Umweltschutz Emden schreitet bei Lärmaktionsplanung voran

| | 15.04.2024 08:42 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Zumindest hier ist es ruhiger geworden: Verkehrslärm-Abbau durch Vorrang für den Radverkehr auf der Neutorstraße. Foto: Schuurman
Zumindest hier ist es ruhiger geworden: Verkehrslärm-Abbau durch Vorrang für den Radverkehr auf der Neutorstraße. Foto: Schuurman
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Die Stadt soll leiser werden. Das ist eine bundesweite Vorgabe, der Emden zügig nachkommt. Was die vierte Aktionsstufe bringt.

Emden - Wer an einer viel befahrenen Straße wohnt, weiß: Lärm kann ziemlich belastend sein. Und weil dauerhafter Verkehrslärm zu gesundheitlichen Schäden führt, müssen Kommunen in einem Langzeitprojekt Aktionspläne gegen Lärm erstellen. Von Flüsterasphalt ist da die Rede, von Verkehrsvermeidung, Tempodrosselung oder auch der Förderung des Radverkehrs. Emden sucht seit 2005 nach Verbesserungsmöglichkeiten und ist bei der Lärmaktionsplanung deshalb recht weit fortgeschritten, wie David Malzahn von der Stadtplanung am Donnerstag im Ratsausschuss für Stadtentwicklung erläuterte. „Die Stadt Emden tut viel“, sagte er. Jetzt geht der Emder Plan bereits in die vierte Stufe.

Konkret geht es bei dieser Fortschreibung der Planung um die Hauptverkehrsadern der Stadt. Die sind seit 2021, seit der dritten Aktionsstufe, bereits mittels Verkehrslärmmessung erfasst. Die vierte Stufe sieht eine Ausweitung über den Innenstadtkern und Autobahnring hinaus vor, erfasst auch detailliert alle Landes- und Kreisstraßen. Und selbst dies habe Emden zum Teil bereits im Rahmen der bisherigen Planung berücksichtigt. Neu ist jetzt vor allem der Bereich der Landesstraße 2 durch Petkum, wie Malzahn sagte.

Grundlage für Förderanträge

Aber was bringt das Ganze? Tatsächlich werden auf Grundlage der Erfassungen Maßnahmen zur Lärmverminderungen überlegt. Sie führen aber nicht zu ad-hoc-Handlungen und sind auch nicht rechtlich bindend. Sie dienen aber als Planungsinstrument für die Verwaltung bei Straßensanierungen ähnlich einer Bauleitplanung. Ob sie realisiert werden, hängt nicht zuletzt von der möglichen Finanzierung ab. „Wir haben damit aber etwas in der Hand, wenn es um Förderanträge geht“, sagte Malzahn. „Auch mit der Autobahnbehörde können wir dann ganz anders reden.“

Und so sind bereits seit der dritten Stufe einige Überlegungen aufgrund dieser Planung umgesetzt worden. Auf der Liste der abgearbeiteten Vorschläge stehen die Fahrbahnsanierung Wolthuser und Uphuser Straße inklusive Querungshilfen und Schutzstreifen, die Verkehrsberuhigung in der Neutorstraße, die Anschaffung des „Engelke“ zur Geschwindigkeitsüberwachung, fortlaufend Förderung des Radverkehrs durch neue Fahrradstraßen und Abstellanlagen, außerdem der Ausbau barrierefreier Bushaltestellen und ein neuer Nahverkehrsplan.

Mehr Spielraum für Tempo 30

Andere Vorschläge, wie etwa eine dauerhafte oder zumindest nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 etwa auf der Wolthuser Straße oder auf dem Philosophenweg, werden noch abgewogen. Auch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 80 Stundenkilometer auf der Autobahn 31 in Bereichen von Wohnbebauung - etwa im Zuge des Neubauviertels Conrebbersweg - steht noch aus.

Bislang seien insbesondere die Tempo-30-Regelungen an bundesweitem Widerstand gescheitert, erläuterte Malzahn. „Die Kommunen wünschen sich da mehr Flexibilität und Spielraum“, sagte Malzahn. So sei immer noch strikt vorgegeben, dass beispielsweise nur direkt an Schulen und Kindergärten entsprechende Zonen eingerichtet werden dürfen. „Die Anpassung der Straßenverkehrsordnung ist leider zuletzt im Bundesrat gescheitert.“

Mautstation in Petkum?

Zum Vorschlagskatalog gehört aber beispielsweise auch eine Entlastung der Petkumer Straße vom Schwerlastverkehr. Ein Nutzungsverbot von Lkw könne aber erst im Zuge der Fertigstellung der Frieslandumgehung ausgesprochen werden. FDP-Ratsherr Erich Bolinius schlug in diesem Zusammenhang eine unkonventionelle und nicht ganz ernst gemeinte Lösung vor, um gleich die mit der vierten Stufe in den Fokus gerückte Landesstraße 2 generell vom Lkw-Verkehr zu befreien. Den 4,40 Euro Mautgebühren, die die Spediteure durch Umgehung der Autobahnnutzung sparen, könnte man 5,50 Euro Gebühren für die Nutzung der Landesstraße 2 durch in Petkum entgegensetzen, dann erübrige sich der Schleichweg.

Dass auch Petkumer keine Straßengebühren gegen unliebsame Lkw erheben können, weiß Erich Bolinius natürlich. Er wünscht sich dennoch ein Lkw-Verbot für die L2, wie er gegenüber dieser Zeitung nochmals betonte. Ernsthaft wird dagegen an der deutlichen Verkehrsreduzierung in der Innenstadt im Bereich der Martin-Faber-Straße und Am Delft geplant.

Fünfte Stufe ab 2028

Für den aktualisierten Lärmaktionsplan hat der Ausschuss am Donnerstag bereits grünes Licht gegeben. Vor der fünften Stufe, die 2028 beschlossen werden soll, könnte es allerdings nochmals neue Ideen geben. Denn ab 2027 werden die Verkehrszahlen in Emden erneut flächendeckend gemessen. „Wir aktualisieren aber auch laufend, messen beispielsweise ständig den Verkehrslärm in der Friedrich-Ebert-Straße“, sagte Malzahn dieser Zeitung.

Und wer weiß? Vielleicht ergibt sich in der einen oder anderen Straße dadurch schneller Abhilfe gegen Lärm als erwartet. Mit dem Aktionsplan haben nicht nur die Stadtplaner etwas in der Hand.

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