Aurich

Turteln mit dem Partner treibt die Tauben an

Doris Zuidema
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Von Doris Zuidema
| 14.04.2022 06:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Rolf (von links) und Elvira Nieland sind mit ihren Reisetauben bei Wettbewerben und mit ihren Zuchttauben international erfolgreich. Das ist vor allem ihrer Disziplin zu verdanken, meint der Vorsitzende des Regionalverbandes 259 Ost-Friesland, Detert Feddinga (rechts). Im Hintergrund sitzen Jungtauben auf dem Dach des Schlags. Foto: Zuidema
Rolf (von links) und Elvira Nieland sind mit ihren Reisetauben bei Wettbewerben und mit ihren Zuchttauben international erfolgreich. Das ist vor allem ihrer Disziplin zu verdanken, meint der Vorsitzende des Regionalverbandes 259 Ost-Friesland, Detert Feddinga (rechts). Im Hintergrund sitzen Jungtauben auf dem Dach des Schlags. Foto: Zuidema
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Rolf und Elvira Nieland aus Aurich-Walle verbuchen Erfolge bei Wettkämpfen und in der Zucht. Das bedeutet: tägliches Training und jeden Tag Scheiße kratzen.

Aurich - Hochleistungssportler müssen jeden Tag trainieren. Sie bekommen eine spezielle Ernährung – reichhaltige Nahrung vor Wettkämpfen, leichte Kost nach Wettkämpfen. Sie müssen ein Ziel vor Augen haben, das sie unbedingt erreichen wollen. Gelegentlich werden sie unangekündigt auf Doping überprüft. „So ist das auch bei Reisetauben“, sagt Rolf Nieland, aus Aurich-Walle, der gemeinsam mit seiner Frau Elvira in der vergangenen Saison erneut viele Erfolge einheimste. Ihre Reisetauben gehörten in allen fünf ostfriesischen Wettbewerben zu den Bestplatzierten und sahnten davon zweimal den ersten Platz ab (Bericht unten).

Um solche Erfolge zu erringen, ist Disziplin wichtig. Jeden Tag müssen die Schläge gereinigt, die Tiere gefüttert und trainiert werden. Etwa sechs Stunden am Tag – drei vormittags, drei nachmittags – kümmern sich die Nielands um ihre 60 Zuchttauben, 80 Reisetauben und 70 Jungtauben. „Egal, wo mein Mann ist, um 17 Uhr muss er nach Hause zu den Tauben“, berichtet Elvira Nieland. Und Detert Feddinga, Vorsitzender der Reisetaubenliebhaber-Vereinigung Aurich, fügt hinzu: „Tauben züchten bedeutet jeden Tag Scheiße kratzen.“

Fürs Training werden die Paare getrennt

Während der Flugsaison werden die männlichen und die weiblichen Tiere voneinander getrennt. Bevor es mit den Wettkämpfen losgeht, absolviert die Fluggemeinschaft Ostfriesland drei Trainingsflüge. Die Tauben setzen dann alles daran, wieder in den heimischen Schlag zu fliegen, um mit der Partnerin oder dem Partner herumzuturteln. Tauben bleiben sich lebenslang treu. „Das ist es, was sie auf ihrer Reise anspornt“, sagt Rolf Nieland, der jede seiner Tauben schon im Anflug erkennt. Erstklassige Reisetauben können bis zu 800 Kilometer in gut acht Stunden zurücklegen – und die besten von ihnen sind anschließend immer noch topfit. Verletzt sich eine Top-Reisetaube auf dem Weg oder wird krank, kann sie in eine Spezialklinik nach Essen gebracht werden – so, wie es einem Hochleistungssportler gebührt.

Im Anschluss an die Trainingsflüge werden in Ostfriesland 13 Flüge in fünf Meisterschaften organisiert. Für die meisten Wettbewerbe müssen die Züchter zuvor Tauben benennen, von denen sie glauben, dass sie gewinnen können. Mit einem Lastwagen und einem Sattelzug werden die Reisetauben an den Startpunkt gefahren. „Es ist schon ein überwältigendes Bild, wenn bis zu 10.000 Tauben gleichzeitig losfliegen“, sagt Detert Feddinga. Die Tauben tragen Ringe, mit denen die Ergebnisse in Meter pro Minute erfasst und dem Verband gemeldet werden.

Für „Goldstück“ 25.000 Euro geboten

So manche erfolgreiche Reisetaube wird später für die Zucht genutzt. Und auch in dieser Disziplin ist das Ehepaar Nieland erfolgreich. War bereits im Jahr 2020 die Taube „Goldstück“ mit der Ringnummer 214 eine Olympia-Taube gewesen, so gelang der Zuchtgemeinschaft dieses Kunststück 2021 erneut mit „Super Crack“ mit der Nummer 209. Sie wird nun bei der Olympiade Anfang August in Rumänien ausgestellt. Unter den weltweit besten Reisetauben belegt sie den 15. Platz. Unlängst erhielten die Nielands ein Kaufangebot für „Goldstück“ aus Belgien. Aber für 25.000 Euro wollten sich das Ehepaar nicht von dem Tier trennen.

„So einen Zuchterfolg hat mal vielleicht ein- oder zweimal im Leben“, sagt Rolf Nieland. „Das ist auch Glückssache.“ Um den schönsten, schnellsten und erfolgreichsten Nachwuchs zu züchten, werden die Tauben neu gepaart. „Ich brauche nur in einen Schlag zu gehen und ich kann sofort erkennen, welche Taube Erfolg haben könnte und welche nicht“, sagt Rolf Nieland. Er hat schon als kleiner Junge Feuer gefangen und reist mit seinen Tauben zu Wettbewerben, seit er elf Jahre alt ist. Seine Frau Elvira hat quasi in die Taubenzucht eingeheiratet. Solange ihr Mann noch berufstätig war, versorgte sie morgens die Tiere.

Verband verleiht Taubenschläge

Dass die Reisetaubenliebhaber-Vereinigung Aurich Nachwuchssorgen plagen, verschweigt der Vorsitzende Detert Feddinga nicht. „Taubenzucht ist eine Menge Arbeit. Es ist schwer, junge Leute zu motivieren, am Ball zu bleiben“, sagt er. Um Nachwuchs zu akquirieren, stellt der Verband deutscher Brieftaubenzüchter Leihtaubenschläge zur Verfügung.

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