Was Sie heute wissen müssen

Ostfriesen helfen | Gegen Wohnblocks | Keine Medizinstudienplätze

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 19.07.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Das Entsetzen ist nicht geringer geworden. Auch wenn wir jetzt seit vier Tagen ähnliche Bilder aus den westdeutschen Hochwassergebieten ansehen, die Fassungslosigkeit bleibt. Und das Mitgefühl für jene Menschen, deren ganze Existenz buchstäblich weggespült wurde. Auch viele Menschen in Ostfriesland wollen helfen. Mehrere Anfragen kamen seit Freitag, ob die OZ nicht eine Spendenaktion starten wolle. Wir werden das heute klären. Aber auch unabhängig davon läuft die Unterstützung schon: Ob nun die beiden Emder Timothy Keller und Alan Khalil, die Lebensmittel und Kleidung sammeln wollen, der Lions-Club Friesische Freiheit aus Emden, der spontan in Benefiz-Straßenkonzert veranstaltete, oder hiesige Landwirte, die Heu und Stroh für Tiere in Not ins Katastrophengebiet bringen wollen. Heiko Müller fasst zusammen.

Auch der Arbeitskreis Schule Rhauderfehn hat eine Hilfsaktion für die Opfer der Hochwasserkatastrophe. Am Sonntag war der erste Abgabetag – und die Resonanz übertraf alle Erwartungen. 15 Autofahrer sind schon da, als die Spenden-Annahmestelle am Sonntag öffnet: Aus den Kofferräumen ihrer Autos holten die Bürger Säcke oder Kartons voll mit Kleidung, Bettwäsche und Hygieneartikel. Aber auch Spielzeug und Puppen waren dabei. „Ich bin überwältigt und begeistert zugleich über diese Hilfsbereitschaft“, sagte Kremer. Carsten Ammermann war ebenfalls vor Ort.

Naheliegend ist für uns in Ostfriesland natürlich die Frage: Wie sicher sind wir? Kann es bei uns auch eine solche Hochwasserkatastrophe geben? „Solche schrecklichen Ereignisse, wie wir sie in den letzten Tagen erlebt haben, sind auch für Niedersachsen nicht auszuschließen“, sagt Umweltminister Olaf Lies im Gespräch mit Lars Laue. Und Uwe Petry von der Hochwasservorhersagezentrale des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Hildesheim erklärt: „Starkregen kann überall und jederzeit auftreten. Immerhin zahlt der Staat eine Menge Geld für Vorsorgemaßnahmen.

Klingt gut, aber ein paar Zweifel sind vielleicht doch angebracht. Jedenfalls, wenn man die Recherche von Andreas Ellinger liest. Planungen für weitere Deicherhöhungen liegen vor, aber es gibt ein Personalproblem, da der Staat selbst viele unverzichtbare Fachleute nur mit befristeten Arbeitsverträgen ausgestattet hat. Dabei ist Deichbau eine Daueraufgabe. Auf einer interaktiven Umweltkarte des Umweltministeriums ist zu sehen, dass drei Viertel bis vier Fünftel Ostfrieslands bei einem „Hochwasser extrem“ zum „Risikogebiet“ werden.

Der Widerspruch ist nicht aufzulösen: Auf der einen Seite ist Wohnraum in vielen Gegenden Ostfrieslands knapp (und damit teuer), auf der anderen Seite gibt es in vielen Orten Proteste gegen mehrgeschossige Bauen. Die Gemeinde Moormerland reagiert nun darauf. Sie hat den Gemeinderäten ein sogenanntes „Dichtekonzept“ vorgelegt, mit einer Zoneneinteilung von 1 mit eingeschossigen Ein- und Zweifamilienhäusern bis 3 mit dreigeschossigen Blocks mit bis zu zwölf Wohnungen. Karin Luppen berichtet. Und sie hat auch nachgefragt, wie es denn die Stadt Leer und die anderen Gemeinden im Landkreis mit diesem kniffligen Thema halten.

Ein Bauthema, das die Menschen in Aurich beschäftigt, ist die Markthalle. Eigentlich wollte die Stadt einen Pächter finden, das ist aber bis jetzt nicht gelungen. Abreißen wurde auch schon diskutiert. Die CDU schlägt Pop-up-Stores vor, das sind vorübergehende Vermietungen an Einzelhändler, eine Idee, die auch Bürgermeister Horst Feddermann gut findet. Über das, was noch geplant ist, berichtet Marion Luppen.

Ein Thema, das uns alle betrifft, ist die medizinische Versorgung. Genauer gesagt der Hausärztemangel, der jetzt schon spürbar ist und der in den nächsten Jahren noch viel schlimmer wird. Und jetzt schießt auch noch die Landesregierung quer. Bei der Verabschiedung des Landeshaushalts vor wenigen Tagen fehlte ein Haushaltstitel für die beantragten und auch bestätigten zusätzlichen Medizinstudienplätze in Oldenburg. Die ostfriesischen Landräte sind stinksauer, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Mark Barjenbruch, spricht von einer „fatalen Fehlentscheidung“, wie Petra Herterich schreibt.

Was Sie heute wissen sollten:

  • Das nackte Entsetzen: Nachdem in Bunde ein Mann vor einer Spaziergängerin „eindeutige sexuelle Handlungen an sich vorgenommen hatte“, fragt Vera Vogt nach, wie man sich bei solchen Vorfällen verhalten soll und welche Folgen so ein Erlebnis haben kann.
  • Das Bauamt in der Stadt Leer ist bei Investoren und Architekten berüchtigt: Nirgendwo dauert es so lange mit der Bearbeitung wie in Leer. Projekte würden verzögert. Selbst die Handwerkskammer ist schon alarmiert, hat Katja Mielcarek erfahren.
  • Vor dem Amtsgericht Aurich geht es heute um Betrug. Eine Katzenzüchterin aus Marienhafe ließ ihre Tiere von einem Tierarzt behandeln - in dem Wissen, dass sie nicht in der Lage ist, die 760 Euro zu bezahlen. Gabriele Boschbach berichtet.
  • Zehn Hauseigentürmer in Carolinensiel können ihre Grundstücke nicht mehr entwässern. Der Graben, in den sie eingeleitet haben, ist weg. Offensichtlich ist er im Laufe der Jahre einfach nach und nach zugeschüttet worden. Die kuriose Geschichte erzählt Susanne Ullrich.
  • Die OZ Emden bekommt heute hohen Besuch: Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat sich zu einer Stippvisite angesagt. Reporter Gordon Päschel wird mit dem SPD-Politiker unter anderem über den Werftenstandort Emden sprechen.

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