Ostfrieslandweit Gas-Heizungen und Herde werden umgestellt – was ist zu tun?

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Von Vera Vogt
| 17.01.2024 13:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Der Monteur überprüft die Heizungsanlage. Foto: Carsten Heidmann Fotografie/EWE
Der Monteur überprüft die Heizungsanlage. Foto: Carsten Heidmann Fotografie/EWE
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Ab Februar werden die Erdgasgeräte in Weener durch die EWE umgestellt, ganz Ostfriesland kommt dran. Hier kommen noch einmal die Fakten: Was, wann, warum?

Weener - Alle, die mit Erdgas heizen oder kochen, dürfte das interessieren: In Ostfriesland betrifft das viele Haushalte. Anfang Februar startet in Weener die Umstellung auf H-Erdgas/LNG, schreibt Jens Witthus, Sprecher bei der EWE, auf Facebook. „Die Region Uplengen/Detern/Filsum wurde bereits auf H-Gas umgeschaltet. Das Ganze wird in Weener bis 2026 andauern“, heißt es weiter. Diese Info wollen wir zum Anlass nehmen, noch einmal zusammenzufassen, was es mit dieser Umstellung auf sich hat.

Was ist L- oder H-Erdgas?

Die Buchstaben stehen für Low calorific gas (L-Gas) und High calorific gas (H-Gas). Beides sind Erdgase. Aber der Brennwert unterscheidet sich. H-Erdgas – zum Beispiel auch LNG – enthält mehr Energie als das niederländische L-Erdgas. Daran müssen die meisten Geräte angepasst werden. Das L-Gas „stammt aus deutschen und niederländischen Vorkommen“, schreibt die Bundesnetzagentur. Die Förderung „nimmt allerdings ab“.

Wieso gibt es bald kein L-Gas mehr?

Bereits jetzt gebe es kaum noch L-Gasförderung in der Region Groningen, schreibt die EWE. Die Niederlande wandeln H-Gas derzeit noch in L-Gasqualität um, aber bis Ende 2029 enden auch diese Lieferungen, heißt es weiter.

Der Grund: Erdbeben in den Niederlanden. Wie die EWE berichtet, habe es bereits über 14.000 Erdbeben und Erdstöße gegeben. Die Region Groningen sei besonders betroffen und die Gasförderung sei als Verursacher erkannt worden.

Wie viele Haushalte sind betroffen?

Nach Angaben der Bundesnetzagentur wird ungefähr ein Viertel der deutschen Haushaltskundinnen und -kunden mit L-Gas versorgt. Im Nordwesten sind es besonders viele. In Ostfriesland und im Rheiderland sind rund 190.000 Erdgasgeräte betroffen, schreibt die EWE.

Was muss ich selbst tun?

Grundsätzlich gilt: Man muss gar nichts tun, bevor sich die EWE meldet. Das passiert frühzeitig per Brief.

Was steht in den Briefen?

Es gibt drei Termine für die Besitzer von Gasgeräten, wann diese anstehen, kündigt die EWE per Post an, „spätestens drei Wochen vor dem Termin“, schreibt die Verbraucherzentrale.

1) Erfassung: „Wir starten bei Ihnen ca. ein bis ein halbes Jahr vor der Umstellung mit der Erfassung der Erdgas-Geräte. Hierbei überprüfen wir, ob die Geräte für die neue Erdgasqualität geeignet sind und dokumentieren alles Notwendige“, schreibt die EWE.

2) Anpassung: Unter anderem werden die L-Gas-Düsen ausgetauscht und der Brenner neu einreguliert. „Bei den meisten Geräten erledigen wir diesen Schritt vor der Umstellung des Netzes. Einige Geräte können erst nach diesem Schritt angepasst und überprüft werden“, teilt die EWE mit.

3) Qualitätssicherung: Und weiter: „Stichprobenartig führt ein Servicepartner eine Qualitätssicherung der Erfassungs- und Anpassungsmaßnahmen für uns durch.“

Was wird an den Geräten gemacht?

Unter anderem müssen Düsen ausgetauscht und Einstellungen angepasst werden. Die gute Nachricht: Rund 98 Prozent aller Geräte sind umrüstbar. Bis zu 25 Jahre alte Markengeräte sind in der Regel sehr gut umrüstbar, aber auch ältere Geräte. Leider könne man laut EWE keine pauschalen Aussagen über bestimmte Marken oder Gerätealter machen. Schwierig werde es, wenn es den Hersteller heute nicht mehr gibt oder er den Support für ein Gerätemodell aufgegeben hat.

In diesem Fall bietet die EWE an, dass sich die Eigentümer an Fachbetriebe wenden können, die vielleicht noch Düsen für alte Geräte zufällig auf Lager haben. Die Betriebe können die Geräte dann selber umrüsten, die Rechnung könne man an EWE Netz schicken. Sechs Monate Zeit habe man dafür.

Was kostet das alles?

Eigentlich nichts. Für die Umrüstung der Gasgeräte darf der Netzbetreiber und die von ihm beauftragte Firma keine Rechnung stellen, schreibt die Bundesnetzagentur. Keine Arbeitsstunden, keine Austauschteile – wie zum Beispiel Brennerdüsen – müsse man bezahlen.

Aber: Wenn das Gerät nicht umgestellt werden kann, müssen die Eigentümer ein neues kaufen. Je nach Alter des Geräts kann man eine Förderung über 500 Euro (Gerät nicht älter als 10 Jahre), 250 Euro (nicht älter als 20 Jahre) oder 100 Euro (nicht älter als 25 Jahre) bekommen. Hat man ein älteres Gerät, gibt es keine Unterstützung bei der Neuanschaffung.

EWE Netz wäre gezwungen, das Gebäude vorübergehend von der Gasversorgung zu trennen, bis zum Beispiel ein neues Gerät installiert wurde, weil unter Umständen eine Gefahr für die Hausbewohner von dem nicht-umgestellten Gerät ausgehe, heißt es. Einen Entscheidungsspielraum gebe es durch Gesetze und Verordnungen nicht. Ein Lichtblick: Viele Hersteller beginnen häufig doch noch damit, kurzfristig H-Gas-Düsen zu produzieren.

Weder beim Heizen noch auf der Rechnung sollte man nach der Umstellung einen Unterschied merken, schreibt die Verbraucherzentrale. H-Gas koste zwar mehr als L-Gas, aber für dasselbe Heizergebnis werde weniger Gas benötigt. Da für die Gasrechnung aber nicht die Menge, sondern die Kilowattstunden maßgeblich sind, sollte sich an der Rechnungssumme nichts ändern.

Muss ich die Handwerker reinlassen?

"Echte" Gasmonteure kennen und nennen die Kundennummer. Foto: Carsten Heidmann Fotografie/EWE
"Echte" Gasmonteure kennen und nennen die Kundennummer. Foto: Carsten Heidmann Fotografie/EWE
Ja, meint die Verbraucherzentrale. Man müsse den beauftragten Firmen einen Zugang ermöglichen. Aber man sollte einiges bedenken, damit sich keine Trittbrettfahrer Zutritt zur Wohnung verschaffen. Passen die festen Termine, die man erhalten hat? Die Fachkräfte können sich ausweisen: Zum Beispiel über eine ID-Nummer, die auch auf dem Terminschreiben zu finden ist.

Auto und Ausweis der Mitarbeitenden der EWE tragen ein Logo, „wir benötigen keine Kunden-Unterlagen, Monteure drängen nie auf Einlass“, sagt die EWE. Man könne gern eine Vertrauensperson hinzuziehen. „Fragen Sie im Zweifel beim Gasbüro nach, ob alles seine Richtigkeit hat“, rät die Verbraucherzentrale.

Wann ist wer dran?

Die EWE hat Ostfriesland in unterschiedliche Bezirke eingeteilt, die nicht an Stadt- oder Gemeindegrenzen enden. In Weener gibt es beispielsweise drei Bezirke mit drei unterschiedlichen Startdaten: Den 6. Februar 2024, dann ab dem 18. Juni und ab dem 26. November.

Auf einer Karte auf der Internetseite der EWE ist im Groben zu erkennen, wer, wann dran ist. So liegen Teile des Kreises Leer in dem Bereich der 2024/2025 dran ist, Moormerland, Bunde oder der Kreis Aurich sind demnach 2025/26 dran. Man kann dort seine Adresse eingeben, um zu sehen, in welchem Bereich man sich genau befindet, wenn man unsicher ist. Außerdem kann man eine Nummer auf der Abrechnung, auf der Internetseite eingeben, um zu erfahren, wann man dran ist. Marktlokations-ID heißt die.

Wenn einem der Termin nicht passt, den die EWE vorschlägt, oder man ist länger nicht da, kann man zum Beispiel die 0800 6780000 anrufen.

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