Was Sie heute wissen müssen Transparenter Manager | Lügender Vater | Vorsichtige Kickers-Spieler

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 27.07.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Topmanager sind nicht unbedingt große Kommunikatoren. Dafür unterhalten sie in der Regel große Pressestellen. Das gilt auch für die EWE. Umso bemerkenswerter war, dass der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler vorige Woche persönlich zum OZ-Interview nach Logabirum kam, begleitet lediglich von Konzernsprecher Christian Blömer. Und Dohler versteckte sich nicht. Bis auf eine beantwortete er alle kritischen Fragen von unserem EWE-Spezialisten Andreas Ellinger. Und die eine hätte ich auch nicht beantwortet: Ob die aufgrund verheerender IT-Probleme und einer Überforderung des Kundenservices schlecht behandelten Kunden der EWE ihren Aufwand in Rechnung stellen würden. Und der Ärger ist groß: Rund 30.000 Kundenbeschwerden müssen zusätzlich abgearbeitet werden. Lesen Sie das Interview mit Stefan Dohler.

Wie Dohlers Prognosen zur Entwicklung der Gaspreise aussehen, können Sie hier lesen. Die EU verabschiedete gestern einen Notfallplan, wonach die Mitgliedsstaaten 15 Prozent Gas einsparen müssen (unsere Brüssler Korrespondentin Katrin Prybil berichtet), und auch im Landkreis Leer wird nun darüber nachgedacht, ob wie in Aurich Bäder früher schließen sollten. Michael Kierstein hat bei den Betreibern nachgefragt und hat im Plytje (Leer) und im Friesenbad (Weener) von einigen Besonderheiten erfahren.

Dieses Spektakel zog viele Schaulustige an. Hunderte Besucher wollten am Montagabend im Emder Hafen live dabei sein, wie der letzte Verladekran gesprengt wurde. Sie mussten viel Geduld mitbringen. Nicht um 19 Uhr, wie geplant, sondern erst gegen 22.20 Uhr wurde am Südkai gezündet. Und nach wenigen Sekunden war schon alles gelaufen, der stählerne Koloss ins eigens bereitete Sandbett gefallen. Mona Hanssen war ebenfalls vor Ort und sprach mit vielen Leuten über deren Motive, dabei zu sein.

Bleiben wir in Emden, bei einer seltsamen Geschichte, die Gordon Päschel aufgerollt hat. Ein Emder, Vater eines 21-jährigen Mannes, der in einer betreuten Wohngruppe in Papenburg lebt, schildert in einem Videobeitrag auf Facebook einen angeblichen Missbrauch seines Sohns und fordert: „Bitte helft uns unseren Sohn wiederzusehen“. Das Video ging viral und erreichte Zehntausende Menschen, allein weil es mehr als 500 Mal geteilt wurde. Die Kommentare sind beseelt von Mitgefühl für den sorgenden Vater. Die Geschichte hat allerdings einen Schönheitsfehler: Sie ist gelogen. Oder wie es Christopher Degner von der zuständigen Polizeiinspektion (PI) Emsland/Grafschaft Bentheim ausdrückt: „Was der Mann in dem Video schildert, entspricht nicht der Wahrheit.“ Weder soll es den Missbrauchs-Vorfall gegeben haben, noch gebe es ein Kontaktverbot für die Eltern. Im Gegenteil: Der junge Mann möchte mit ihnen auf eigenen Wunsch nichts zu tun haben. Der beschuldigte Mitarbeiter der Einrichtung hat Anzeige erstattet.

Krank ist wohl auch die Frau aus Flachsmeer, aus deren Haus das Veterinäramt kürzlich 48 Katzen und zwei Kaninchen, viele davon krank, gerettet hat. „Animal-Hoarding“, Tiere sammeln, lautet der Fachbegriff. Vera Vogt hat über die Hintergründe dieser Suchterkrankung recherchiert, auch darüber, wie schwer es Behörden fällt, solche Verstöße gegen Tierhaltungsregeln aufzudecken und wie wichtig aufmerksame Nachbarn sein können.

Viel war in den vergangenen Wochen zu lesen von den Personalproblemen in der Gastronomie. Während der Corona-Lockdowns hatten viele Mitarbeiter - freiwillig oder gezwungen - die Branche gewechselt und sind nicht mehr zurückgekehrt. Nicht so Katrin Graff. Die Wiesmoorerin, die sich ebenfalls einen neuen Job suchen musste, ist zurückgekehrt. Seit Anfang Juni steht die 32-Jährige wieder regelmäßig an der Rezeption des Hotels zur Post in Wiesmoor. Warum das so ist und was Graff an der Gastronomie so anziehend findet, das hat sie Gabi Boschbach erzählt.

Vor 50 Jahren war in Niedersachsen eine große Gebietsreform durchgeführt worden, so groß, dass sie sich mancherorts über Jahre hin zog. Spätere Versuche, etwa ein Großkreis Ostfriesland, hatten keine Chance. Dabei wurden Verwaltungsgrenzen auch in der Region seit Jahrhunderten immer wieder neu gezogen. Zum Start einer neuen Serie über die Hintergründe und Folgen der Gebietsreform von 1972 hat sich MIchael Hillebrand mit den letzten 400 Jahren befasst. Der Greetsieler Ubbo Emmius zeichnete 1609 eine Karte, in der der Nordwesten in einzelne „Länder“ aufgeteilt ist. Schaut man sich die heutigen Umrisse Ostfrieslands an, so findet man das Norderland, Broekmerland, Emsigerland, Auricher Land, Harlingerland, Moermerland, Reiderland und das Overledingerland. Gebietsbezeichnungen, die nach 1972 ihre Wiederauferstehung feierten.

Der Aufstieg von Kickers Emden in die Regionalliga hat viele Folgen. Auch die, dass die Spieler bei Beschwerden nicht einfach Aspirin Complex zu sich nehmen dürfen, weil das Schmerzmittel den Wirkstoff Ephedrin enthält, der als Dopingmittel geführt wird. Selbst der Genuss von Red Bull kann zu einer Sperre wegen Einnahme leistungsfördernder Mittel führen. Wie gut, dass Kickers-Präsident Dr. Jörg Winter im Brotberuf Allgemeinmediziner ist und sich auskennt. Und warum das alles? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sieht die Regionalligen als „vorbereitende Ligen auf den Profifußball“ an. Deshalb gelten für die Regionalligisten dieselben Vorgaben der Nationalen Anti-Doping Agentur Deutschland (NADA). Das heißt Urinproben nach dem Spiel und anderes mehr. Niklas Homes berichtet.

Was heute wichtig wird:

  • Was heißt denn hier Minderheit? Die Ostfriesen sind außerhalb ihrer Region eine Minderheit. In einer Ausstellung in der Sparkasse wird gezeigt, was das bedeutet. Nikola Nording hat sie sich angesehen.
  • Im Park der Evenburg in Leer wird immer wieder Müll hinterlassen. Wo sind die Hotspots für die Dreckbären und was drohen ihnen für Strafen? Michael Kierstein hat nachgefragt.
  • Eine Kulturgeschichte des Schuhverkaufs in Ostfriesland: Wie hat sich der Handel verändert? Gabriele Boschbach sprach mit dem Schuhhaus Bockstiegel in Leer. Das gibt es seit mittlerweile 150 Jahren.
  • Die CDU will nach der Sommerpause eine Feuerwehrbedarfsplanung für die Stadt Wiesmoor beantragen. Wo sehen denn die Brandschützer aktuell die Brennpunkte in der Truppe? Jens Schönig fragte nach.
  • Viele Auswärtige erwählen Ostfriesland als „Alterssitz“. Oft stecken dahinter spannende „Geschichten, die das Leben schreibt“ – so wie beim Freepsumer Schotten Sean Plowden, den Claus Hock getroffen hat.
  • Eine neue Satzung soll es möglich machen, dass Menschen künftig auch für den Erhalt der flügellosen Roten Mühle in Greetsiel spenden können. Aber was soll mit bereits zugesagten Spenden passieren?
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