Hilfe für die Flutopfer

Gastronomen stehen wieder vor dem Nichts

Irmgard Röhseler
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Von Irmgard Röhseler
| 13.08.2021 17:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Hier fielen bis vor kurzem noch „Alle Neune“. Die acht modernen Kegelbahnen des Kegelcenters Knickertsberg wurden von den Wassermassen komplett zerstört. Fotos: Röhseler
Hier fielen bis vor kurzem noch „Alle Neune“. Die acht modernen Kegelbahnen des Kegelcenters Knickertsberg wurden von den Wassermassen komplett zerstört. Fotos: Röhseler
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Nach der Pandemie kam das Hochwasser: Viele Restaurantbetriebe im Flutgebiet sind zerstört. Jetzt heißt es, die letzten Kräfte zu aktivieren und alles wieder aufzubauen. OZ-Leser können helfen.

Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen.

Eschweiler - Erst das Coronavirus und nun die Flutkatastrophe. Kneipen-,Café- und Restaurantbesitzer aus Eschweiler, deren Geschäfte vom Hochwasser im wahrsten Sinne des Wortes einfach weggespült wurden, sind am Ende ihrer Kräfte. Die meisten von ihnen durften ihre Türen vor einem Monat gerade erst wieder öffnen und Gäste empfangen.

Als in der Nacht auf den 15. Juli die Inde über die Ufer trat und die Innenstadt komplett überflutete, mussten die Menschen geradezu ohnmächtig mit ansehen, wie ihre Existenzen innerhalb weniger Stunden zunichte gemacht wurden. Auch zwei Wochen nach der Katastrophe sitzt der Schock tief und die finanziellen und psychischen Schäden sind groß.

„Das war unser Lebenswerk“

Die Existenz von Helga und Willi Stollwerk vom Kegelcenter Knickertsberg an der Indestraße liegt in Trümmern. „Das war unser Lebenswerk!“, sagt Helga Stollwerk und zeigt traurig auf die großen kahlen Räume, in denen vor der Flutwelle noch acht Kegelbahnen Vereinen, Sport- und Hobbykeglern eine Heimat gegeben haben. „Das Wasser stand 75 Zentimeter hoch und hat alles zerstört. Das noch mal aufzubauen würde in die Hunderttausende gehen. Das schaffen wir nicht mehr, dafür sind wir definitiv zu alt“, sagt die Betreiberin. Den Schrecken hat die Familie immer noch nicht überwunden, allerdings hat die rührige Hilfsbereitschaft von völlig fremden Menschen ihnen in den ersten Tagen der Not Mut gemacht, es anzupacken. „Wir sind unendlich dankbar, dass uns so viele Leute geholfen haben!“

44 Jahre lang hat das Ehepaar das Kegelcenter Knickertsberg betrieben. „Eigentlich hegen wir schon länger den Gedanken, in Rente zu gehen, haben aber immer weitergemacht. Doch jetzt möchten wir in den Ruhestand gehen, wenn wir einen Nachfolger finden.“ Das Lokal werde wieder hergerichtet, um dann einen Pächter zu suchen. Die 800 Quadratmeter im Keller könnten separat als Lagerräume vermietet werden.

Die Handwerker haben bis Oktober zu tun

Tränen der Verzweiflung gab es auch bei Aytekin Saltan, der seit 18 Jahren „Das Café“ an der Ecke Neustraße/Martin-Luther-Straße betreibt. „Mein Geschäft hat einen Totalschaden, lediglich die Kaffeemaschine hat überlebt“, seufzt der 50-Jährige und zeigt auf die lädierten und aufeinander gestapelten Stühle und Tische. „Die Möbel sind alle hin, aber ich kann sie noch nicht entsorgen, weil meine Versicherung sich das noch nicht angeschaut hat.“ Ihn und seine Familie hat es besonders hart getroffen, denn nicht nur sein Geschäft, sondern auch die Boutique seiner Frau, der Keller des Eigenheimes und zwei Autos sind der verheerenden Flut zum Opfer gefallen.

Aytekin Saltan möchte sein Café an der Neustraße wieder aufbauen. Er hofft, im Oktober wieder öffnen zu können.
Aytekin Saltan möchte sein Café an der Neustraße wieder aufbauen. Er hofft, im Oktober wieder öffnen zu können.

Am Unglückstag habe er noch gedacht: „Das schaffe ich nie mehr, das alles wieder aufzubauen.“ Doch schon am nächsten Tag haben ihm die vielen Menschen, die ihm zu Hilfe eilten, wieder Mut gemacht. „Diese tollen Leute haben mich wieder aufgerichtet und nach vorne schauen lassen. Ohne sie hätte ich das nicht geschafft. Dafür möchte ich nochmal Tausend Dank sagen!“ Glücklicherweise sei er entsprechend versichert gewesen, sagt er. „Da haben wir es ja noch gut, einige hatten keine Versicherung, die tun mir wirklich leid. Ich hoffe, dass das Land den Menschen finanziell unter die Arme greift.“ Aytekin Saltan möchte auf jeden Fall weitermachen. „Doch vor Oktober wird das wohl nichts werden, solange haben die Handwerker hier zu tun.“

„Es muss weitergehen“

Auch Antonio Forchione hat tapfer und mit viel Unterstützung von Familie, Freunden und Helfern das Eiscafé Capri an der Grabenstraße von Wasser und Schlamm befreit. Der Geschäftsführer hatte in der Nacht, als das Wasser kam, nicht mehr daran geglaubt, je wieder aufmachen zu können. „Ohnmächtig mussten wir von oben aus der Wohnung mit anschauen, wie der Pegel immer höher und höher stieg“, erzählt er von der Schreckensnacht. „Ich dachte, das ist das Ende!“ Forchione hatte mittwochs noch die Fensterscheiben zusätzlich mit Tapeband abgeklebt, in der Hoffnung, dass so kein Wasser eindringen konnte. „Das hat zwar etwas geholfen, aber dennoch stieg das Wasser im Café 30 Zentimeter hoch an. Die größten Wassermassen kamen aus dem Keller, der bis zur Decke vollgelaufen war.“

Antonio Forchione, Geschäftsführer des Eiscafés Capri, hat Dank vieler Helfer das Lokal wieder einigermaßen auf Vordermann gebracht. Seit Samstag kann man dort wieder seinen Kaffee zu sich nehmen.
Antonio Forchione, Geschäftsführer des Eiscafés Capri, hat Dank vieler Helfer das Lokal wieder einigermaßen auf Vordermann gebracht. Seit Samstag kann man dort wieder seinen Kaffee zu sich nehmen.

Zwei komplette Räume mit Vorräten im Wert von 15.000 Euro seien ruiniert worden. „Unsere Eisküche blieb glücklicherweise unversehrt, sie liegt im hinteren etwas höher gelegenen Bereich des Lokals“, berichtet er, während er auf den Knien liegend den Steinboden schrubbt. „Es muss weitergehen. Das Eiscafé ist seit 2002 in Familienhand und wir wollen auf jeden Fall weitermachen.“ Mut und Zuversicht haben Forchione all die vielen Helfer gegeben. „Sie haben hier angepackt, als wäre es ihr Laden. Das war einfach klasse!“ Seit einigen Tagen ist das Eiscafé nun wieder geöffnet. Ganz langsam wird der zerstörten Indestadt wieder ein wenig Leben eingehaucht. Der Ladeninhaber blickt voller Tatendrang in die Zukunft: „Auf dass unsere Heimatstadt bald wieder so lebendig ist, wie sie einmal war. Man darf die Hoffnung nie aufgeben!“

So können die OZ-Leser helfen

Seit über zwei Wochen läuft die Spendenaktion der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.

Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE 55 2859 0075 0011 1112 00 bei der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer. Gespendet werden kann auch hier direkt über Paypal. Jeder einzelne Spenden-Euro geht an die Flutopfer. Die Verwaltungskosten der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“ werden komplett von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Es gibt keinerlei Verrechnungen oder Abzüge.

Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das bitte auf der Überweisung vermerken. Bis zu einer Spende von 199 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg an. Bei höheren Beträgen können Spendenquittungen ausgestellt werden. Nähere Informationen gibt es per E-Mail.

Weitere Infos zur Aktion gibt es hier.

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