Was Sie heute wissen müssen Zeitarbeiter geknechtet | Konten gekündigt | Frittenfett getankt

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 16.02.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Sie sind die Schwächsten der Schwächsten auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa, die schwierigen Verhältnissen daheim entfliehen möchten, um im „goldenen Westen“ mit harter Arbeit Geld zu verdienen, das die Familien zuhause dringend brauchen. Wenn sie dann hierzulande skrupellosen Ausbeutern in die Hände fallen, platzt der Traum nur allzu schnell.

Die Geschichte eines solchen gnadenlosen Unternehmers - wir nennen ihn Jonas P. - hat Reporter Daniel Noglik in den vergangenen Wochen recherchiert. Während der in Köln beheimatete P. in Saus und Braus lebt, müssen die von ihm vermittelten polnischen Zeitarbeiter in heruntergekommenen Unterkünften hausen, während sie für VW in Emden und andere Unternehmen schuften. Sozialbeiträge wurden nicht bezahlt, die Zertifikate für nie gemachte Gesundheitstest gefälscht und Mietkosten, die den Polen vom Gehalt abgezogen worden waren, unterschlagen. Beruhigend nur, dass VW und andere nach Bekanntwerden der Schweinereien schnell im Sinn der Menschen reagiert haben. Die Firma von P. droht unserer Redaktion derweil mit Schadenersatzforderungen bei jedweder Berichterstattung. Hoffentlich wird sich Jonas P. bald vor Gericht verantworten müssen.

Ein Urteil des Bundesgerichtshofs hatte vor eineinhalb Jahren die gesamte Bankenbranche in Wallung gebracht. Es besagte, in aller Kürze, dass Sparkassen und Banken bei jeder Veränderung der Geschäftsbedingungen, etwa einer Erhöhung der Kontogebühr, die aktive Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Von „einer Papiermenge, die aufgestapelt über die Höhe des Kölner Domes hinaus reicht“, spricht die Volksbank Aurich. Gar nicht zu reden von dem Porto- und Personalaufwand für diesen Verwaltungsakt. Auch wenn die allermeisten Kunden die erforderlichen Unterschriften inzwischen geleistet haben, etliche tausend Konten in Ostfriesland wurden inzwischen gekündigt. Claus Hock berichtet.

Hochschulen sind als Orte der Wissenschaft gemeinhin Orte des freien Meinungsaustauschs, des Diskurses, von Rede und Gegenrede. Vor Jahren legte ich mich mal mit der Uni Frankfurt an, weil interner Protest verhindert hatte, dass ein als rechts geltender Gewerkschafter dort einen Vortrag halten durfte. Ähnliche Vorfälle gab es in den vergangenen Jahren immer wieder überall im Land.

Der Fall des Emder Professors Reiner Osbild ist allerdings anders gelagert. Der ehemalige AfD-Kreisvorsitzende hat einen Eid auf die Bundesrepublik geleistet und bezeichnet sich selbst als Regimegegner. Er vertritt krude Ansichten, ist islamophob und hält Geflüchtete für Teil eines „satanischen Generalangriffs“. Ist das schon Volksverhetzung oder noch freie Meinungsäußerung? Das will eine Gruppe engagierter Emder klären lassen und hat Strafanzeige gestellt und die Hochschule zu disziplinarischen Maßnahmen aufgefordert. Was die Hochschule dazu sagt (oder nicht sagt), hat Andreas Ellinger erfragt.

Gut ist, was das Klima schont - oder etwa nicht? Zu den eher skurrilen Erfindungen gehört wohl Klima-Diesel. Unter den Bezeichnungen Diesel-Maxx und Diesel-Maxx-100 wird er an der neuen Score-Tankstelle in Leer-Loga verkauft. Der Treibstoff besteht - kein Scherz! - aus hydrierten Pflanzenölen, besser bekannt als Fritten-Fett. Wer kann den CO2-reduzierten Diesel tanken und wer nicht? Vera Vogt ist seit ihrer Recherche Expertin.

Eine eher unglaubliche Geschichte, die mich tief in meine Kindheit zurückgeführt hat, hat Karin Lüppen in Moormerland aufgetan. Seit 50 Jahren wird in der reformierten Kirche in Neermoor jeder Sonntags-Gottesdienst aufgezeichnet - zum Nachhören daheim. Erst mit dem Kassettenrekorder (mit dem ich einst meine Lieblingslieder aus dem Radio kopierte), später auf CD und heute digital. Ein unschätzbares Archiv, interessant für Gemeindemitglieder, aber irgendwann bestimmt auch für die Forschung. Ein Spiegel auch der gesellschaftlichen Veränderungen. Gut ein Dutzend Neermoorer hat sogar eine Art Abo und bekommt vom ehrenamtlichen Tondienst Woche für Woche eine CD.

Ein Problem, das es zur Zeit der analogen Tonträger nicht gab, ist das sogenannte „Love-Scamming“: Betrüger nutzen das Internet, um Männern oder Frauen, die in einer Ausnahmesituation stecken, Liebe vorzugaukeln und sie dann finanziell auszunehmen. Erst in der vergangenen Woche ist eine 49-Jährige aus Leer Opfer eines Liebesbetrügers geworden. Sie unterhielt eine „Beziehung“ zu einem Mann, dem sie einen mittleren vierstelligen Betrag überwies. Wer meint, die Opfer seien dumm, täuscht sich. Nikola Nording hat sich von Svenia Temmen, Präventionsbeauftragte bei der Polizeiinspektion Leer/Emden, erklären lassen, wie man „Love-Scamming“ auf die Spur bekommt und was Angehörige tun können.

Zupackend und komplett analog, das sind jedenfalls die Liebesbeweise, die neuerdings in Wiesmoor möglich sind. In der Stadt gibt es jetzt eine „Kuss-“ und eine „Umarmungshaltestelle“. Eigentlich sind es ja nur zwei Schilder mit entsprechenden Symbolen. Aber sie wirken offenbar inspirierend. Wer die Idee hatte und wer sich davon angesprochen fühlt, darüber berichtet, natürlich ohne jedes Augenzwinkern, Ole Cordsen.

Was heute wichtig wird:

  • Familie Baklaro aus Leer sorgt sich um ihre Angehörigen. Die Menschen leben im syrischen Teil des Erdbebengebiets. Nikola Nording hat mit den Baklaros gesprochen.
  • In Hesel sollen die Radwege entlang der Ortsdurchfahrt saniert werden. Was das für die Bäume im Ort und die Autofahrer bedeutet, hat sich Nikola Nording erklären lassen.
  • Die Firma Kurstjens aus Leverkusen baggert den Hafen von Weener aus, damit Segler gefahrlos passieren können. Leider hilft die Maßnahme nur begrenzte Zeit und kostet viel Geld. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Die Preise für Kinder- und Jugendfreizeiten haben sich zuletzt verdoppelt. Etliche Eltern können es sich nicht mehr leisten, ihre Kinder verreisen zu lassen. Wo gibt es Hilfen? Gabriele Boschbach berichtet.
  • Frank Boor ist einer der besten Lego-Bauer Deutschlands. Nur knapp verpasste er den Titel in der RTL-Show „Lego Masters“. Wie wird man vom Spielkind zum Baustrategen? Susanne Ullrich fragte nach Tipps.
  • Die Emder Pflegegenossenschaft ist preisgekrönt und als verheißungsvolles Projekt gestartet. Wo stehen die Initiatoren heute? Woran scheitert die Umsetzung der Ziele? Gordon Päschel berichtet.
  • Trockenblumen sind voll im Trend, aber in der Anschaffung doch recht teuer. Rieke Heinig zeigt, wie man die trendigen Deko-Artikel selbst herstellen kann.
Ähnliche Artikel