Hilfe für die Flutopfer

Wenn nur noch schweres Gerät hilft

Merve Polat
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Von Merve Polat
| 24.08.2021 17:31 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die Soldaten der Bundeswehr müssen das Totholz teilweise per Hand wegschaffen, weil die Bagger auf dem durchweichten Gelände nicht fahren können. Fotos: Polat
Die Soldaten der Bundeswehr müssen das Totholz teilweise per Hand wegschaffen, weil die Bagger auf dem durchweichten Gelände nicht fahren können. Fotos: Polat
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Die Bundeswehr hilft mit 120 Soldatinnen und Soldaten im Flutgebiet Eschweiler/Stolberg. Ihre Aufgabe: Die Ufer der Inde und Vicht von angespültem Unrat und Totholz befreien. OZ-Leser können helfen.

Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen.

Eschweiler/Stolberg - Wer am frühen Montagnachmittag im Bereich In den Benden in Eschweiler unterwegs war, dem ist eventuell ein kleines Feuer aufgefallen. Am Ufer der Inde haben nicht etwa Camper ein Lagerfeuer entfacht, nein: Soldaten der Bundeswehr haben dort ein Hausschwein verbrannt. „Das liegt hier schätzungsweise seit Wochen – eben seit der Flut“, meint Maximilian Mai. Er und 119 weitere Soldaten der Bundeswehr sind seit einigen Tagen in Eschweiler und Stolberg im Einsatz, um das Ufer von Inde und Vicht aufzuräumen, und finden dabei allerlei Gegenstände: „Von Badeschlappen bis zur kompletten Partyausstattung war alles dabei“, sagt der Oberleutnant.

In erster Linie sind er und seine Kollegen aber dafür zuständig, umgeknickte Bäume und großes Totholz mit Kettensägen zu zerkleinern und wegzuschaffen, denn das könnte bei weiteren Fluten erneut gefährlich für die Brücken werden. „Mit dem Müll hingegen, der teilweise bis zu fünf Meter in den Bäumen hing, sind wir schon relativ weit.“

Unter anderem ein riesiges altes Rohr ist aus der Inde hochgespült worden.
Unter anderem ein riesiges altes Rohr ist aus der Inde hochgespült worden.

Es ist noch immer viel zu tun

Herausfordernd sind der Riesenbärenklau, der Verbrennungen verursachen kann, und landwirtschaftliche Tanks oder alte riesige Rohre, die hochgespült wurden und die die Soldaten in Kipplaster laden. Diese wiederum fahren zur Entsorgungsanlage am Drieschplatz. Anfangs konnten die Soldaten wegen des schwer zugänglichen Gebiets nur per Hand arbeiten – da war also Muskelkraft gefragt. Denn das Gelände ist wegen der Flut durchweicht und deshalb für große Wagen nicht tragfähig sowie befahrbar. „Erst seit letzter Woche arbeiten wir mit schweren Maschinen, die uns dankenswerterweise unter anderem von der hiesigen Försterei zur Verfügung gestellt werden.“ Bis Freitag wollen sie in dem 800 Meter langen Bereich weitestgehend fertig sein, dann erfolgt eine Bestandsaufnahme mit der Stadt und es folgen eventuell weitere Arbeiten. Zwei weitere Schwerpunktbereiche seien bisher ausgemacht worden: An der Phönixstraße in Aue nahe der ESW-Röhrenwerke und im Bereich Stoltenhoffmühle/Gutenbergstraße.

Untergebracht sind die Einsatzkräfte aus dem nordöstlichen Torgelow, aus Neustadt am Rübenberge nahe Hannover und aus Minden in der Dr.-Leo-Löwenstein-Kaserne in Aachen. In der Stolberger Donnerberg-Kaserne befindet sich der Hauptstützpunkt. Verpflegung erhalten sie von den Kommunen. Letztere hatten die Unterstützung nach einer Abfrage des Landes, wie viel Hilfe noch bei der Beseitigung der Hochwasserschäden benötigt wird, angefordert. Noch bis Ende August will die Bundeswehr voraussichtlich bleiben – die Einsatzdauer ist allerdings lageabhängig.

„Wir haben überhaupt keine Kapazitäten“

Froh über die Hilfe ist Gerhard Handels, stellvertretender Leiter für Straßenbau und Verkehr der Stadt Eschweiler: „Unser Baubetriebshof ist damit beschäftigt, die Stadt aufzuräumen und den Sperrmüll wegzuschaffen. Wir haben überhaupt keine Kapazitäten, um solche Arbeiten zu verrichten.“ Er ist vor Ort Ansprechpartner für die Soldaten der Bundeswehr bei Fragen.

Das Bild der Verwüstung stellt sich in Stolberg ähnlich dar wie in Eschweiler – nur gibt es dort mehr Industriemüll. Oberleutnant Daniel Wizke und seine Kollegen sind deshalb vorwiegend damit beschäftigt, beispielsweise Unmengen an beschädigten Kabeltrommeln wegzufahren. Im Bereich Bernhardshammer machen sie am frühen Abend Schluss – nur ein Haufen Schutt und Müll an einer Böschung sind übrig geblieben. „Dort kommen wir nicht vernünftig heran. Mittwoch wird uns da ein lokales Unternehmen mit einem großen Bagger helfen.“ Wizke und seine Kollegen haben an der Glück-Auf-Straße angefangen, auf der Freifläche den Schutt zu beseitigen, und sind dann dem Flusslauf in die eine Richtung gefolgt. Dort sind sie soweit fertig, als Nächstes folgt eine Erkundungstour in die andere Richtung – bis die Arbeiten abgeschlossen sind.

So können die OZ-Leser helfen

Seit über drei Wochen läuft die Spendenaktion der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.

Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE 55 2859 0075 0011 1112 00 bei der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer. Gespendet werden kann auch hier direkt über Paypal. Jeder einzelne Spenden-Euro geht an die Flutopfer. Die Verwaltungskosten der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“ werden komplett von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Es gibt keinerlei Verrechnungen oder Abzüge.

Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das bitte auf der Überweisung vermerken. Bis zu einer Spende von 199 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg an. Bei höheren Beträgen können Spendenquittungen ausgestellt werden. Nähere Informationen gibt es per E-Mail.

Weitere Infos zur Aktion gibt es hier.

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