Was Sie heute wissen müssen

Blanker Hans | Toter Fuchs | Verletzter Wolf

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 16.02.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

„Americans are fed up“, so lautete die Schlagzeile des Corona-Newsletters der New York Times am 8. Februar. Zu deutsch: „Die Amerikaner haben’s satt.“ Drei Tage später hieß es: „How to live with Covid“ (Wie wir mit Covid leben), und gestern dann „The new mask normal“ (Das neue normale Maskentragen). In der Zwischenzeit waren die Omikron-Infektionen von über 800.000 am Tag auf unter 200.000 gefallen, bei einer weiterhin hohen Zahl von hospitalisierten Patienten (90.000) und täglichen Todesfällen (2400). Darunter dann ein Interview mit einer Gesundheitsexpertin, die Politiker, die sich gegen das Maskentragen in Innenräumen aussprechen, als „voreilig“ bezeichnet und auf die Frage nach den angeratenen Vorsichtsmaßnahmen sagt:

„What are the consequences of me getting Covid? For some vaccinated people, it might be getting sick and missing a few days of work. And that’s probably a worthwhile trade-off for those people. I encourage my daughter — she’s in her 20s — to spend time with friends and be a young person. I think that if you can, you should. But if the consequences are, I could put somebody vulnerable at risk, whether or not there’s a mask mandate shouldn’t change your decision.“ (Welche Folgen hat Covid für mich? Manche geimpfte Personen werden krank und fehlen ein paar Tage am Arbeitsplatz. Und das ist völlig okay für diese Leute. Ich ermutige meine Tochter – sie ist in den Zwanzigern – Zeit mit Freunden zu verbringen und ein junger Mensch zu sein. Ich denke, wenn du kannst, solltest du es tun. Aber wenn die Konsequenz ist, dass ich jemanden mit Risikofaktoren gefährde, dann sollte es für meine persönliche Entscheidung unwichtig sein, ob es eine Maskenpflicht gibt oder nicht.)

Dem ist nichts hinzuzufügen. Jetzt nicht und bei einer sechsten, siebten oder x-ten Welle auch nicht.

Inzwischen hat auch der nicht zum Leichtsinn neigende Gesundheitsminister Karl Lauterbach angesichts rückläufiger Inzidenzen verkündet, dass die Omikron-Welle gebrochen scheint. Für Ostfriesland gilt das (noch) nicht. In Emden liegt die Inzidenz inzwischen über 1500 und damit über dem bundesdeutschen Schnitt. Auch anderswo sind die Werte weiter über 1000, bis auf Wittmund mit nur noch 694. Wirklich erfreulich ist, dass die Zahl der Covid-Intensivpatienten von vorgestern noch neun auf gestern sechs gesunken ist.

So hoch die Belastungen für das Personal auch waren, durch Intensivpatienten und Isolierstationen, so wirtschaftlich erfolgreich war Corona für die ostfriesischen Krankenhäuser. Entgegen der Prognosen weisen deren Bilanzen überdurchschnittliche Gewinne aus. Beim Klinikum Leer hat sich das Plus gegenüber dem Plan sogar mehr als verdoppelt, das Borromäus-Hospital den erheblich bescheideneren Gewinn sogar verdreifacht, und die Trägergesellschaft der Kliniken in Aurich, Emden und Norden konnte den Verlust deutlich reduzieren. Grund waren die Corona-Hilfen des Bundes, wie Andreas Ellinger recherchiert hat. Für 2021 sieht es allerdings nicht so gut aus.

Reden wir statt Corona von einer anderen Naturgewalt, die Ostfriesland, die gesamte Nordseeküste und vor allem Hamburg vor heute genau 60 Jahren erschüttert hat: Der „blanke Hans“, die Sturmflut 1962, ein Ereignis, das sich ins kollektive Gedächtnis der Ostfriesen eingebrannt hat. Zwar gab es hier nur ein Todesopfer zu beklagen (von insgesamt 340), aber enorme Überschwemmungsschäden. Unter Federführung von Nikola Nording haben Kolleginnen und Kollegen aus mehreren OZ-Redaktionen in den vergangenen Wochen ein Bild der Lage damals erstellt. Die dramatischen Ereignisse können Sie heute den ganzen Tag verfolgen, Stunde um Stunde, in einem Liveticker. Zudem sprachen wir mit vielen Zeitzeugen, etwa mit Hinrich Baumann aus der Krummhörn, der nachts ein Loch im Deich entdeckt hatte und eine Katastrophe verhinderte. In der mehrteiligen Serie befasst sich die OZ am heutigen Mittwoch mit den Geschehnissen jener Nacht. Wir haben auch nachgefragt, wie Küste und Emsdörfer heute gerüstet sind (mehr auf www.oz-online.de) - auch im Hinblick auf den drohenden Orkan Ende der Woche.

Einen Namen auch über Ostfriesland hinaus hat sich Claus Hock in den vergangenen Monaten durch seine Recherchen über die Demokratiefeinde bei den Querdenkern und rechtsextreme Umtriebe in der Region gemacht. Zuletzt schrieb er eine lange Geschichte über den Reichsbürger, der sich „Thor“ nennt. Monatelang hatte die Recherche gedauert, wie so etwas läuft, darüber hat Claus nun eine eigene Geschichte geschrieben und ermöglicht so einen Einblick in journalistische Arbeitsweisen.

Fuchs oder Uferschnepfe? Eine im April in Kraft tretende Änderung des Jagdgesetzes erhitzt schon jetzt die Gemüter. Nachtsichttechnik soll für die Jagd auf Raubwild benutzt werden können. Bessere Bedingungen für die Jagd auf Meister Reineke sei wichtig zum Schutz von Wiesenbrütern, sagen die einen. Es sei reine Lustjagd ohne Sinn, sagen die anderen. Wie immer beim Thema Jagd stehen sich die Seiten völlig unversöhnlich gegenüber, was Vera Vogt nicht daran gehindert hat, mit beiden Seiten zu sprechen.

Die Energiewende ist kompliziert und teuer, und sie fordert uns allen einiges ab. Die Stromautobahnen, die Windstrom von Nord- nach Süddeutschland bringen sollen, hinken hinter dem Zeitplan her, und jetzt führt der von der Bundesregierung geplante schnellere Ausbau von Hochsee-Windparks auch noch an der Küste zu weiteren Stromtrassen. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium bringt einen weiteren Korridor für Kabel zu Offshore-Windanlagen ins Spiel - zusätzlich zum Emskorridor, zwei weiteren über Norderney und einem geplanten via Baltrum. Ist nun wieder Langeoog im Gespräch? Imke Oltmanns hat nachgefragt.

Klaus-Peter Wolf, Krimiautor mit Millionenauflage, hat ein neues Buch veröffentlicht. „Ostfriesensturm“ dürfte sein bisher persönlichster Krimi sein. Es geht um einen Vater mit Alkoholsucht, dem Mutter und Sohn Medikamente untermischen. Auch Klaus-Peter Wolf war so ein Sohn. Nikola Nording hat mit ihm über das neue Buch gesprochen, vor allem aber über seine Kindheit und die Folgen der Erfahrungen, die er machte.

Was heute wichtig wird:

  • Hebamme studieren? Was lange in Deutschland undenkbar war, ist seit gut eineinhalb Jahren Realität. In ostfriesischen und emsländischen Kliniken arbeiten Studentinnen, die Geburtshelferin werden wollen. Nikola Nording hat mit ihnen gesprochen.
  • Wer über die Grenze fährt, kennt es: Die Nachricht, dass das Roaming umsonst ist. Aber das gilt nur, wenn man mehr Zeit im heimischen Netz verbringt. Was ist mit Pendlern oder denen, die zu Hause niederländisches Netz haben? Vera Vogt hat nachgefragt.
  • Um den Schweinswal und seine unrühmliche Begegnung mit dem Menschen geht es dieses Mal in der OZ-Serie „Watt ´n Meer“. Nicole Böning berichtet, dass die einzige Walart in deutschen Gewässern es nicht leicht hat, wenn sie auf den Menschen trifft.
  • Wiesmoor profitiert vom Landesförderprogramm „Perspektive Innenstadt“. Mehrere Maßnahmen stehen im Stadtzentrum an. Niklas Homes hat nachgefragt, wie die Planungen aussehen. Manche Idee hatte nicht lange Bestand.
  • Der Kreis Wittmund muss wieder mehr Flüchtlinge aufnehmen. Doch wohin mit ihnen? Der Landkreis möchte Wohnungen anmieten, aber es gibt kaum welche. Nun sollen erstmal Container in Upschört aufgestellt werden. Imke Oltmanns berichtet.
  • In Emden gibt es nach wie vor Klagen über zu volle Schulbusse. Die Bahntochter Weser-Ems-Bus hat in der Zwischenzeit darauf reagiert und Verstärkerbusse eingesetzt. Heiko Müller fasst den aktuellen Stand zusammen.
  • Der Anker am Petkumer Fähranleger ist auf unerklärliche Weise verschwunden. Was es damit auf sich hat, woher der Anker eigentlich stammt und seit wann er dort seinen Platz hatte, hat Stephanie Tomé recherchiert.
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