Was Sie heute wissen müssen Kunsthalle | Tempo 30 | EWE-Elend


Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt: Der größte Schaden entsteht nicht durch einen Fehler, sondern durch den Umgang damit. In Krisenzeiten ist Kommunikation besonders wichtig. Informationen liefern, Transparenz zeigen – so hat man die Chance, eine Situation zu retten und nicht das Gesicht zu verlieren. Natürlich gibt es Ausnahmen wie ein Blick auf den aktuellen Hausherren in Downing Street 10 zeigt: Boris Johnson kann sich offenbar alles leisten, verschweigen und lügen, es haut ihn nicht aus dem Sattel. Aber selbst wenn der britische Premier offenbar einfach nicht zu packen ist, so gilt auch bei ihm, was bei Verfehlungen fast immer gilt: Am Ende kommt es eh raus. Im ein oder anderen Fall beteiligen wir uns nach Kräften daran, dass das so ist. Unser Chefredakteur Joachim Braun hatte das gerade erst am Beispiel „Germania Wiesmoor und die Hells Angels“ prophezeit. Egal wie gemauert wird, es wird alles auf den Tisch kommen. Und dann steht man als Beteiligter deutlich besser da, wenn man wenigstens gezeigt hat, sich um Aufklärung zu bemühen.
Sich um Aufklärung bemühen will nun auch die Kunsthalle Emden. Es geht um die Vergangenheit ihres Gründers Henri Nannen. Dass der Stern-Gründer nicht mit weißer Weste durch die Nazi-Zeit gekommen ist, war schon lange bekannt. NDR-Recherchen haben Nannens Vergangenheit aber wieder in den Fokus gerückt. Es geht um konkrete antisemitische Propaganda. Damit konfrontiert, hat der Stern schnell angekündigt, dem nachzugehen. Die Kunsthalle war zögerlicher. Es wurde der Eindruck erweckt, es gäbe eigentlich nichts Neues. Und es gab noch eine Portion Medienschelte obendrauf. So entstand unweigerlich das Gefühl, die Emder Vorzeigeeinrichtung mauert, sie will sich mit dem Thema nicht wirklich auseinandersetzen. Das ist aber notwendig, wenn das Image des Museums nicht heftige Kratzer bekommen soll. Das haben nun offenbar auch die Verantwortlichen in Emden begriffen und handeln, wie Mona Hanssen berichtet.
Die Kunsthalle muss sich also beim Tempo ihrer Krisen-Kommunikation keine Sorgen machen, geblitzt zu werden. In Leer könnte das demnächst dafür Autofahrern öfter blühen. Wie Katja Mielcarek berichtet, tritt die Stadt einer Initiative bei, die erreichen will, dass Kommunen mehr Freiheiten beim Thema Tempo 30 haben. Rund 100 Städte und Gemeinden sind schon dabei. Konkret ausrichten können sie aktuell wenig. Die Rechtslage erlaubt es nicht einfach, statt 50 km/h nur 30 km/h anzuordnen, selbst wenn die Kommune dies für sinnvoll hielte. Wir haben eine Umfrage zu dem Artikel gestellt. Da steht es unentschieden zwischen den Befürwortern von mehr Tempo 30 und den Gegnern. Ich habe bisher wenig stichhaltige Argumente dafür gehört, nicht verstärkt auf Tempo 30 zu setzen. Aber was meinen Sie? Stimmen Sie mit ab.
Wo viele Autos fahren, entsteht Feinstaub. Er kommt aus dem Auspuff, vom Abrieb der Reifen und Bremsen. Aber auch Kraftwerke und andere Industrieanlagen pusten die winzigen Teilchen in die Luft. Und: Öfen und Kamine. Sie haben in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Es ist ja auch gemütlich am offenen Feuer im Wohnzimmer. Die Folgen sind aber übel. Wer im Winter abends einen Spaziergang durchs Wohngebiet macht, tut seiner Lunge ähnlich viel Gutes, wie bei einem Nickerchen auf der Mittelleitplanke der A 40. Einfamilienhaus-Siedlungen können gerade abends, wenn die Menschen zu Hause sind und den Ofen anwerfen, erschreckend schlechte Luft bieten. An der Messstation in Emden waren die Feinstaub-Werte im März so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Daniel Noglik hat mit Dr. Elke Jordan gesprochen. Sie ist Ärztliche Direktorin der Klinik Norderney und Fachärztin für Pneumologie und erklärt, was der Feinstaub in der Luft mit unserer Gesundheit macht. Kleiner Spoiler: Menschen sterben früher.
Ich versuche gerade, mich an die Themen der zurückliegenden Tage zu erinnern. Hatten wir schon unsere Wochendosis EWE? Wenn nicht, holen wir das jetzt nach: Es geht mal wieder um das Gebaren des Oldenburger Energieversorgers seinen Kunden gegenüber. Da werden Verträge gekündigt, die gar nicht existieren, Zähler sollen dreimal abgelesen werden, nur um dann mitzuteilen, dass kein Zählerstand eingegangen ist – und so weiter. Mein Kollege Andreas Ellinger hat mit dem Wiesmoorer Hans Platte gesprochen. Der hat inzwischen zusammengerechnet wohl mehrere Tage an Lebenszeit damit verbracht, EWE klarzumachen, wie es sich in seiner Mietwohnung mit den Zählern und dem Auszug oder Nicht-Auszug von Mietern verhält. Er sagt: „Ich fühle mich mittlerweile von der EWE regelrecht tyrannisiert.“ Andreas Ellinger hat bei EWE nachgefragt. Die Antwort, die er bekommen hat, hat den Namen nur begrenzt verdient.
Am Sonntag heißt es Daumen drücken. Dann startet Kickers Emden in die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord. Bis zu 2000 Zuschauer erwartet der Oberligist im Ostfriesland-Stadion. Anpfiff ist um 15 Uhr. Wir haben die letzten Kickers-Spiele bei uns auf oz-online.de live übertragen. Das Interesse lag deutlich über unseren Erwartungen. Insofern gibt es gute Nachrichten: Auch die Spiele der Aufstiegsrunde gibt es live bei uns. Alle Infos dazu hier. Am Sonntag tritt der Bremer SV in Emden an. Der Klub hatte es im August im DFB-Pokal mit dem FC Bayern zu tun (Endstand 0:12). Unser Sportchef Matthias Herzog hat mit SV-Trainer Benjamin Eta gesprochen. Der hat zwar keine Angst vor einem 0:12, aber eine sehr hohe Meinung von Kickers Emden.
Was heute wichtig wird
- Warum ist der Matjes so beliebt? Wie gefällt es ihm nach zwei Jahren Pandemie, mal wieder im Mittelpunkt zu stehen? Stephanie Tomé und Heiko Müller haben den jungen Hering all das gefragt. Herausgekommen ist ein augenzwinkerndes Interview rund um den Matjes, dem Emden wieder ein ganzes Fest widmet.
- Vor 100 Jahren erlebte das Deutsche Reich eine Hyper-Inflation. Das Geld war plötzlich kaum noch was wert. Eine Greetsielerin kämpfte unter anderem für ihre Milliarden-Rente, mit der sie plötzlich nichts mehr anfangen konnte. Wie schlimm ist die Inflation heute? Könnte es so werden wie damals? Michael Hillebrand hat die historischen Fakten gesammelt und mit einem Experten gesprochen.
- Nach wie vor gibt es viele Unklarheiten bei den Kindergärten in der Stadt Leer, die jetzt in der Zuständigkeit des Landkreises liegen. Mehr als 150 Plätze sollen in Leer fehlen. Was können Eltern tun? Wer ist überhaupt zuständig, Kreis oder Stadt? Katja Mielcarek fragt nach.
- Nur noch 360 Euro im Jahr sollen Kinder und Jugendliche in Niedersachsen für die Nutzung der Busse zahlen. Das klingt gut, aber im Detail gibt es zumindest im Landkreis Leer viele offene Fragen. Karin Lüppen berichtet.
- In Bremerhaven haben erste Fischfabriken Kurzarbeit angemeldet. In Ostfriesland sind der Gewerkschaft noch keine Fälle bekannt. Doch wie geht es Fischern und Fischverarbeitern in der Region im Krisensumpf mit Corona und Ukraine-Krieg. Oliver Bär berichtet.
- Robert Jacobs hat im ehemaligen „Friesengeist“ in Strackholt eine Brauerei eröffnet. Jens Schönig sah sich vor Ort um – und machte den Geschmackstest.
- Das deutsch-britische Vorhaben Neuconnect nimmt Fahrt auf: Geplant ist eine Stromleitung zwischen England und Deutschland. Imke Oltmanns hörte sich um: Was sagt die Nationalparkverwaltung dazu?