Was Sie heute wissen müssen

2G+ ohne Tests | Gesprengte Geldautomaten | Gitta kann’s

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 03.12.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Das habe ich mir gestern Abend nicht entgehen lassen: die Liveübertragung vom großen Zapfenstreich zum Abschied von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Merkwürdig berührt hat mich dieses traditionelle Zeremoniell mit Soldaten, die in ritualisierten Bewegungen ihr Gewehr auf und ab bewegten, den Helm, die Augen links, die Augen rechts. So etwas ist uns Deutschen irgendwie fremd, schätze ich. Amerikaner können so einen Bombast besser. Aber Nina Hagens DDR-Protestsong „Du hast den Farbfilm vergessen“ in dieser Musikkorps-Bearbeitung hat mich lächeln lassen (Was die Hagen dazu sagt, lesen Sie hier.). Nonkonformistisch wie Hildegard Knefs „Rote Rosen“ - Angela Merkels Abgang war großartig, sehr persönlich und zugleich würdevoll.

Meine Kollegin Marion Luppen dachte wohl ähnlich, nachdem Merkels Musikauswahl durch die Medien gegangen war. Deshalb fragte sie bei prominenten Bürgern aus Aurich und dem Landkreis nach, welche Lieder sie sich bei einem solchen Zapfenstreich wünschen würden. Alle brauchten Bedenkzeit, mal zehn Minuten, mal anderthalb Tage. Herausgekommen ist eine illustre Mischung aus Tradition und Moderne, Pop und Rock, Kirchenmusik und weltlichen Klängen, also zwischen Bach, Motörhead und Reinhard Mey. Sehr spannend.

Thema des Tages waren gestern natürlich die Corona-Beschlüsse in Berlin. Ob 2G oder 2G+, im Einzelhandel bimmelten gestern ob des allgemeinen Verordnungs-Chaos die Alarmglocken. Was gilt nun? Ganz ehrlich, wir wissen es auch nicht so genau. Und auch nicht ab wann. Niedersachsen-Reporter Dirk Visser hat gestern deshalb mit Ministerpräsident Stephan Weil gesprochen. Vorerst gilt: Am kommenden Advents-Wochenende können wir alle noch nach 3G-Regeln unsere Weihnachtsgeschenke einkaufen. „Keine fröhliche Weihnachtszeit“ hat Martin Alberts seinen Kommentar zur derzeitigen Verwirrung überschrieben.

Bei Friseuren und in Fitnessstudios gilt schon seit Mittwoch 2G+. Das heißt, selbst Geimpfte und Genesene müssen sich testen lassen. Ich habe das gestern gemacht und mich gewundert, wie viele andere im Studio waren. Die Regelung wird offenbar akzeptiert. Das größte Problem aber ist, dass Testtermine in den gegenwärtigen Zentren fast überall für die nächsten 14 Tage ausgebucht sind. Also selbst wer will, kann sich den Test nicht holen. Das ist ziemlich bitter - und peinlich für unseren Staat, der Testzentren erst auf-, dann ab- und jetzt wieder aufgebaut hat. Maren Stritzke hat mit Studiobetreibern gesprochen.

Das Regelchaos hat unmittelbare Konsequenzen beim Auricher Weihnachtsmarkt. 2G+ gilt nur für jene Gäste, die an einem Stand etwas essen oder trinken möchten. Wer Karussell fährt oder Honigwachskerzen kauft, braucht nur eine FFP2-Maske. Da das kaum jemand genau weiß, kommen die Gäste nicht. Die Schausteller wollen trotzdem erst einmal weitermachen. „Am Sonntag setzen wir uns zusammen und entscheiden, wie es weitergeht“, sagt Marktmeister Angelo Kanzler. Er hofft, dass es am Wochenende mit den Besucherzahlen aufwärts geht.

Die „Alte Brauerei“ in Pilsum hat jetzt jedenfalls Konsequenzen aus 2G+ gezogen. Die Gaststätte schließt vorerst. Als ein Hauptgrund werden auch fehlende Testkapazitäten genannt. Die neuen Regelungen beuteln die Gastronomen stark, das bestätigt auch der Hotel- und Gaststättenverband Ostfriesland im Gespräch mit Claus Hock. Der Kollege hat gestern auch zusammen mit Ingo Poppen aus der Digitalredaktion eine Zusammenstellung aller uns bekannten Testzentren produziert. Sie wird permanent ergänzt und ist hier nutzbar.

Internationale Kriminalität offenbart sich in Ostfriesland meist mit einem großen Knall. Dann nämlich, wenn niederländische Spezialisten wieder einmal einen Geldautomaten in die Luft sprengen. Das aber ist nicht der einzige Fall, wie Andreas Ellinger recherchiert hat. Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat jetzt erneut gefordert, dass Europol „mehr Kompetenzen und Mittel erhält“. Grenzüberschreitend sind Täter aber auch in anderen Bereichen: Der Betrug per Telefon bekommt eine immer größere Bedeutung, weil er „nicht in Präsenz, sondern komplett auf dem digitalen Weg eingefädelt wird“, teilt die Polizei mit. Stichwort: „Falsche Polizeibeamte“.

Mit Gitta Connemann schließt sich ein Kreis. Kaum ist Angela Merkel draußen, kann „Sie kümmert sich“-Gitta in Berlin politisch was werden. Dass die beiden Frauen nicht in inniger Freundschaft verbunden waren, ist bekannt. Immerhin, stellvertretende Fraktionsvorsitzende wurde die langjährige Bundestagsabgeordnete dann doch. Und jetzt soll sie auch noch Vorsitzende der einflussreichen Mittelstandsunion werden. Die CDU-Tochter heißt auch MIT, wie das berühmte Elite-Institut in den USA. Unter drei Kandidaten scheint die Heselerin die aussichtsreichste zu sein. Auf Facebook schrieb sie: „Ich sage ihnen und den vielen MIT’lern aus anderen Landesverbänden, die mich ermutigt haben, zu kandidieren, ein riesen Dankeschön.“ Aus „Gitta kümmert sich“ wird so also nun ein „Gitta kann’s“. Herzlichen Glückwunsch!

Was heute wichtig wird:

  • Es ist kein Kavaliersdelikt - so ganz und gar nicht: K.o.-Tropfen verabreichen. Ein Anwalt erklärt, auf was Opfer achten müssen, wenn sie denken, dass ihnen jemand die Mittel gegeben hat. Er erklärt auch, was auf Täter juristisch zukommt. Vera Vogt berichtet.
  • Vier Rorichumer haben jahrelang an einer Chronik ihres Dorfes gearbeitet. Unter anderem sammelten sie hunderte Fotos und Geschichten. Jetzt ist es fertig - und anders als gedacht. Karin Lüppen hat sich mit den Geschichtsschreibern unterhalten.
  • Ein 26-Jähriger soll trotz Quarantäne mit Kumpels im Auto durch Aurich gefahren sein. Wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz soll er 2000 Euro Geldbuße zahlen. Dagegen legte der Mann Widerspruch ein. Luca Hagewiesche verfolgt die Verhandlung.
  • Die Staatsanwaltschaft Aurich legt drei jungen Männern aus Norden und Aurich besonders schwere räuberische Erpressung zur Last. Sie sollen in die Wohnung des Opfers eingedrungen sein und ihn mit Gewalt beraubt haben. Bettina Keller berichtet.
  • Die Ausnahmen für Jugendliche ab zwölf Jahren bei den Corona-Regeln könnten zum Jahresende fallen. Ein Kinobesuch wäre dann ungeimpft nicht mehr möglich. Allerdings ist es für viele nicht möglich, bis dahin den vollen Impfschutz zu haben, schreibt Stephanie Tomé.
  • Blick hinter die Kulissen: Umfangreiche Restaurierungen zweier Hauptwerke aus dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden sind abgeschlossen. Stephanie Tomé schaut sich an, was gemacht dort wurde.

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