Was Sie heute wissen müssen

Brennende Schulen | Männliche Rathäuser | Digitale Ärzte

|
Eine Kolumne von Timo Sager
| 04.10.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Das Thema Schule ist ein besonderes. Vielleicht mal abgesehen vom Nationalmannschafts-Fußball gibt es kaum ein anderes, bei dem so viele Menschen meinen, mitreden zu können. Schließlich hat jeder mindestens neun Jahre seines Lebens in Lehranstalten verbracht und damit Ahnung. Oder sind es vielleicht doch eher Ahnungen? Über viele Posts und Kommentare, die zum Thema Bildung durch die Sozialen Netzwerke wabern, kann ich nur den Kopf schütteln. Nur weil man selbst Schüler war und heute Kinder hat, weiß man leider nicht zwangsläufig, wie Schule wirklich gut funktioniert (ich habe Lehramt studiert und weiß es übrigens auch nicht). Worauf wir uns aber sicher einigen können ist: In Sachen Bildung läuft Vieles nicht optimal, manches ist vom Optimum erschreckend weit entfernt.

Der Leeraner Carsten Tergast hat in jedem Fall mehr Ahnung als wir. Er hat an einer Schule als Quereinsteiger gearbeitet und darüber ein Buch geschrieben. Es hat den Titel „Die Schule brennt“. Meine Kollegin Nikola Nording hat mit ihm über das Buch gesprochen. Darin geht es nicht darum, den einen Weg zur besseren Schule aufzuzeigen. Es ist vielmehr eine Bestandsaufnahme, wie es an Schulen zugeht. Teile dessen, was Carsten Tergast schreibt, kann ich trotz meiner nur sehr kurzen Lehramtskarriere bestätigen: Wir brauchen nicht über Unterrichtsmodelle und -konzepte zu reden, so lange die Schüler gar nicht bereit oder in der Lage sind, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Und das Problem kann nicht alleine die Schule lösen. Ein spannendes Interview.

Seit einer Woche steht endgültig fest, wer die neuen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in den ostfriesischen Kommunen sind. Im Kreis Leer darf man die feminine Bezeichnung konfliktfrei weglassen. Neun Bürgermeister-Posten wurden neu besetzt, in vier Fällen traten Frauen an – aber keine wurde gewählt. Nikola Nording hat sich auf die Suche nach den Gründen gemacht. Dabei hat sie auch mit Dr. Christina-Marie Juen von der Universität Oldenburg gesprochen. Sie forscht zum Thema Wahlen. Die Frage war: Werden Frauen generell seltener gewählt? (Achtung, Spoiler!) Nein. Aber warum wurden die Kandidaten gewählt, die gewählt wurden? Die Wahlforscherin liefert interessante Antworten und ist in einem Fall selbst überrascht.

Enercon, einer der wichtigsten Arbeitgeber und Steuerzahler in Ostfriesland, hat nach wie vor Probleme. Jahrelang Platzhirsch in Deutschland musste sich das Auricher Unternehmen für die Märkte außerhalb der Landesgrenzen nicht großartig interessieren. Dann brach der Inlandsmarkt wegen veränderter Ausschreibungsregeln zusammen und riss Enercon in die Krise. Seit 2019 versuchen die Auricher sich gesund zu schrumpfen. Zahlreiche Arbeitsplätze wurden gestrichen. Jetzt soll ein Strategiewechsel den alten Erfolg wiederbringen: Enercon widmet sich gezielt dem Ausland. Ole Cordsen hat einen ausführlichen Blick auf die aktuelle Lage beim Windkraftanlagen-Hersteller geworfen und erklärt, warum die Auricher Konzernzentrale mit der neuen Strategie an Macht verliert.

Viele Eltern kennen das Problem: Zwar haben die Kinder einen Kita-Platz, aber die Öffnungszeiten der Kita und die eigenen Arbeitszeiten liegen nicht auf Passung. In Emden hat sich der Jugendhilfeausschuss des Stadtrates mit der Ausweitung von Betreuungszeiten in Kitas beschäftigt. Dabei herrschte große Sorge um das Kindeswohl. Man dürfe es Eltern „nicht zu einfach machen“, ihre Kinder über einen längeren Zeitraum abzugeben, meinte Thomas Sprengelmeyer, Leiter des Fachbereichs Jugend, Schule und Sport. Ein Satz, der bei einer alleinerziehenden Mutter mit Schichtdienst in einem Seniorenheim und jede Menge Stress bei der Betreuung des Nachwuchses sicher auf fruchtbaren Boden fällt. Mona Hanssen hat die Diskussion verfolgt und mit Verantwortlichen von Kitas gesprochen. Dazu gehört auch „Dat Käferhuus“ bei VW, das schon ab 5.30 Uhr Kinder betreut. Die Erfahrungen dort lassen befürchten, dass es im Ausschuss gar nicht nur um das Kindeswohl, sondern vor allem auch um die Stadtkasse ging. Lesen Sie dazu auch Mona Hanssens Kommentar „Die Sorge der alten Männer“.

Niemand geht wirklich gerne zum Arzt. Es muss halt ab und zu sein. Wer in der Stadt lebt, hat es dabei noch vergleichsweise leicht. Auch Fachärzte sind da in der Regel vertreten. Wohnt man auf dem Land, wird es deutlich schwieriger: weite Wege und praktisch kein öffentlicher Nahverkehr. Insulaner sind noch ärger dran. Digitale Sprechstunden können da helfen. Auf Borkum läuft ein Pilotprojekt. Hier kann man zum Augenarzt gehen, ohne zum Augenarzt zu gehen. Für unsere Serie „Ostfrieslands Zukunft“ hat Stephanie Tomé sich angesehen, wie das funktioniert und wo Telemedizin an Grenzen stößt.

Was heute wichtig wird

  • Nach und nach trudeln sie ein, die Zusagen von Gästen für das Filmfest Emden-Norderney. Mit dabei ist unter anderem Schauspielerin Corinna Harfouch. Stephanie Tomé hört sich um, welche bekannten Gesichter noch in der Stadt zu sehen sein werden.
  • Das Impfzentrum ist geschlossen. Was passiert jetzt mit der Nordseehalle und den ausgeliehenen Mitarbeitern. Wo wird jetzt mobil geimpft. Mona Hanssen hat nachgefragt.
  • In Großefehn soll ein Mann seine schwangere Lebensgefährtin geschlagen und gewürgt haben. Heute wird ihm vor dem Amtsgericht Aurich der Prozess gemacht. Luca Hagewiesche berichtet.
  • Kreativ altern: Nicole Böning hat in einem Altenheim in Südbrookmerland zugeschaut, wie sich alte Menschen trotz körperlicher Gebrechen und Demenz künstlerisch betätigen.
  • In Esens gibt es eine gesunde Innenstadt, der offenbar auch Corona nichts anhaben kann. Abseits des Mainstreams hat sich die Butterstraße gemausert. „Die ist weiblich, kreativ und auch nachhaltig“, schreibt Susanne Ullrich.

Wenn Sie diesen Nachrichtenüberblick jeden Morgen bequem per E-Mail zugestellt bekommen möchten, dann abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter.

Ähnliche Artikel