Was Sie heute wissen müssen Hickhack um Benzinpreise | Gerd Koch, der Heuchler | Wasserbüffel statt Schwarz-Bunte

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 07.06.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Diesel kostete gestern Abend in Leer zwischen 1,98 und 2,02 Euro, E10 zwischen 1,89 und 1,97 Euro. Das entspricht sicher nicht den Erwartungen, die mit den Steuersenkungen zum 1. Juni verbunden waren. Kein Wunder also, dass es an den Tankstellen in Ostfriesland auch keinen großen Ansturm gab, sieht man mal vom grenznahen Rheiderland ab, wo vor allem Niederländer auf billigen Sprit spekulierten. Wie sich die Preise weiterentwickeln, ist noch unklar, hat die Umfrage von Michael Kierstein deutlich gemacht. Anfang Juni wurde noch zu alten Preisen eingekaufter Diesel und Benzin verkauft, der ist jetzt weg. Aber wie die Einkaufspreise ab dieser Woche aussehen, weiß niemand. Immerhin haben alle befragten Tankstellenpächter zugesagt, die Steuerreduzierung an die Kunden weiterzugeben.

Aber es sind ja auch nicht die Tankstellen, die an den hohen Preisen verdienen, sondern die Lieferanten, die Ölkonzerne. Sagt jedenfalls Herbert Rabl, Sprecher des Tankstelleninteressenverbands: „Die Mineralölkonzerne verdienen sich eine goldene Nase. Die Preise sind absolut nicht gerechtfertigt.“ Bei den Pächtern würde immer etwa gleich viel hängen bleiben. „Im Schnitt verdienen die Pächter pro Liter einen Cent.“ Wie immer in der Wirtschaft hängt alles mit allem zusammen, erklärt Michael Kierstein.

Heftig diskutiert wie die Steuersenkung auf Treibstoff wurde auch das 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr. Vor allem für das Pfingstwochenende wurden übervolle Züge erwartet, gerade in Tourismusregionen wie Ostfriesland. Doch so kam es nicht. Gleich zwei Mal fuhr Katja Mielcarek am Wochenende mit der Regionalbahn von Oldenburg nach Norddeich. Ihr Fazit: Es war viel los, wie immer an Pfingsten, aber von Überfüllung konnte keine Rede sein. Die Bahn als Alternative zum Auto? Wohl nicht. Wenn Norderney oder Juist an diesem Wochenende überlaufen waren, lag es nicht in erster Linie am 9-Euro-Ticket. Aber vielleicht an den Menschen, die mit dem Auto anreisen: Seit Freitag sind die Autobahnen und Ausweichstrecken mehr als gut gefüllt. So lässt so mancher in den Staus Zeit und Nerven.

Die „Wiesmoor-Connection“, also das kriminelle Netzwerk, das von dem kleinen Städtchen aus den Staat um 26 Millionen Euro betrügen wollte und auch noch Cannabis in großem Stil anbaute, stößt nicht nur auf enorm großes Interesse bei unseren Leserinnen und Lesern, es irritiert auch uns Journalisten. Christian Rademacher-Jelten, mutmaßlich der Haupt-Strippenzieher, war viele Jahre ein Teil der Wiesmoorer Gesellschaft, nicht nur als starker Mann bei Germania Wiesmoor. Viele Bürger haben wohl Merkwürdigkeiten bei CRJ, wie er genannt wurde, gesehen, aber niemand hat reagiert. „Wiesmoor ist kein Städtchen voller Täter, natürlich nicht. Aber es gab und gibt dort einige Menschen, denen es egal ist, wie viel Schaden ihr Freund CRJ angerichtet hat, weil Wegschauen und Ignorieren bequemer ist“, schreibt Daniel Noglik in seiner Analyse.

Auch in Leer gibt es so einen Typen, bei dem viele Menschen seit Jahrzehnten wegschauen. Oder sogar im Gegenteil, sie unterstützen (und wählen) ihn, weil er sich seit Jahren als Kämpfer für Gerechtigkeit inszeniert. Was für eine Täuschung. Gerd Koch, ein frustrierter, alter Mann, verurteilter Volksverhetzer und Profi-Pöbler, zeigt gerade mal wieder, dass sein auf einem Internet-Blog präsentierte Getöse hohles Geschwafel ist. Am Freitag veröffentlichte Katja Mielcarek eine Recherche darüber, dass der zum Stadtrat gewählte Ex-Anwalt nicht eine einzige Stadtrats- oder Ausschusssitzung besucht hat und (aufgrund einer Rechtslücke) trotzdem seine Aufwandsentschädigung kassiert. In einem Kommentar attestiert ihm die Kollegin „Schamlosigkeit“. Und was macht Koch? Auf seinem Blog, auf dem er über alles und jeden herzieht, findet sich kein Wort dazu. Oh, wie billig.

Schwarz-Bunte gehören zu Ostfriesland wie kleine, rote Klinker. Aber demnächst könnten die Kühe Konkurrenz bekommen: Wasserbüffel. Die zotteligen Riesen sind bestens geeignet für wiedervernässte Moore. Und trockengelegte Landwirtschaftsflächen zu renaturieren, ist eines der wichtigsten Klimaschutz-Anliegen in Ostfriesland. Denn Moore sind Kohlendioxidspeicher. Während Kühe nasse Füße nicht mögen, stehen die Büffel gerne im Wasser. Außerdem fressen Büffel das, was Kühe nicht mögen. „Auch ohne Not werden Binsen, Ampfer, Seggen, Schilf und Brennnesseln verzehrt“, sagt Helmut Querhammer, der die urigen Tiere in der Döberitzer Heide in Brandenburg hält. Andreas Ellinger hat für unsere Klima-Serie mit ihm, mit Naturschützern und Landwirten gesprochen.

450 Menschen leben im Dorf Tange. Aber einmal im Jahr - wenn nicht gerade Corona bremst - bewegt sich eine Völkerwanderung dorthin. Geschätzt 8000 vorwiegend junge Menschen waren am Wochenende beim „Frühtanz“ in Tange. Ein Riesenspektakel mit Livemusik, Technotanz, Alkohol, bestimmt auch ein paar Drogen und allerlei Essensbuden. Claus Hock war mit der Kamera vor Ort und Luca Hagewiesche mit dem Block unterwegs. Ballermann für Anfänger. Laut Polizei gab es bei dem Zwölf-Stunden-Spektakel „keine besonderen Vorkommnisse“.

Was heute wichtig wird:

  • Pfusch am Bau? Der seit Jahren schwelende Rechtsstreit über die historischen Hafenbecken in Aurich soll heute am Landgericht zu Ende gehen. Gabriele Boschbach und Marion Luppen streiten in einem Pro & Kontra über den kaputten Granit-Schriftzug „Oll Haven Auerk“.
  • Wasser predigen und Wein trinken? Der Kirchenkreis Aurich plant Kostensenkungen von zwölf Prozent. Pastoren und der Superintendent sollen aber deutlich mehr Gehalt bekommen. Wie das zusammengeht, recherchiert Ole Cordsen.
  • Die Krummhörn als Hochburg des Verbrechens? In unserer Serie „Aktenzeichen Ostfriesland“ schreibt Gabriele Boschbach über die Krimiautorin Petra Göbel, deren Bücher in Greetsiel spielen.
  • Helmut Pieper aus Norden vergrämt Saatkrähen, aber entwickelt auch neue Techniken. Erste Erfolge kann er bereits feiern. Indes denkt er auch über Systeme gegen Maulwürfe, Wölfe und wilde Müllkippen nach, wie er Michael Hillebrand verraten hat.
  • Kinder aus Akademiker-Familien finden sich meist an Hochschulen besser zurecht als die, die als erste in ihrer Familie ein Studium beginnen. „Arbeiterkind.de“ hilft – auch in Ostfriesland. Was genau dahintersteckt, hat Claus Hock in Erfahrung gebracht.
Ähnliche Artikel