Dallas (dpa)

NBA-Profi Maxi Kleber fehlt der Sport im Fernsehen

Interview: Maximilian Haupt, dpa
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Von Interview: Maximilian Haupt, dpa
| 22.05.2020 06:55 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Seit zwei Monaten pausiert die NBA. Maxi Kleber vermisst aber nicht nur seinen Sport. Das erzählt der deutsche Basketball-Nationalspieler im Interview und spricht auch über den Vergleich zu anderen Menschen.

Maxi Kleber zählt zu den letzten NBA-Profis, die in einem Ligaspiel einen Basketball in der Hand gehabt haben. Vor zwei Monaten war das 113:97 der Dallas Mavericks gegen die Denver Nuggets die letzte gespielte Partie vor der Saisonunterbrechung wegen des Coronavirus.

Seither ist der 28-Jährige die meiste Zeit in seiner Wohnung in Dallas.

Frage: Wie geht's Ihnen nach zwei Monaten NBA-Pause?

Antwort: Ich bin in Dallas, soweit geht es mir ganz gut. Gesundheitlich ist alles okay. Ich vertreibe mir meine Zeit mit Training, etwas Musik machen, Lesen, Filmen. Es hat sich nicht viel verändert.

Frage: Können sie inzwischen Bälle werfen?

Antwort: Es sind nicht die perfekten Umstände, aber ich kann bei jemandem im Garten werfen. Da habe ich keinen Kontakt zu niemandem. Es macht extrem viel Spaß, einfach mal wieder den Ball in der Hand zu haben. Aber die Hallen sind weiterhin alle geschlossen.

Frage: Also können Spieler bei den Mavericks die Anlage noch nicht wieder nutzen?

Antwort: Dallas hat die Halle immer noch zu. Mark (Cuban, Teambesitzer, Anm.) sagt, er möchte erst sicherstellen, dass gesundheitlich kein Risiko besteht. Deswegen bleibt die Halle vorerst noch geschlossen.

Frage: Kommen Sie damit klar oder werden sie ungeduldig?

Antwort: Man ist immer etwas ungeduldig, weil man wieder spielen und trainieren möchte. Aber so lange es da keine gescheite Antwort gibt und immer ein Risiko bestehen kann, habe ich da kein Problem mit. Ich habe Essen zu Hause, ein Dach über dem Kopf. Wenn man sich die Arbeitslosigkeit in den USA anschaut, da kann ich mich in meiner Situation, nur weil ich ein bisschen Basketball vermisse, nicht wirklich beschweren. Man muss am Boden bleiben und das realistisch sehen.

Frage: In Deutschland hat sich die BBL nun für eine Quarantäne-Lösung entschieden. Ist das auch die beste Option für die NBA?

Antwort: Auf jeden Fall. Die Idee ist auch, dass das Trainingscamp schon isoliert ist, weil du natürlich verhindern möchtest, dass irgendwelche anderen Fälle wieder auftreten. Wenn du die Saison fortsetzen möchtest und die Risikofaktoren rausnehmen willst, dann ist das die einzig realistische Chance: Dass du dich komplett isolierst als Team und Mannschaft.

Frage: Wie ist der Informationsfluss für Spieler?

Antwort: Es hieß: fit halten. Kann sein, dass es heißt, jetzt geht es wieder los und zwei Wochen später beginnt die Vorbereitung. Das ist extrem intensiv und eine hohe Belastung. Wir bekommen auch viele Updates von der NBA und der (Spielergewerkschaft, Anm) NBPA. So lange es kein Datum gibt, weißt du als Spieler aber auch nicht mehr als jeder andere.

Frage: Wie viel Vorbereitungszeit wäre notwendig Ihrer Meinung nach?

Antwort: Das ist echt schwer zu sagen. Ich mach' was, aber du kommst nicht an die normale Belastung ran. Man muss schon extrem aufpassen. Ich glaube, dass du schon gute zweieinhalb oder drei Wochen brauchst, um wieder rein zu kommen. Und auch dann sind die ersten Spiele wohl eher Testspiele.

Frage: Hätten sie lieber alle verbleibenden Spiele oder eine modifizierte Variante mit weniger Partien und schnell die Playoffs?

Antwort: Ich bin weder für noch gegen irgendwas. Es ist einfach eine Frage, wie du es umsetzen kannst. Solange es eine Lösung gibt, würde das für mich passen. Für den Playoff-Modus würde es jeder Spieler cool finden, wenn es beim bekannten best-of-seven bleibt. Ansonsten spielt das aber keine Rolle, ob es zehn Tage mehr sind oder weniger.

Frage: Warum ist es wichtig, dass die Saison fortgesetzt wird?

Antwort: Als Sportler willst du die Saison fortsetzen. Wir erreichen als Mannschaft zum ersten Mal die Playoffs. Das ist jetzt extrem schade, ohne Fans ist es nicht der Playoff-Flair, den du eigentlich willst. Ob es wirklich wichtig ist, muss jeder für sich entscheiden. Aber wenn ich den Fernseher anmache, dann fehlt mir nicht nur Basketball, sondern der Sport generell. Ich glaube, so geht es vielen Leuten. Ich vermisse den Sport allgemein, das gibt einem was, wo man daheim jubeln und feiern kann. Man muss auf jeden Fall nicht. Aber ich fände es schön, wieder Sport im TV zu haben.

ZUR PERSON: Basketball-Nationalspieler Maxi Kleber (28) ist seit 2017 für die Dallas Mavericks in der NBA aktiv und hat die beiden letzten Jahre in der Karriere von Dirk Nowitzki dort miterlebt. In dieser Saison war der Würzburger bis zur Pause meist Startspieler und kommt im Schnitt auf 9,2 Punkte pro Partie.

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