Was Sie heute wissen müssen Viele wollen billig Busfahren | Keiner will in Wiesmoor reden | Manche lehnen Großklinik ab

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 24.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ist das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr ein großer Flop oder ein großer Wurf? Werden die Verkehrsbetriebe unter der zusätzlichen Last zusammenbrechen oder zeigen sie, wie attraktiv Bus und Bahn sein können? Ich habe keine Ahnung, aber wenn der Maßstab dafür das Interesse der Kunden ist, dann ist das 9-Euro-Ticket ein Riesenerfolg. Gestern, zum Beginn des Vorverkaufs, bildeten sich an Fahrkartenschaltern in Ostfriesland lange Schlangen. An den Bahnhöfen ebenso wie an den Schaltern des Verkehrsverbunds Ems-Jade (VEJ), wo man mit diesem Andrang nicht gerechnet hatte. Wäre ja eigentlich auch nicht nötig gewesen, wie Martin Alberts erläutert. Denn die Tickets sind nicht begrenzt und bis 1. Juni, dem ersten Geltungstag, ist ja noch ein bisschen hin.

Bei seinen Recherchen zur Hells-Angels-Wiesmoor-Connection stößt Daniel Noglik zunehmend auf Probleme. Bei den potenziellen Gesprächspartnern, seien es die Verantwortlichen bei Germania Wiesmoor, die des Betrugs und der Geldwäsche Verdächtigen um Strippenzieher Christian Rademacher-Jelten oder auch in sonstigen Institutionen in Wiesmoor, gilt die Omerta, das Gesetz des Schweigens. Das Gegenteil von Krisenkommunikation also, die Offenheit voraussetzt. Das ist für den Journalisten zwar lästig, aber am Ende wird ohnehin alles (und jeder Beteiligte) öffentlich werden. Dafür sorgen schon Polizei und Staatsanwaltschaft. Den Stand der Ermittlungen - wir erinnern uns, es ging ursprünglich um Abrechnungsbetrug in Corona-Testzentren - lesen Sie hier.

Und wo wir gerade von Recht und Gerechtigkeit sprechen. Dafür ist ab 1. Juni am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, also an höchster Stelle, auch ein Leeraner Jurist zuständig. Sascha Piontek ist Experte im Versicherungsrecht und vom Bundesjustizministerium als Richter auf Lebenszeit berufen worden. Daniel Noglik hat mit Piontek, der aktuell am Oberlandesgericht Hamm Recht spricht, gesprochen.

Ob die Zentralklinik für den Landkreis Aurich und die Stadt Emden tatsächlich gebaut wird, auch darüber werden am Ende Gerichte entscheiden. „Eine ökologische und ökonomische Katastrophe“ nannte gestern die Auricher Bürgerinitiative für Landschafts- und Naturschutz (Bilanz) das auf bis zu 772 Millionen Euro taxierte größte Infrastruktur-Projekt in der Geschichte Ostfrieslands. Die Bürgerinitiative bestreitet die Kostenschätzung (und erwartet eine Verdoppelung) und kritisiert den Standort. Letzteres tut auch der Bund Naturschutz. Marion Luppen berichtet.

Der Mangel an Risikokapital für erfolgversprechende neue Unternehmen ist schon lange ein Thema, ohne dass sich eigentlich was ändern würde. Während in Amerika das Geld für Start-ups quasi auf der Straße liegt, halten sich Investoren hierzulande stark zurück. Insofern ist es schon eine herausragende Nachricht, dass das Land Niedersachsen das Starnberger Unternehmen Top7, das nun einen neuen Standort in Emden begründet, mit 4,8 Millionen Euro unter die Arme greift. Was macht Top7? Die Firma entwickelt autonom arbeitende Drohnen, die beispielsweise an Brücken, Windanlagen und Kaimauern nach Schäden suchen. „Wir können mit unserer Technologie ein menschliches Haar aus zehn Metern Entfernung scannen“, sagt Geschäftsführer Knud Rissel. Michael Kierstein hat mit ihm gesprochen.

Nach dem Landkreis Aurich wollen jetzt auch die Leeraner nach Lücken in der Mobilfunkversorgung suchen und setzen dabei auf eine Einrichtung, die buchstäblich in jeden Winkel kommt, in dem Menschen leben. Die Müllabfuhr. Dass amtliche Angaben zu Funklöchern meist lückenhaft sind, weiß jeder, der unterwegs telefonieren möchte, die Müllfahrzeuge sind hingegen präzise. Eigentlich hatte die Bundesregierung die drei großen Netzanbieter Telekom, Vodafone und Telefonica dazu verpflichtet, bis 2021 99 Prozent Netzabdeckung zu erreichen. Dass dem nicht so ist, außer vielleicht bei der Telekom, nennt Landrat Matthias Groote ein „eklatantes Marktversagen“. Tobias Rümmele erläutert das Projekt und die gegenwärtige Situation.

Was heute wichtig wird:

  • Die Stadt Leer wird ihre Grundschulen umbauen, weil sie bis 2026 alle zu Ganztagesschulen werden sollen. Ganz hinten in der Liste steht die Bingumer Schule, dabei ist sie nahezu einsturzgefährdet. Der Schulleiter ärgert sich über die Reihenfolge. Katja Mielcarek berichtet.
  • Nach der Pandemie will der Landkreis Leer die Jugendarbeit in den Vereinen stärken. Doch der politische Knatsch brachte eine bürokratische Lösung – samt ausführlichen Anträgen und einer Auswahlkommission. Tobias Rümmele berichtet.
  • Eintrittsgeld verlangen? Höhere Parkgebühren kassieren? Oder etwas ganz Anderes? Die Stadt Aurich sucht Möglichkeiten, um die Einnahmen am Badesee Tannenhausen zu erhöhen. Marion Luppen berichtet.
  • Vor dem Amtsgericht Aurich ist ein 49-jähriger Auricher angeklagt. Er soll im Juli 2021 gedroht haben, einen Mitarbeiter der Agentur für Arbeit in Aurich zu erschießen. Rieke Heinig verfolgt die Verhandlung.
  • Wolfgang Santjer kann vom Morden nicht lassen. Als Kommissar in Leer war er auf der Jagd nach Verbrechern, jetzt konstruiert er auf dem Papier Verbrechen. Gabriele Boschbach stellt ihn vor.
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