NLWKN zieht Schadensbilanz Sturmfluten fressen sich metertief in Ostfriesische Inseln

| 10.01.2024 17:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Artikel hören:
Auch auf Wangerooge führte Zoltan zu erheblichen Sandverlusten. Foto: Dirks/ NLWKN
Auch auf Wangerooge führte Zoltan zu erheblichen Sandverlusten. Foto: Dirks/ NLWKN
Artikel teilen:

Sturmtief Zoltan verursachte folgenschwere Sturmfluten: Sie brachen auf den Ostfriesischen Inseln große Dünenstücke ab. Welche es besonders hart traf.

Aurich/Norden - Die Wintersturmflutsaison gestaltet sich bisher lebhaft. Nach Sturmtief Niklas Ende November verursachte Zoltan rund um Weihnachten zwei leichte und eine schwere Sturmflut. Auf fast allen Ostfriesischen Inseln kam es zu Abtragungen. Das teilte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) nach einer ersten Bestandsaufnahme der Schäden mit. Am Festland hat das Teekaufkommen an den landeseigenen Deichen mit 45.000 Kubikmeter bereits jetzt die Mengen des gesamten Winterhalbjahres 2021/22 erreicht. Aber, so NLWKN-Geschäftsbereichsleiterin Betrieb und Unterhaltung, Anja Lorenz: „Die landeseigenen Deiche und massiven Schutzbauwerke haben die Stürme ohne sicherheitsrelevante Schäden überstanden.“

So groß sind die Schäden

Auf den Inseln, wo nicht zuletzt Schutzdünen vor den Kräften der Nordsee schützen, haben die Stürme dagegen sichtbare Spuren hinterlassen: Im östlichen Abschnitt der Kobbedünen auf der Insel Borkum sind Schutzdünenabbrüche von rund fünf Metern zu verzeichnen. Auf der Nachbarinsel Juist kam es auf Höhe des Billpolders an den Schutzdünen zu Abbruchraten von bis zu elf Metern. Der im Jahr 2022 vom NLWKN verstärkte Schutzdünenabschnitt auf Norderney im Bereich Kugelbake habe weitere Dünenabbrüche von ungefähr sechs Metern Tiefe erfahren. „Hier hat sich bewährt, dass durch die Verstärkung der zweite Riegel der Schutzdüne geschlossen wurde, der den Sturmflutschutz voll gewährleistet“, erklärt Prof. Frank Thorenz, Leiter der NLWKN-Betriebsstelle Norden, die für den Schutz der Inseln zuständig ist. Auf Baltrum konnten nur leichte Dünenabbrüche festgestellt werden. Allerdings kam es auf Langeoog zu deutlichen Verlusten an dem 2022 aufgespülten Verschleißkörper vor der Schutzdüne am Pirolatal. „Dieser hat sich bewährt, da die eigentliche Schutzdüne wirksam geschützt wurde“, erläutert Thorenz. Auf Spiekeroog sorgte Zoltan an der Böschung des im letzten Jahr verstärkten Verschleißkörpers an den Süderdünen für Abbrüche.

An den auf Wangerooge besonders im Blickpunkt stehenden Nordostdünen sind die hier vorhandenen Verschleißkörper durch die jüngsten Sturmfluten auf einer Länge von 500 Metern und fünf Metern Abbruchtiefe weitgehend erodiert. Auch an der Harlehörndüne im Südwesten der Insel sind auf Grund der hohen Wasserstände im mittleren und südlichen Abschnitt auf 500 Metern Länge Abbrüche von etwa fünf Metern Tiefe aufgetreten.

Erhebliche Verluste an Sandfangzäunen

Auf fast allen Ostfriesischen Inseln wurden zudem teils erhebliche Verluste an Sandfangzäunen festgestellt. Diese kommen auf den Inseln zum Einsatz, um aus dem Sandflug Sandkörper zum Schutz der Dünen aufzubauen. „Insgesamt sind durch das Sturmtief Zoltan wegen der höheren Wasserstände deutlich größere Inselbereiche betroffen als Sturmtief Niklas Ende November. Eine akute Gefährdungslage besteht auf keiner der sieben Inseln, allerdings sind auf Langeoog und Wangerooge Maßnahmen zur Verstärkung der Dünen erforderlich, die wir auf Basis unserer Analysen der Strand- und Dünensituation für derartige Sturmflutereignisse erwartet haben und jetzt als naturbasierte Maßnahmen vorbereiten“, führt Thorenz aus. Darüber hinaus werden die Sandfangzäune durch den NLWKN wiederaufgebaut, um Sandvorräte für die Folgejahre mit den Kräften der Natur zu schaffen.

„Die Klimakrise ist längst an der Küste angekommen“, sagt Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer. „Der steigende Meeresspiegel, den wir durch ein erhöhtes Vorsorgemaß von einem Meter bereits jetzt berücksichtigen, wird uns zusätzlich fordern.“ Die Folgen der letzten Sturmfluten würden noch einmal unterstreichen, wie wichtig es gewesen war, die Mittel für den Schutz unserer Inseln und Küste in diesem Jahr auf rund 80 Millionen Euro zu erhöhen. „Wir müssen vorsorgend mehr in Küstenschutz und Klimaschutz investieren, um die Menschen und ihr Hab und Gut auf den Inseln und am Festland auch zukünftig verlässlich zu schützen.“

Ähnliche Artikel