beim Gallimarkt nicht alles nur fröhlich und bunt. Die Polizei vermeldete gestern einige üble Körperverletzungen, den Überblick gibt es hier. Sonst fällt der Jahrmarkt meist in die Herbstferien, doch das ist diesmal nicht so. Der Lärm der Fahrgeschäfte dröhnt jetzt durch Räume der Berufsbildenden Schulen, in denen Jugendliche den Unterricht verfolgen oder gar Klassenarbeiten schreiben müssen. Tobias Rümmele schildert in seinem Beitrag, wie Schüler und Lehrer damit umgehen.

Viele Hardcore-Marktbesucher mögen sich das nicht vorstellen können, doch es gibt dieser Tage noch andere Themen als den Gallimarkt. Und das sind durchaus sehr ernste. Die Frage, wie man in Niedersachen mit dem großen Zustrom geflüchteter Menschen umgehen soll, drängt in vielen Kommunen. Die Situation sei sehr ernst und sehr belastet, sagte gestern Innenminister Boris Pistorius: „Da ist vieles am Limit.“ Im Vergleich zur Flüchtlingskrise 2015/2016 sei die Situation auf dem Wohnungsmarkt aktuell weit angespannter, so der SPD-Politiker, dazu kämen noch Energiekrise und Inflation. Im Landkreis Wittmund überlegt jetzt ein Krisenstab, wie die Menschen untergebracht werden können. Welche Pläne es dort gibt, berichtet Manfred Hochmann hier. In Emden wurde bereits die Nordseehalle zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert. Jetzt folgt die Jugendherberge, wie die Stadt gestern mitteilte. Claus Hock hat aufgeschrieben, was dazu bekannt ist.

Müssen Menschen, die chronisch knapp bei Kasse sind, wirklich ein Haustier halten? Sollten sie sich das samt der damit verbundenen Ausgaben nicht einfach sparen? Auf Diskussionen zu dem Thema bin ich in sozialen Netzwerken schon wiederholt gestoßen. Wer kein Geld hat, sollte auch kein Haustier haben. Wer in die Armut abrutscht, soll Mieze oder Wauzi einfach weggeben. Basta. Da kennt so mancher Zeitgenosse kein Mitgefühl. Aber ist das wirklich so einfach? Mein Kollege Michael Hillebrand hat in Erfahrung gebracht, welche Bedeutung Haustiere für Menschen in Not haben, wie den Betroffenen geholfen wird - und welche Probleme die Helfer in diesen Zeiten haben. Hier lesen Sie mehr.

Natürlich bin ich gegen Corona geimpft. Dreimal bis jetzt. Und nach jedem Pieks bekam ich die Nebenwirkungen ganz ordentlich zu spüren. Das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was Ann-Katrin Kruse widerfahren ist. „Ich bin weder Querdenkerin noch Coronaleugnerin“, zitiert meine Kollegin Gabriele Boschbach eine Sprachnachricht der Wiesmoorerin. Sie habe sich aus voller Überzeugung gegen das Virus impfen lassen, so Kruse weiter. Was dann geschah, wollte sie eigentlich selber dem Gesundheitsausschuss des Landkreises Aurich schildern. Das übernahm stattdessen ihr Mann Jan Röbkes. Er sprach von Glieder- und Muskelschmerzen, von Sehstörungen, Konzentrationsproblemen, Erschöpfungszuständen und Kopfschmerzen, die seine Frau seither plagen. Mediziner sprechen vom Post-Vakzin-Syndrom. Die Beschwerden sind derzeit nach seinen Worten so heftig, dass Ann-Katrin Kruse auf einen Rollstuhl angewiesen ist und zurzeit im Krankenhaus behandelt wird. Ihr Mann spielte den Ausschussmitgliedern ihre Sprachnachricht vor und vertrat ihre Forderung nach einer besseren Unterstützung der Betroffenen. Hier erfahren Sie mehr über den Fall.

Der Schokoaufstrich von Milka schmeckte irgendwie anders. Den Eindruck hatte eine Kollegin - und entdeckte dann noch, dass ihre Lieblings-Kartoffelchips gar nicht mehr in Sonnenblumenöl frittiert wurden, sondern dass stattdessen das umstrittene Palmöl verwendet wurde. Vermerkt natürlich nur im Kleingedruckten auf der Chipstüte. Ihrer Empörung machte die junge Frau in der Redaktion Luft - und Reporterin Mona Hanssen nahm sich das Thema direkt vor. Unterstützt wurde sie bei ihrer Recherche unter anderem von Christian Brahms. Der Geschäftsführer von Multi in Emden machte sich im Sortiment seines Marktes auf die Suche nach Produkten, die von diesem speziellen Ölwechsel betroffen sind. Welches Knabberzeug ihm dabei aufgefallen ist, welche Hintergründe das alles hat - und ob es überhaupt erlaubt ist, ein anderes Öl zu verwenden, obwohl vorne auf der Packung eine Sonnenblume prangt, das verrät uns Mona hier.

Was heute wichtig wird:

  • Jetzt steht fest, wie viele Interessenten schon vom Mega-Baugebiet Conrebbersweg-West in Emden abgesprungen sind. Wie wird sich das auf das Vorzeigeprojekt der Stadt auswirken? Mona Hanssen berichtet.
  • Im kommenden Jahr plant die Deutsche Bahn neue Zugverbindungen. Inwieweit davon auch Ostfriesland profitieren wird, hat sich Claus Hock angesehen.
  • Der Anwohnerprotest in Dyksterhusen hat Erfolg. Der Bohrinsel-Tourismus führt nicht mehr über die Dollartstraße, dafür aber über den Wattweg. Auf der schmalen Strecke könnte es im Begegnungsverkehr aber unangenehm werden - vor allem für Wohnmobile. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Mikrohotels werden auch in Ostfriesland immer beliebter. Diese Herbergen verzichten auf eine Rezeption. Check-in, Check-out, Zugang zur Wohnung, all das funktioniert digital. Was macht dieses Modell so attraktiv? Gabriele Boschbach hört sich um.
  • Ein 27-jähriger Auricher soll trotz Verurteilung weiter Kinderpornos gesammelt haben. Das Amtsgericht Aurich verurteilte ihn am 29. März zu einem Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Was erwartet ihn nun? Bettina Keller berichtet.
  • In Wiesmoor soll bereits der angepasste Corona-Impfstoff verimpft werden. Wie reagieren die Menschen darauf? Ist der Andrang größer als erwartet oder lässt das die Wiesmoorer kalt? Oliver Bär traf Impfwillige und das Impf-Team.
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