Sicherheit

Die Bebauung in Ostfriesland ist ein Risiko bei Starkregen

Imke Kluth und den Agenturen
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Von Imke Kluth und den Agenturen
| 19.04.2021 20:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Im Landkreis Aurich sind besonders viele Gebäude durch Starkregen bedroht. Experten erklären, was die Gründe dafür sind und was das für den Versicherungsschutz bedeutet.

Aurich/Emden - Ostfriesen sind an Sturm und Regen gewöhnt. Und doch unterschätzen viele das Risiko, dass von Wasser ausgeht, meint Signe Foetzki, Sprecherin der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. „Man darf nicht außer Acht lassen, was Wasser anrichten kann. Teilweise sind die Häuser unbewohnbar“, so die Sprecherin. Laut einer am Montag veröffentlichten Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind zehn Prozent der Häuser in Niedersachsen aufgrund ihrer geografischen Lage bei unwetterartigem Regen besonders stark gefährdet. Betroffen sind demzufolge vor allem Häuser, die in einem Tal oder in der Nähe eines kleinen Gewässers liegen. In Niedersachsen ist im Landkreis Aurich laut GDV der Anteil der Gebäude mit der höchsten Starkregengefährdung mit 23 Prozent am höchsten. In Wolfsburg sind dagegen nur drei Prozent der Gebäude so stark gefährdet.

Die Brandkasse arbeite bei der Einschätzung der Gefährdung mit zwei Kategorien, erklärt die Sprecherin. Bei der Gefährdungsklasse gehe es nach Lage und Topografie – also, ob ein Haus zum Beispiel auf einer Warft oder in der Nähe eines Gewässers liegt. Die zweite Kategorie beziehe sich auf Gefährdungen in der Vergangenheit – etwa ob und wie häufig es Überschwemmungen gegeben hat. Bei der Einschätzung der Gefährdung gehe die Brandkasse individuell und nicht nach Gebieten vor. „Wir gucken nach der Straße, der Hausnummer“, sagt die Sprecherin.

Vorsicht bei der Wahl der Versicherung

„Gegen Starkregen kann man sich bei uns einzeln versichern oder als Teil des Elementarschutzes“, so Foetzki weiter. Die Elementarschadenversicherung schütze Hauseigentümer im Fall von Schäden durch Naturereignisse. Wasser sei für Versicherer allerdings „heikel“, da immer die Frage gelte: „Woher kommt’s?“ Das bedeutet, wer nur gegen Starkregen versichert ist, aber zum Beispiel nicht gegen Hochwasser, droht auf den Kosten sitzenzubleiben.

Eine Ursache für die drohende Gefahr von Überflutungen und Rückstaus durch Starkregen liege in der Zunahme der versiegelten Flächen, sagt Signe Foetzki. Auch Jan van Dyk, Ingenieur beim I. Entwässerungsverband Emden, sieht darin ein Hauptproblem. Zudem habe sich aufgrund des Klimawandels die Niederschlagsintensität verändert, es gebe häufiger Starkregenereignisse.

Warum ist Aurich besonders gefährdet?

Dass der Landkreis Aurich bei der Gefährdung der Gebäude besonders hoch eingestuft wird, erklärt van Dyk mit mehreren Faktoren. „Wir wohnen in einer relativ flachen Region mit Niederungsgebieten.“ Diese liegen teilweise nur knapp über dem Meeresspiegel. „Außerdem haben wir vor allem hinterm Deich schwere Marschböden, die das Wasser nicht durchlassen.“ Während die Deiche zwar vor der Nordsee schützen, verhindern diese aber auch, dass das Wasser von innen ablaufen kann.

Diese Faktoren werden bei der Bebauung ein Problem. „Wir neigen im Moment sehr stark dazu, tiefliegende Flächen zu bebauen.“ Das habe man früher nicht gemacht, sondern auf Warften gewohnt. „So hat man sich vor Hochwasser geschützt“, sagt van Dyk. Heute hoffe man stattdessen auf die Entwässerung: Über Schöpfwerke und Siele, Gewässerausbau und -unterhaltung sowie mit Regenrückhaltebecken soll das Wasser gesteuert und reguliert werden. Doch nach den Zahlen der GDV bleibt das Risiko in der Region weiter hoch.

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