Was Sie heute wissen müssen Viereinhalb Jahre für CRJ? | Endlich Geld für Jemgum? | Ostfriese als Bayern-Boss?

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 25.05.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Daniel Noglik wird drei Kreuze schlagen, wenn der Prozess gegen Christian Rademacher-Jelten (CRJ) und dessen kriminelle Komplizen endlich vorbei ist. Gestern, am 20. Tag dieses immer wieder überraschenden Prozesses am Landgericht Aurich, hielt Oberstaatsanwalt Helge Ommen sein Plädoyer. Er beantragte, CRJ wegen Beihilfe zum Drogenhandel für viereinhalb Jahre ins Gefängnis zu schicken und dessen geständigen Geschäftspartner für vier Jahre. Entgegen Rademacher-Jeltens Behauptung, er habe nicht gewusst, dass in seiner Immobilie in Wiesmoor eine Cannabis-Plantage gewesen sei, wertete Ommen „die Gesamtheit aller Indizien“, wie er sagte. Er beantragte auch, das für die Plantage genutzte Grundstück samt Gebäude - Wert ungefähr 400.000 Euro - zugunsten des Landes zu beschlagnahmen. In einer Woche wird CRJs Verteidigung all dem widersprechen.

Zugegeben, die „Wiesmoor-Connection“ ist so kompliziert, dass es Gelegenheitslesern schwerfällt, das kriminelle Netzwerk zu durchschauen. Deshalb hatte ich Daniel vor einigen Wochen gebeten, die Abläufe, Beziehungen und Zusammenhänge mal zusammenzufassen. Das hat er gemacht und wie, als Chronik, weil man dem leichter folgen kann, mit Unterstützung unserer Grafikerin Jessica Will. Teil 1 erschien schon vor zwei Wochen, Teil 2 folgte gestern. Schauen Sie ruhig mal drauf.

Um Gerechtigkeit geht es auch in einer anderen Angelegenheit, die Tatjana Gettkowski gestern aufgegriffen hat. Seit nämlich der Bund aus Gründen der Energiesicherheit die riesigen Gasspeicher in Jemgum von Astora, einer Tochter des russischen Gasriesen Gazprom, übernommen hat, sieht die Gemeinde Jemgum keine Gewerbesteuer mehr. Das ärgert nicht nur Bürgermeister Hans-Peter Heikens. „Nach meinem Verständnis kann man sich nicht öffentlich hinstellen und die großen Zukunftspläne verkünden, um dann aber andererseits der finanziellen Beteiligung der Vor-Ort-Kommune eine klare Absage zu erteilen“, sagt er. Von Bimmelbahn und Bratwurst könne die Gemeinde Jemgum nicht die für die Einwohnerinnen und Einwohner notwendige Infrastruktur unterhalten und ausbauen. Für sein Schreiben hat der gelernte Journalist Heikens den ganz großen Berlin-Verteiler gewählt.

Großes Konfliktpotential steckt in einer weiteren Geschichte, die Tatjana gestern recherchierte. Mit Argusaugen verfolgen sachkundige Landwirte und auch die Kreisbehörde in Leer das Nabu-Beweidungsprojekt Thedingaer Vorwerk. Zwei verletzte Heckrindkälber mussten innerhalb weniger Tage eingeschläfert werden. Nicht nur, dass der Naturschutzbund dies bei einer Presseanfrage verschwiegen hatte, auch der Landkreis findet deutliche Worte über dessen Informationspolitik. Juristische Konsequenzen für den Nabu fordert Manfred Tannen, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland: „Es gilt gleiches Recht für alle und Tierhaltung bedeutet Verantwortung rund um die Uhr.“ Die Verantwortlichen für das Tierleid müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Bernard Meyer ist zwar kein Ostfriese. Aber für Ostfrieslands wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte so wichtig wie kaum eine andere lebende Person. Immerhin arbeiten für die Meyer-Werft in Papenburg auch Tausende Ostfriesen. Sein 50-jähriges Betriebsjubiläum hat nun auch Eigentümer Bernard Meyer. 50 Jahre, in denen es viel Auf und Ab gegeben hat. Gerd Schade und Christoph Assies, unsere Kollegen von der Ems-Zeitung, haben sich mit Meyer zum Tee getroffen und dessen Aussagen protokolliert. Lesenswert!

Meyer ist eigentlich ein Nebenbuhler von Ostfrieslands Tourismusbranche. Er baut die Kreuzfahrtkähne, mit denen Urlauber möglichst weit weg von Ostfriesland über die Weltmeere schippern, anstatt bei uns Urlaub zu machen. In- oder Ausland, während Corona war die Antwort klar. Urlaub in Deutschland. Jetzt gewinnen auch weiter entfernte Reiseziele wieder an Attraktivität. „Bedingt durch steigende Kosten und Inflation schauen auch die Gäste auf ihr Geld. Gleichzeitig sind auch Auslandsreisen wieder ohne Einschränkungen möglich, was die Nachfrage im Inland schmälert“, beschreibt Kerstin Kontny, Abteilungsleiterin für Tourismus bei der IHK, die Bredouille, die dafür sorgt, dass die Branche in der Region ein wenig Optimismus verloren hat. Martin Alberts hat die Details recherchiert.

„Warum ein Unternehmer für ein Hotel seine Ehe aufs Spiel setzte“, oh man, was für ein Titel über dem Artikel von Gabriele Boschbach. Wie Sie darauf kam, können Sie hier lesen. Im Mittelpunkt steht Henrik Landwehr, ein Bauunternehmer aus Sulingen - wo immer das sein mag (bevor Sie’s mir schreiben, ich hab’s gegoogelt). Landwehr hat am Montag auf Norderney das Boutique-Hotel 1884 eröffnet (ja, dort wo Nelson Müller eine Brasserie betreibt). Heftig war, was der neue Betreiber vor der Eröffnung durchmachen musste: komplizierte Baugenehmigungsphasen mit bis zu vier Behörden, eine Corona-Pandemie sowie ein Wasserschaden und ein Stromausfall.

Grundsätzlich kann ich gut verstehen, wenn ein Arzt, bei dem ich einen Termin vereinbart habe, sauer ist, wenn ich ohne Entschuldigung den Termin sausen lasse. Ja, von mir aus kann er von dem säumigen Patienten auch eine Entschädigung verlangen. Was aber, wenn der Patient gar keine Chance hatte, den Termin abzusagen? Ein solcher Fall landete jetzt auf dem Tisch von Vera Vogt. Sie hat dazu einen Fachmann gefragt: Kai Kirchner, Referent für Krankenversicherung und Patientenrechte bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Kommen wir zum Sport! Der gebürtige Auricher Jan-Christian Dreesen steht womöglich kurz vor einem sehr stark beachteten Karrieresprung. Er könnte der neue starke Mann beim FC Bayern München werden. Eigentlich sollte der Finanzvorstand den Verein verlassen, nun aber steht er als möglicher Nachfolger von Titan Oliver Kahn im Fokus der Medien. Wird er’s, wird er es nicht? Matthias Herzog hat sich mal schlau gemacht.

Von der Diva Bayern München zur Diva Kickers Emden. Dort bleibt trotz oder wegen des Abstiegs kein Stein auf dem anderen. Der neue starke Mann Henning Rießelmann gibt Kickers ein ganz neues Gepräge. Im Interview mit Matthias Herzog äußert er sich zu seinen Erwartungen, seiner Motivation nach Emden zu kommen und zu seinem Verhältnis zu Trainer Stefan Emmerling. Kleiner Spoiler: Wenn Fußballmanager dem Trainer das Vertrauen aussprechen, wird es für diesen meistens gefährlich - hier aber nicht.

Was heute wichtig wird:

  • Das Thünen-Institut hat sein Forschungsprojekt über Aale in der Ems abgeschlossen. Die Daten sollen helfen, die Bedingungen für die seltenen Fische zu verbessern. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • n der Empfangshalle des Historischen Rathauses in Leer geht es wild durcheinander. Kein Einrichtungsgegenstand passt zum anderen. Das soll anders werden - wird aber teuer, berichtet Katja Mielcarek.
  • Dr. Jürgen Zeschky, Chef des Auricher Windenergieanlagenbauers Enercon, stellt sich im Jahresgespräch aktuellen Fragen und gibt Ausblicke aufs Geschäft. Ole Cordsen ist dabei.
  • Eigentlich sollte der SV Spetzerfehn einen neuen Fußballplatz bekommen. Er verzichtet freiwillig, um ein größeres Gesamtprojekt nicht scheitern zu lassen. Ole Cordsen berichtet, worum es geht.
  • Drei Mitarbeiter einer Jugendhilfeeinrichtung im Kreis Wittmund sollen im November 2021 versucht haben, eine psychisch kranke Jugendliche zu provozieren. Susanne Ullrich kennt die Einzelheiten.
  • Die Angst vor dem Wolf geht um. Ein Schäfer im Cuxland nimmt am Herdenschutzprogramm des Nabu teil, in Ostfriesland macht das niemand. Wie vergleichbar ist die Situation? Claus Hock hat nachgefragt.
  • Vor 60 Jahren ist die Krummhörner Kleinbahn das letzte Mal gefahren. Hannah Weiden hat sich mit einem Hobby-Historiker unterhalten, der selbst noch mit dem Zug von Emden nach Greetsiel unterwegs war.
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