Frau am Freitag Wenn sich plötzlich neues Leben ankündigt

Petra Herterich
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Eine Kolumne von Petra Herterich
| 12.04.2024 18:23 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Es läuft ja nie was nach Plan, nicht mal das Oma-Werden. Die eine Freundin will unbedingt Großmutter sein – die andere gar nicht. Und dann schlägt das Schicksal zu.

Manchmal ist das Leben wirklich merkwürdig – macht, was es will, auf Pläne wird keine Rücksicht genommen. Das sieht die Frau am Freitag gerade wieder bei zwei ihrer Freundinnen. Die eine redet schon seit Jahren davon, wie großartig es doch wäre, endlich Oma zu sein. Alles ist geplant, Märchenbücher und Teddy liegen bereit, Babywäsche ist schon genäht und sogar Steckdosen-Sicherungen finden sich griffbereit in der Schublade. Die andere Freundin hingegen kann sich kaum Unwichtigeres vorstellen, als Enkel zu bekommen. Sie hat ganz andere Pläne für die Rente, als ein Baby zu schaukeln. Und was passiert jetzt? Genau – die, die gar nicht an Enkel gedacht hat, wird Oma, und die andere hat jetzt zwei kleine Sorgenfalten mehr.

„Wir können gerne tauschen“, bietet die zukünftige Oma an. Geht natürlich nicht, schon klar. Jede von beiden muss sich ihrem Schicksal stellen – mit und ohne Babygeschrei. Die Frau am Freitag denkt einmal mehr darüber nach, ob man sich das Leben mit zuviel Planung selbst blockiert. Nach ihrer Erfahrung passiert meistens ohnehin nicht das, was man geplant hat. Gilt übrigens auch für die werdenden Eltern – die waren noch gar nicht scharf auf ein Kind.

Die Frau am Freitag ist schon sehr gespannt, wie sich Neu-Oma und Nicht-Oma mit dem Nachwuchs anfreunden werden. Vermutlich wird das Baby beide um den Finger wickeln und sich vor Zuwendung und Geknuddel kaum retten können. Zu viel Liebe schadet ja auch nicht. Wie sagt ein altes afrikanisches Sprichwort: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ Im Vergleich dazu sind eine echte und eine quasi adoptierte Oma allenfalls ein Anfang. Die Frau am Freitag wird in diesem „Hurra, ein Baby“-Patchwork sicher auch noch ihre Rolle finden – zumindest als Chronistin. Irgendjemand muss ja den Überblick behalten, angesichts des Durcheinanders, dass das Leben so anrichtet und in dem vor allem dieses Baby eines muss: tapfer bleiben.

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