Wiesmoor „Alles, was ein Handwerker im Bulli hat“
Metallbaumeister Manfred Decker und Holger Eschen aus Wiesmoor sammeln gebrauchte Maschinen für die Ukraine. Das Werkzeug soll voraussichtlich im März in das kriegsgebeutelte Land gebracht werden.
Wiesmoor - Winkelschleifer, Kreissäge, Bohrmaschine, Flex: Viele Handwerksbetriebe und so mancher Hobbyhandwerker haben alte, aber noch funktionsfähige Geräte in ihren Werkstätten und Hallen herumliegen. „Dem Handwerk ist es in den letzten Jahren gut gegangen. Darum haben viele Unternehmen alte, schwere Werkzeuge durch leichtere Modelle ersetzt, benutzen jetzt statt kabelgebundener Geräte solche, die mit Akkus betrieben werden“, erläutert Schlossermeister Manfred Decker. „Die alten Werkzeuge sind aber viel zu schade, um sie wegzuschmeißen“, findet er.
Werkzeuge dienen dem Wiederaufbau
So kamen der Inhaber der Schlosserei Gebrüder Decker GmbH in Wiesmoor und Metallbauermeister Holger Eschen, zugleich Obermeister der Metaller-Innung, auf die Idee, ausrangierte Maschinen zu sammeln, um sie an Hilfsbedürftige in der Ukraine zu spenden. „Irgendwann beginnt in dem durch den Krieg zerstörten Land der Wiederaufbau. Dann können Handwerker die Werkzeuge dort sicher sehr gut gebrauchen“, sagt Manfred Decker.
Komplette Klempnerei wurde bereits abgeben
Die Aktion hat sich schnell in Wiesmoor und umzu herumgesprochen. Erste Maschinen sind bereits auf dem Betriebsgelände der Schlosserei an der Wittmunder Straße in Wiesmoor-Marcardsmoor abgegeben worden, unter anderem die komplette Ausstattung eines Klempner-Betriebes. „Der Klempner war vor zwei Jahren gestorben, die Angehörigen fühlten sich zunächst außerstande, die Werkstatt aufzulösen. Nun sind sie froh, dass die Werkzeuge sinnvoll weiterverwendet werden“, berichtet Decker.
Allzu groß dürfen die Maschinen nicht sein. Das würde den Transport zu sehr erschweren. Zwar von Metallbauern angeschoben, interessieren sich Decker und Eschen aber auch für Handwerkszeug von Tischlern, Dachdeckern, Elektroinstallateuren und Klempnern sowie allen anderen Gewerken. „Wir suchen alles, was ein Handwerker in seinem Bulli hat“, beschreibt Manfred Decker die Bandbreite.
Wann und wie der Transport vonstatten geht und wohin die Werkzeuge überhaupt transportiert werden sollen, ist noch unklar. „Wir sind noch in der Sammelphase.“
Transport der Geräte voraussichtlich im März
Weil die Ukraine fern und der Weg weit ist, geht Decker davon aus, dass sich der oder die Lastwagen frühestens im März, wenn die Tage wieder länger werden, auf den Weg machen. Seine Mitarbeiterin Elke Schneider hat sich bereits für eine derartige Kurierfahrt angeboten. Sie hat schon mal als Fahrerin einen Transport in die Ukraine begleitet und weiß, worauf sie sich einlässt.
Kontakt ins ukrainische Handwerk gesucht
Bei wem die Maschinen abgegeben werden, steht noch nicht fest. „Wir wollen möglichst in die Ukraine rein und die Geräte nicht gleich an der polnischen Grenzen abladen“, sagt Decker. „Vielleicht hat jemand Kontakte ins ukrainische Handwerk und kann uns einen geeigneten Ansprechpartner nennen.“
Handwerkskammer unterstützt Aktion
Die Handwerkskammer für Ostfriesland in Aurich befürwortet die Hilfsaktion. „Während es zu Beginn des Krieges zunächst darum ging, schnelle Unterstützung für das Notwendigste zu leisten, ist auch eine langfristige Hilfe unentbehrlich. Deshalb unterstützen wir das Projekt“, sagt Jörg Frerichs, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.
Spender können ihre ausrangierten Maschinen nach vorheriger Absprache bei der Schlosserei Decker an der Wittmunder Straße in Marcardsmoor abgeben. Termine zur Übergabe der Geräte werden per WhatsApp unter 0 174 / 75 46 45 7 oder unter der Telefonnummer 0 49 48 / 95 94 67 8 vergeben.