Landesbehörde bilanziert Turbulenter Winter – 20 Sturmfluten an der niedersächsischen Küste

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Von dpa
| 16.05.2022 14:25 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Das Orkantief „Ylenia“ wütete ganz ordentlich auf Norderney. Foto: Bartels/dpa
Das Orkantief „Ylenia“ wütete ganz ordentlich auf Norderney. Foto: Bartels/dpa
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Der NLWKN in Norden registrierte in der Wintersaison an der niedersächsischen Küste 20 Sturmfluten. Wie ist die scheinbar hohe Anzahl einzuordnen und was bedeutet das für die Inseln?

Norden - Rund 20 Sturmfluten haben im zurückliegenden Winterhalbjahr die niedersächsische Nordseeküste getroffen. Das geht aus Daten des Sturmflutwarndienstes des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Norden hervor. „Die Anzahl der Sturmfluten in diesem Winter war hoch, aber auch nicht außergewöhnlich“, teilte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. Mitte der 1970er und Anfang der 1990er Jahre etwa habe es noch mehr Sturmfluten gegeben. Zuletzt und vor allem in der Vor-Saison 2020/2021 sei es an der Küste „vergleichsweise ruhig“ geblieben.

Besonders die Sturmfluten infolge mehrerer Orkan- und Sturmtiefs von Ende Januar bis Ende Februar hatten teils schwere Schäden an den Ostfriesischen Inseln verursacht. Der Küstenschutz plant deswegen dort mehrere Maßnahmen im Sommer: Auf Wangerooge sollen die Nordostdünen verstärkt werden, auf Langeoog und auf Norderney sind Strandaufspülungen zum Inselschutz geplant. Man befände sich aktuell in der Planung, so der NLWKN-Sprecher.

Eine schwere Sturmflut am Pegel Norderney

Fast alle Sturmfluten der vergangenen Saison von Oktober bis April waren nach der Klassifizierung des Sturmflutwarndienstes leichte. Nur infolge des Orkantiefs „Zeynep“ wurde zwischen dem 18. und 19. Februar auch eine schwere Sturmflut an weiten Teilen der niedersächsischen Küste registriert. „Die Elbe aufwärts nach Hamburg stiegen die Wasserstände sogar über die Grenze zur sehr schweren Sturmflut an“, so die Behörde.

Um Sturmfluten zu kategorisieren, nutzt die Landesbehörde eine andere Definition als etwa das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Der NLWKN zieht dafür eine Norm zur statistischen langjährigen Eintritthäufigkeit von Sturmfluten an unterschiedlichen Pegeln entlang der Küste heran. Für jeden Pegel gelten eigene Marken. Leichte Sturmfluten gibt es demnach an der niedersächsischen Küste im Schnitt bis zu zehn Mal im Jahr, zu einer schweren Sturmflut kommt es einmal in zwei Jahren. Eine sehr schwere Sturmflut tritt statistisch gesehen einmal in 20 Jahren ein.

Der Auswertung des NLWKN zufolge ereigneten sich so gemessen am Pegel vor Norderney zuletzt 20 leichte Sturmfluten und eine schwere. An anderen Küstenabschnitten variiert die Zahl leicht. Das BSH dagegen spricht von einer Sturmflut in der Nordsee, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.

Kontroverse Diskussion

Angesichts von über 20 Sturmfluten gemessen am Pegel Norderney sieht der NLWKN aber keine außergewöhnliche Situation. „Die Anzahl der Sturmfluten in diesem Winter lag völlig im Rahmen der letzten Jahrzehnte.“ In den letzten 120 Jahren, dem Zeitraum für die Klassifizierung der Daten, habe es immer wieder Jahre mit so vielen Sturmfluten gegeben. „Inwieweit bedingt durch die globale Erwärmung zukünftig regional mehr und intensivere Stürmen zu erwarten sind, wird kontrovers diskutiert.“

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