Was Sie heute wissen sollten

Waldorfschule | Kinderimpfung | Gendersprache

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 28.05.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Es war ein Thema, das spaltete: Hatten sich Mitarbeiter des Gesundheitsamts im vorigen September bei einer Corona-Untersuchung in einer Klasse in der Auricher Waldorfschule der Körperverletzung schuldig gemacht oder nicht? Für ein Kind, das gerade in der Klasse hospitierte, war nämlich für den Test keine Einwilligung der Mutter eingeholt worden? Nach Angaben der Mutter und eines ärztlichen Gutachtens (dessen Zustandekommen jetzt ebenfalls überprüft werden könnte) war das Kind anschließend schwer traumatisiert.

Ein Video-Blogger aus Aurich, der unter dem Motto „herrlich ehrlich“ sein halbseidenes Stammtischgerede rausposaunt, hatte sich an die Spitze der (Querdenker-)Bewegung gesetzt und „Verbrechen, Verbrechen“ skandiert. Mal sehen, ob er jetzt so viel Rückgrat hat, um zu widerrufen. Denn nach der Staatsanwaltschaft Aurich und der Generalstaatsanwaltschaft Oldenburg urteilte jetzt auch der erste Strafsenat des Oberlandesgerichts Oldenburg, dass die Klage der Mutter sachlich völlig unbegründet sei. So etwas nennt man einen Freispruch erster Klasse für das Gesundheitsamt in Aurich. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Aurich.tv-Betreiber Stefan Dunkmann populistischen Unsinn erzählt und dem Journalismus Schande macht. Die Sache ist noch nicht beendet: Wegen der Beleidigungen, Volksverhetzung und Bedrohung, die Dunkmanns Fans, gegen Mitarbeiter des Gesundheitsamts äußerten, wurden elf Strafanzeigen erstattet.

Kommen wir zu wichtigen Themen: Dass der Impfgipfel aus Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten gestern beschloss, Jugendlichen ab zwölf Jahren bereits ab 7. Juni ein Impfangebot zu machen, wird in Ostfriesland kaum mit Begeisterung aufgenommen werden. Nicht nur, dass jetzt und in den nächsten Wochen in den Impfzentren Impfstoff für Erstimpfungen der Erwachsenen fehlt, haben auch die niedergelassenen Hausärzte Probleme, den Andrang an Impfwilligen organisatorisch zu bewältigen. Unterstützung verspricht ihnen das vor drei Wochen online gegangene Portal sofort-impfen.de: Rund zwei Millionen Menschen haben sich auf der Internetseite registriert, die verspricht, Impfwillige und Impfärzte zusammenzubringen. Mitinitiatorin ist mit Wiebke Nadzeika eine junge Frau aus dem Landkreis Aurich. Daniel Noglik hat mit ihr gesprochen.

Waren Sie in den vergangenen 14 Tagen schon auf der Terrasse oder im Garten eines Restaurants gewesen? Ich nicht, gebe ich zu, mir war das mit dem Testen immer zu lästig. Anderen wohl auch. Mario Brüggemann, frisch gebackener Pächter des Restaurants Waage in Leer, hat in einem kürzlich veröffentlichten Video die Frage gestellt: „Was soll diese Testpflicht bringen?“ Andere Gastronomen ticken ähnlich. Karin Lüppen hat mit einigen gesprochen. Immerhin hat der Leeraner Einzelhandel ab morgen Grund zur Freude: Nach fünf Werktagen in Folge mit einer Inzidenz unter 50 fällt ab Samstag auch bei Geschäften mit über 200 Quadratmeter Verkaufsfläche die Testpflicht weg.

Nichts geht über eine gute Nachbarschaft. Was aber, wenn vom Nachbarn Gestank und schlechte Luft kommen? Von der Krummhörn zum niederländischen Delfzijl sind es gerade mal sechs Kilometer Luftlinie. Und was in dem kleinen Städtchen alles an problematischer Industrie angesiedelt ist, erstaunt diesseits der Grenze immer wieder. In den Fokus ist derzeit eine Produktionsanlage für Silizium-Karbid, die immer wieder giftige Fasern ausstößt, die der Westwind dann in Richtung Emden und Krummhörn treibt. Messungen gibt es nicht, wie Michael Hillebrand schreibt, aber immer wieder Beschwerden über Gestank von Mineralöl und Schwefel.

Bleiben wir in Emden: Zwei Details haben nicht nur mich, sondern auch den Kollegen Gordon Päschel am Mittwoch bei der Anti-VW-Protestaktion von Greenpeace irritiert: Warum fiel es den Aktivisten trotz Polizei und Sicherheitskräften so leicht, an die Schlüssel zu kommen, und was soll nun mit den Schlüsseln passieren. Beide Fragen hat der Emder Reporter gestern geklärt. Greenpeace hat inzwischen auch versprochen, die angeblich 1500 gestohlenen Schlüssel zurückzugeben. Die Mitarbeiter, die zu jedem Schlüssel das passende Auto suchen müssen, tun mir jetzt schon leid.

Für Diskussionen unter unseren Leser*innen (kleiner Scherz!) sorgt seit Monaten auch immer wieder das Thema Gendersprache, also die ständige Betonung beider Geschlechter oder noch weiterer durch *, _ oder :. Richtig und falsch gibt es bei diesem Thema nicht, beide Seiten haben schlüssige Argumente. Die Lager sind indes unversöhnlich: Der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß fordert, gendern zu verbieten, SPD-Chefin Saskia Esken attestiert ihm daraufhin, „mit dem gesellschaftlichen Wandel überfordert“ zu sein. Aber: Laut einer Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag der „Welt am Sonntag“ lehnten 65 Prozent der Deutschen Gendersprache ab, selbst bei den Frauen sind es 59 Prozent. Und laut einer Civey-Umfrage für den „Spiegel“ fordern 53 Prozent der Menschen ein Verbot von gendergerechter Sprache bei staatlichen Stellen. Dem Kommentar unserer Berlin-Korrespondentin Lena Rehmann kann ich nur zustimmen: Ein Verbot ist genauso Unsinn wie eine Verpflichtung. Soll doch jeder nach seiner Façon selig werden.

Was heute wichtig wird:

  • Ab 2023 soll Essen und Trinken auch in Mehrweg-Verpackungen angeboten werden, das besagt ein erneuertes Gesetz. Durch Corona sind die Müll-Mengen explodiert. Wird das helfen? Vera Vogt hat mit Entsorgern und Gastronomen gesprochen.
  • Angela Kirschstein ist Vikarin in Detern, ihr Mann Tobias ist Pastor in Uplengen. Seit mehr als einem Jahr sind sie in ihren Gemeinden tätig. Sie arbeiten auf Abstand und dennoch mit Nähe. Christine Schneider-Berents hat mit ihnen gesprochen.
  • Jens Schönig befasst sich mit einem neuen Betrugstrend: Phishing per SMS, kurz Smishing. Der Empfänger erhält eine Kurznachricht, er habe ein Paket bekommen. Wer den Link öffnet, tappt in die Falle.
  • Vor dem Landgericht Aurich fällt am Freitag das Urteil gegen eine 34-jährige Angeklagte aus Filsum. Die Mutter hatte ihr Baby zu Tode geschüttelt. Ihr droht nun eine mehrjährige Freiheitsstrafe.
  • An diesem Wochenende hätten eigentlich die Matjestage stattfinden sollen. Das große Fest in Emden gibt es zwar in diesem Jahr nicht, ganz ohne Matjes geht es aber trotzdem nicht: Es findet das Finale im Matjes-Wettbewerb der Köche statt. Heiko Müller ist dabei.

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