Austin (dpa)

Tesla mit weiterem Rekordquartal

Hannes Breustedt und Andrej Sokolow, dpa
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Von Hannes Breustedt und Andrej Sokolow, dpa
| 21.04.2022 03:40 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Das Tesla-Logo auf einem Fahrzeug in einem Berliner Showroom. Der Konzern kann weiterhin mit Rekordzahlen glänzen. Foto: Christophe Gateau/dpa
Das Tesla-Logo auf einem Fahrzeug in einem Berliner Showroom. Der Konzern kann weiterhin mit Rekordzahlen glänzen. Foto: Christophe Gateau/dpa
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Während der Autoindustrie Lieferketten-Engpässe zu schaffen machen, dreht Tesla eine Rekordrunde nach der anderen. Dennoch warnt auch das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk vor kommenden Problemen.

Tesla trotzt den globalen Problemen in der Autobranche weiter mit Rekordzahlen. Das vergangene Quartal schloss der Elektroauto-Vorreiter ungeachtet der Lieferketten-Engpässe und pandemiebedingter Produktionsausfälle in China mit Bestwerten bei Umsatz und Gewinn ab.

Für 2024 peilt Tesla nun den Produktionsstart eines Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale an - und laut Firmenchef Elon Musk könnte eine Fahrt damit billiger als mit dem Bus sein. Sorgen macht sich Tesla aber um die künftige Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe wie Lithium für die Batterien.

Unterm Strich 3,3 Milliarden Dollar verdient

In den drei Monaten bis Ende März stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar (17,3 Mrd Euro). Tesla verdiente unterm Strich 3,3 Milliarden Dollar - das waren 658 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahlen fielen viel besser aus als an der Wall Street erwartet. Die Aktie sprang zum Auftakt des US-Handels am Donnerstag um rund neun Prozent hoch.

Obwohl die Autoindustrie weltweit unter hartnäckiger Knappheit etwa bei Computer-Chips leidet, baute Tesla im ersten Quartal rund 305 400 E-Autos und lieferte 310.048 Fahrzeuge an die Kunden - ein Zuwachs um 68 Prozent im Jahresvergleich und ein weiterer Bestwert. Für das laufende Vierteljahr stellte Musk eine Produktion in ähnlicher Höhe in Aussicht - außer „wir könnten noch ein Kaninchen aus dem Hut ziehen und etwas höher liegen“. Im März eröffnete der Konzern bei Berlin sein erstes Autowerk in Europa. Die Produktion dort muss allerdings erst richtig anlaufen.

Rund 500.000 E-Autos sollen in Grünheide vom Band laufen

Konkrete Angaben zum Hochfahren der Fabrik in Grünheide machte Tesla nicht. Langfristig sollen dort pro Jahr rund 500.000 E-Autos vom Band laufen, doch davon ist das Unternehmen derzeit noch weit entfernt. Tesla habe üblicherweise zwölf Monate gebraucht, um nach dem Produktionsstart auf 5000 Fahrzeuge pro Woche zu kommen, sagte Musk in einer Konferenzschalte mit Analysten und Investoren. Dank gesammelter Erfahrungen könne es in Berlin und dem zweiten neuen Werk im texanischen Austin nun aber zumindest ein wenig schneller gehen.

In Grünheide traten vergangene Woche in der Lackiererei 15.000 Liter eines wassergefährdenden Stoffes aus. Brandenburgs Landesumweltamt sieht darin eine Betriebsstörung, keinen Störfall. Zu keinem Zeitpunkt habe die Gefahr bestanden, dass Flüssigkeit ins Grundwasser oder die Kanalisation gerät. Ein Teil der Fabrik liegt im Wasserschutzgebiet. Nach der Eröffnung wird auf dem Gelände weitergebaut: Musk plant auch eine Batteriefabrik - für Tesla die Möglichkeit, eigene Zellen zu verwenden, für Umweltschützer eine weitere mögliche Gefahrenquelle.

Ungeachtet der starken Zahlen warnte Tesla vor Schwierigkeiten. Die weltweiten Lieferketten-Probleme dürften im Jahresverlauf andauern. Musk sagte, dass die Inflation bei der Versorgung mit Bauteilen unterschätzt werde - einige Zulieferer hätten die Preise um 20 bis 30 Prozent erhöht. Tesla profitiere zwar von Langzeit-Verträgen mit vielen Zulieferern, aber diese würden irgendwann auch auslaufen, „und dann werden wir potenziell erhebliche Kostenanstiege sehen“.

Der Konzern vrdient immer besser

Im vergangenen Vierteljahr litt Tesla aufgrund eines Covid-Lockdowns in China zusätzlich unter Produktionsausfällen seiner Autofabrik in Schanghai. Der Betrieb dort sei inzwischen wieder angelaufen, doch die Situation müsse weiter genauestens beobachtet werden.

Trotz dieser Belastungen verdient der Konzern immer besser. Im ersten Quartal erzielte Tesla eine Gewinnmarge von gut 19 Prozent. Nach Berechnungen des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer ist Tesla damit der weltweit profitabelste Autobauer nach dem Luxus-Hersteller Ferrari und hat die höchste Marge bei Herstellern, die mehr als 15.000 Fahrzeuge verkaufen. „Mit den neuen Werken in Austin und Berlin sowie der hohen Profitabilität dominiert Tesla den Automarkt von morgen“, meint Dudenhöffer.

Als lukratives Geschäft erwies sich für das Unternehmen zudem abermals der Verkauf von Verschmutzungsrechten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern. Im Auftaktquartal setzte Tesla damit 679 Millionen Dollar um - mehr als doppelt so viel wie im vorherigen Vierteljahr. Eine Änderung der US-Regeln habe den Betrag dabei einmalig um 288 Millionen Dollar hochgetrieben. In früheren Jahren half der Zertifikate-Handel Tesla, die hohen Verluste abzufedern, inzwischen trägt sich die Autoproduktion auch selber.

Das Robotaxi werde ein „massiver Wachstumstreiber“ für Tesla sein, sagte Musk. Er hatte das „futuristisch aussehende“ Fahrzeug jüngst beiläufig bei der Werkseröffnung in Texas angekündigt. Mehr Details werde es bei einer Präsentation im kommenden Jahr geben. Auch andere Autobauer arbeiten an solchen Fahrzeugen. Die General-Motors-Tochter Cruise etwa will im kommenden Jahr die Produktion ihres Fahrzeugs „Origin“ ohne Lenkrad und Pedale aufnehmen. Cruise betreibt bereits einen eingeschränkten Robotaxi-Dienst in San Francisco.

Tesla muss dafür zunächst einmal das autonome Fahren hinbekommen. Über 100.000 Tesla-Fahrer haben zwar inzwischen testweise Zugang zu „Full Self-Driving“ als Ausbaustufe des Assistenzsystems Autopilot. Doch regelmäßig wird über Unzulänglichkeiten der Software berichtet. Er habe bei keiner anderen Technologie so viele vermeintliche Hoffnungsschimmer erlebt, verteidigte sich Musk. Er denke aber, dass Tesla es in diesem Jahr schaffen werde. Musk setzt fürs autonome Fahren anders als andere Firmen nur auf Kameras statt teurer Laser-Radare, die die Umgebung der Autos abtasten.

© dpa-infocom, dpa:220421-99-983302/5

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