Was Sie heute wissen müssen Toaster im WLAN | Frau im Vorstand | Streit um Flagge

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Eine Kolumne von Timo Sager
| 06.07.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ist Ihr Toaster im WLAN? Meiner nicht. Aber auch bei mir im Haus sind inzwischen die erstaunlichsten Dinge ans Internet angeklemmt. Heizungen, Solaranlagen, Fernseher, Kühlschränke, Lampen, Staubsauger, Rasenmäher. All das gibt es heutzutage mit Zugang zum weltweiten Netz. Das ist sehr praktisch, kann man doch von überall die Temperatur im Wohnzimmer steuern, sehen, ob die Kinder das Licht ausgemacht haben, oder aus der Ferne mal eben den Flur saugen. Praktisch ist es auch für diejenigen, die sich dafür interessieren, wann man zu Hause ist und was man da so macht. Unsere Geräte sind potenziell Angriffen über das Internet ausgesetzt. Und damit auch wir. Wir setzen uns dem Risiko übrigens in den meisten Fällen freiwillig aus. Es lebe der Komfort.

Aber wir erreichen nach und nach kritische Punkte. Stellen Sie sich ein Auto vor, das im Internet hängt und gehackt wird. Theoretisch könnte jemand aus der Ferne das Gaspedal bedienen. Da wird aus Komfort schnell Horror. Mein Kollege Martin Teschke hat mit dem Pewsumer SPD-Bundestagsabgeordneten Johann Saathoff über das Thema Sicherheit im Internet gesprochen. Saathoff ist Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium – der Behörde also, die für die innere Sicherheit zuständig ist. Saathoff appelliert, das Thema Cybersicherheit ernster zu nehmen. Und er hat auch einen Tipp, wie man selbst im Kleinen damit anfangen kann.

Bleiben wir beim Thema Sicherheit. Dieses Thema ist allerdings deutlich älter und handfester. Und mich beschäftigte es schon als Kind. Ich komme aus Großefehn und ich kann mich gut daran erinnern, dass ich im Auto immer Angst hatte, in den Kanal zu fahren. Meine Angst damals war sicherlich deutlich größer als die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich dazu kommt. Aber mehrfach im Jahr müssen wir darüber berichten, dass ein Wagen irgendwo in den Kanal gefahren ist. So ging es auch Enno Vieth aus Wiesmoor. Weil sein Herz ein paar Schläge aussetzte, geriet er mit seinem alten Volvo in den Nordgeorgsfehnkanal. Sein Wagen hat noch keine elektrischen Fensterheber. Er kurbelte die Scheibe runter und versuchte, ins Freie zu kommen. Am Ende gelang ihm das nur mit Hilfe eines Zeugen, der ins Wasser sprang. Jens Schönig hat mit Enno Vieth über den Unfall gesprochen. Und er hat sich von Rettungstaucher Hans-Gert Ahrends erklären lassen, was zu tun ist, wenn man selbst mit dem Auto im Kanal landet.

Vor einigen Jahren erschien eine Auswertung des Manager Magazins zur Geschlechterverteilung in den Vorständen von großen deutschen Firmen. Dabei kam heraus: In den 130 Unternehmen in Dax, M-Dax und S-Dax gibt es nur ganz knapp mehr Frauen als Männer, die Thomas heißen. Irre, oder? Es mag sich seitdem ein bisschen was geändert haben, aber das Pendel in den Chefetagen schlägt noch immer ganz deutlich in die männliche Richtung aus. Und auch auf ostfriesischer Ebene sind Frauen in den Spitzenpositionen noch rar gesät. Die Wiesmoorerin Janina Golz ist jetzt als erste Frau in den Vorstand der Raiffeisen-Volksbank Aurich gerückt. Bisher gab es bei allen Regionalbanken in der Region in den Vorständen überhaupt keine Frauen. Die 34-Jährige ist zurück aus der Elternzeit – und in Teilzeit. Das gilt eigentlich eher als ein Karrierekiller. Ole Cordsen hat mit Janina Golz gesprochen und er hat auch von der Bank erfahren, warum sie von genau diesem Modell überzeugt ist. Das Beispiel darf gern Schule machen. Dann würden sich Artikel dieser Art irgendwann erübrigen.

In der Gemeinde Moormerland läuft ein etwas skurriler Flaggenstreit. Es geht um die Frage, ob die ostfriesische Fahne künftig vor öffentlichen Gebäuden wehen soll. Nein, hat der Kulturausschuss in seiner letzten Sitzung beschlossen. Doch, sagt der Verein „Jungfräiske Mäinskup“ – und hisste den schwarz-rot-blauen Stoff am Samstag unerlaubt vor dem Rathaus. Die friesische Kultur müsse gestärkt werden. Die Gemeinde zeigt sich „irritiert“ ob der Aktion. Die Initiatoren hoffen, dass die Politik durch die Beflaggung „aus ihrem Fehler lernt“. Es stellt sich die Frage, ob man die Entscheidung eines demokratisch legitimierten Gremiums als Fehler bezeichnen kann, nur weil sie einem nicht passt – und ob die Fahne der allein seligmachende Weg ist, die friesische Kultur zu stärken. Tobias Rümmele hat sich die Sache einmal genau angeguckt. Er hat mit dem Bürgermeister gesprochen, bei der Polizei nachgefragt, ob sich die Gruppe mit ihrer Aktion auf rechtlich dünnes Eis begeben hat, und er hat auch herausgefunden, dass es die eine ostfriesische Flagge gar nicht gibt.

Der Auricher Windkraftanlagen-Hersteller Enercon kriselt seit Jahren. Zu hohe Kosten und ein wegbrechender Markt in Deutschland machten dem Branchenprimus mächtig zu schaffen. Die Reaktion: Große Teile der Produktion wurden von Aurich ins Ausland verlagert, Stellen wurden abgebaut. Dann kam Corona. Die Pandemie hat in der Wirtschaft zu schweren Verwerfungen geführt. Der Staat musste eingreifen und Unternehmen wie die Deutsche Lufthansa vor dem Kollaps retten. Auch Enercon hat einen Staatskredit bekommen: 500 Millionen Euro. Wie das Wort „Kredit“ schon sagt, handelt es sich um ein Darlehen des Bundes, das Geld muss zurückgezahlt werden. Wie Martin Alberts schreibt, rechnen die Auricher allerdings nicht damit, dass die Geschäfte in naher Zukunft wieder laufen wie gewünscht.

Das Buch „Henri Nannen und seine Vergangenheit im Nationalsozialismus“ bekommt ein weiteres Kapitel. Nachdem der NDR über die Rolle des Emder Kunsthallengründers bei einer Propaganda-Einheit im Zweiten Weltkrieg berichtet hatte, geht die Familie des 1996 verstorbenen Journalisten jetzt juristisch gegen die Berichterstattung vor. Dass Nannen eine nationalsozialistische Vergangenheit hat, war längst bekannt. Dennoch schlugen die Wellen nach dem NDR-Beitrag hoch. Die Zeitschrift Stern will die Rolle ihres einstigen Gründers neu untersuchen. Der „Henri-Nannen-Preis“ für Journalisten ist in diesem Jahr schon unter anderem Namen verliehen worden. Bei der Kunsthalle reagierte man zögerlich auf den Bericht, will nun aber doch Wissenschaftler zur näheren Untersuchung der Vorwürfe bitten. Warum die Familie nun trotzdem die rechtlichen Krallen ausfährt, erklärt Nina Harms.

Und dann war da noch die Frage: Wer ist eigentlich Dave? Der Name tauchte in unserer Berichterstattung über die Wiesmoor-Connection um den ehemaligen Bürgermeisterkandidaten Christian Rademacher-Jelten und möglichen Subventionsbetrug und Drogenhandel immer wieder auf. Dave ist nicht sein richtiger Name, aber der Mann war unter diesem Namen bekannt. Daniel Noglik hat herausgefunden, dass Dave offenbar derjenige war, der für die teuren Autos bei der Wiesmoor-Connection gesorgt hat. Apropos sorgen: In der U-Haft könnte er dafür sorgen, dass sich andere Verdächtige Sorgen machen müssen.

Was heute wichtig wird

  • Früher gab es in jedem Dorf einen Schlachter. Mittlerweile ist deren Zahl auch in Städten so geschrumpft, dass man fast nur in Supermärkten Fleisch bekommt. Das liegt auch am schlechten Image des Berufs, sagen Experten. Gabriele Boschbach hat sich auf Spurensuche begeben.
  • Die Landesstraße 14 ist zwischen Timmel und Hatshausen eine reine Buckelpiste geworden. Neuerdings darf man dort nur noch maximal Tempo 50 fahren – statt eigentlich 100. Wann wird die Straße saniert? Ole Cordsen hat nachgefragt.
  • Im Nachbarland brodelt es: Niederländische Bauern starten Protestaktionen, blockieren Straßen, Grenzübergänge und Lager. Welche Folgen das für Leute diesseits der Grenze hat und ob die Proteste rüberschwappen könnten, hat Vera Vogt nachgefragt.
  • In Ihlow lebt ein schwarzer Rehbock allein in einem Wäldchen am Münkeweg. Er ist jeden Tag auf derselben Weide zu sehen und relativ zahm. Was das Tier nicht weiß: Diese „schwarzen Teufel“ sind begehrte Jagdtrophäen. Nicole Böning hat mit dem Jagdpächter über dieses besondere Tier gesprochen.
  • In den vergangenen Wochen gab es einige queerfeindliche Übergriffe, zum Beispiel in Karlsruhe und Augsburg, aber auch einen Anschlag in Oslo. Auch in der Region sind einige CSDs geplant. Dorothee Hoppe hat in der Region nachgefragt, wie Organisatoren auf die Übergriffe reagieren.
  • In Emden wird aktuell darüber diskutiert, ob Ratsmitglieder eine höhere Ausfallentschädigung erhalten sollen. Am Donnerstag soll im Rat darüber abgestimmt werden. Ein kleines Thema droht dabei zum Aufreger zu werden. Mona Hanssen berichtet.
  • Traditionsschiffe brauchen neuerdings unter anderem ein Elektro-Handbuch. Das herzustellen, würde die Vereine viel Geld kosten, das sie meist nicht haben. In Leer gibt es eine Kooperation mit dem Elektronik-Zweig der Berufsbildenden Schulen, wie Katja Mielcarek berichtet.
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