Was Sie heute wissen müssen Einzelhandel im Aufwind | Steigende Sterbezahlen | Von Multi- und Ozziletten

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 23.01.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Totgesagte leben länger, heißt es. Und der Einzelhandel wird schon seit Jahren tot gesagt - wegen der Bequemlichkeit der Menschen und des ungleich größeren Angebots durch Amazon, Zalando & Co. Zumindest in Ostfriesland lebt der Einzelhandel. In Aurich wird die Fußgängerzone städtischerweise erneuert und einer der größten Läden, das Modehaus Silomon, investiert in einen großen Umbau. In Emden investieren die Gebrüder Gröttrup an der Neutorstraße in den ehemaligen C & A.

Auch in Leer, der wichtigsten Einkaufsstadt der Region, passiert Ähnliches. Das Modehaus Leffers, ein Schlüsselbetrieb, hat das benachbarte, ehemalige Schuhhaus Bockstiegel übernommen und verkauft künftig nicht nur Schuhe, sondern vergrößert auch den Herrenbereich im ersten Stock. Geschäftsführer Andreas Fricke fühlt sich im Gespräch mit Nikola Nording in einer starken Position: „Wenn unser Herbst- und Wintergeschäft im vergangenen Jahr nicht so gut gewesen wäre, würde ich hier nicht so entspannt sitzen.“

Damit nicht genug. Auch außerhalb der Fußgängerzone tut sich viel, wie Michael Kierstein berichtet. Ein Geschäftsumzug wird nicht nur mich, sondern meine Kolleginnen und Kollegen im Verlagshaus in Logabirum freuen. In Fußnähe der Redaktion lässt sich der Biohändler Kück nieder, der bisher am Eingang der Fußgängerzone beheimatet war. Bisher gab’s dort für die Mittagspause lediglich einen Bäcker und einmal in der Woche einen Fischstand. Und am Delft in Emden eröffnet ein neues Café, das Deluxe - nach dem enttäuschenden Rückzug des Café Baum aus der ehemaligen Haifischbar wieder mal ein Lichtblick. Ein weiteres Eiscafé direkt daneben ist in Planung, schreibt Lars Löschen.

Bleiben wir in Emden. In den sozialen Medien kursiert seit dem Neujahrsempfang der Stadt vor einer Woche ein Bild, das zeigt, wie der Delft in 20 Jahren aussehen könnte, sehr grün, sehr viele Solardächer und elektrisch betriebene Ausflugsboote. Eine lebenswerte Stadt, ohne Zweifel. Die digital bearbeitete Fotografie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Vertretern aus Verwaltung und Politik und dem Berliner Verein „Reinventing Society“ (zu deutsch: Gesellschaft neu erfinden). Die, wie der Verein schreibt, „frische, positive Vision“ wird im Bildband „Zukunftsbilder 2045: Die Geschichte einer gelungenen Transformation“ gezeigt. Schauen wir in 20 Jahren, was daraus geworden ist. Claus Hock berichtet.

In der Digitalisierung wird alle paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Vor zehn Jahren war es die Blockchain-Technologie (berüchtigt durch die Kryptowährung Bitcoin), die Verwaltung und das Finanzsystem revolutionieren sollte, kurz darauf kamen Alexa, Siri & Co. groß raus, auf die Revolution warten wir noch. Und nun Künstliche Intelligenz und das Programm Chat GPT, das Texte wie ein Mensch schreiben können soll. Schüler und Studenten werden es schätzen. So wie Alexa rechenfaulen Schülern hilft, Matheaufgaben zu lösen, bietet Chat GPT ihnen die Möglichkeit, Aufsätze zu schreiben. Katja Mielcarek hat sich mit Lehrern und Schülern unterhalten.

Es ist offenbar nicht Corona, sondern eher die Grippewelle. Tatsache ist, dass die Zahl der Sterbefälle in ganz Deutschland im Dezember massiv angestiegen ist und auch deutlich höher war als im Vorjahr. Ostfriesland fällt da nicht aus der Reihe. In Leer zum Beispiel wurden fast 50 Prozent mehr Sterbefälle beurkundet. Auch in Aurich und Wittmund gingen die Zahlen stark nach oben, in Emden nicht so sehr. Die Bestattungsunternehmen bestätigen die Zahlen, wie Claus Hock erfragt hat. Aufgrund der Lieferketten-Probleme werden sogar Särge knapp.

Einen Schutzengel hatte am Sonntag offenbar ein 27-jähriger Auricher, der am frühen Morgen mit seinem Auto ins Schleudern kam und gegen einen Baum prallte. Das Auto ist nur noch ein Schrotthaufen. Wer die Bilder sieht, wundert sich, dass der Fahrer überlebte. Aber nicht nur das, er ist sogar unverletzt geblieben. Nicole Böning hat die Einzelheiten erfragt.

Die Aufräumarbeiten nach diesem grauenvollen Unfall erledigte natürlich - wie immer die Feuerwehr. Die ehrenamtlichen Helfer mussten zuletzt viel einstecken, damit meine ich nicht nur die Silvesterkrawalle in Berlin und anderswo, sondern auch das zunehmend härtere Klima im Land. Trotzdem erfreut sich die Feuerwehr steigender Beliebtheit. In Ihlow zum Beispiel ist die Mitgliederzahl in den vergangenen fünf Jahren um 22 Prozent gestiegen, wie Nicole Böning erfahren hat. Warum ist das so? Laut dem Ihlower Gemeindebrandmeister Heyo Voß ist es vor allem die intensive Kinder- und Jugendarbeit, die sich für die Feuerwehren auszahlt.

Karl Lagerfeld würde sich im Grab umdrehen, wenn er davon wüsste. Was hätte der Modeschöpfer, der schon Jogginghosen für verabscheuungswürdig hielt, zu Plastiklatschen gesagt? Die unförmigen Dinger, gerne als Adiletten bezeichnet, werden immer beliebter. Und viele Unternehmen, sogar aus Ostfriesland, haben eigene Kollektionen. Es gibt inzwischen Gucciletten und auch Multiletten. Letztere sind „Teil unserer Festival-Kollektion“, erklärt Einzelhändlerin Doris Brahms. Und das Sicherheitsunternehmens Sandersfeld in Leer schuf die Sandiletten. Was wäre wohl noch alles möglich in Ostfriesland? Von Bünting bis zur OZ, die Leeraner Redaktion ist auf ein paar witzige Ideen gekommen.

Was heute wichtig wird:

  • Die Regierung will Angestellten künftig bis zu ein Jahr bezahlten Bildungsurlaub ermöglichen. Wie kommt das Vorhaben im Kreis Leer an? Tobias Rümmele fragt nach.
  • Vereine im Landkreis Leer sammeln Altpapier und bekommen dafür Geld. Aber die Bürger müssen für die Papiertonne bezahlen. Das ist doch ein Widerspruch, oder? Vera Vogt hat sich umgehört.
  • Weil es in Südengland zu warm wird, werden historische Rhododendron-Bestände nach Norden verpflanzt. Für Ostfriesland gibt es aber Entwarnung. Karin Lüppen hat mit einem Gartenexperten gesprochen.
  • Fast zwei Jahre nach dem Brand des Lidl-Marktes in Aurich ist immer noch nicht zu erkennen, dass das Gebäude wiederaufgebaut werden soll. Was steckt dahinter, fragt Gabriele Boschbach.
  • Das MEC-Siegel in der Krabbenfischerei steht auf dem Prüfstein: Fischereiberater Philipp Oberdörfer spricht mit Nicole Böning darüber, was das Siegel den Krabben und den Fischern bisher gebracht hat.
  • Ole Cordsen nimmt wieder den Torfabbau ins Visier: Nabu, BUND und das Bündnis „Bilanz“ fürchten, dass die geplante Renaturierung der abzutorfenden Gebiete in Marcardsmoor scheitern könnte.
  • Textgeneratoren wie „Chat GPT“ werden gerne kritisiert. Claus Hock schaut sich mal an, ob man aus der künstlichen Intelligenz nicht auch einen Nutzen ziehen kann, der über schlechte Referate hinaus geht.
  • Soll die ostfriesische Sprache, also genauer das Ostfriesen-Platt, künftig zweite Amtssprache sein? Warum man da ganz genau hingucken sollte, fasst Claus Hock zusammen.
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