Was Sie heute wissen müssen Was ist mit ChatGPT? | Was ist mit Klootschießen? | Was ist mit FfF?
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Ist es nur ein kurzfristiger Hype oder das nächste große Ding in der Digitalisierung? Vermutlich Beides. Seit ein paar Wochen ist ChatGPT in aller Munde, nicht nur bei Experten für KI (Künstliche Intelligenz). Mit Intelligenz, wie wir sie kennen, hat ChatGPT aber nichts zu tun. Das Sprachprogramm, ein Netzwerk aus vielen, vielen Computern, hat ganz einfach das gesamte Internet gelesen und kann auf Aufforderung selbstständig Texte schreiben. Alle Welt, natürlich auch die journalistische, denkt nun darüber nach, wie man das nutzen kann.
Nein, den Journalismus ersetzt ChatGPT nicht, das Programm ist nämlich „dumm“, es versteht Sprache und setzt sie nach Wahrscheinlichkeiten zusammen. Aber es verfügt nicht über Wissen, es ist kein Wikipedia. Manchmal kommt Unsinn raus, sehr oft aber sinnvolle, gut formulierte Texte. Es kann auch Texte verbessern, es kann dichten und sogar witzig sein.
Mein Kollege Claus Hock, begeistert von digitaler Technik, hat ChatGPT intensiv getestet, zum Beispiel, indem er dem Programm befahl, einen Ostfriesland-Krimi im Stil von Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf zu schreiben. Wie das gelang, lesen Sie hier. Seine Zusammenfassung zu ChatGPT (das kostenlos aufgerufen werden kann) und wie es jeder von uns nutzen kann, lesen Sie hier. Ein Technik-Redakteur der New York Times stellte übrigens seine Tests ein. Das Programm erklärte ihm, dass es ihn liebe und er seine Frau in Wirklichkeit nicht liebe.
Von der Zukunft in die Vergangenheit: Dazu könnte bald das Klootschießen gehören beziehungsweise dessen Ursprungsvariante, der Feldkampf. Diese ostfriesischste aller Sportarten könnte bald aussterben. Schuld ist nicht der Fortschritt, sondern der Klimawandel. Notwendig für diesen Sport sind nämlich gefrorene Böden, am besten zehn Tage Dauerfrost. Und, Hand aufs Herz, wann haben Sie den das letzte Mal in Ostfriesland erlebt? Martin Teschke über Versuche, das Klootschießen zu erhalten.
Ostfriesen sind traditionsbewusste Menschen, und sie lieben ihre Heimat. Geschichten von Buten-Ostfriesen, die auf Heimatbesuch kommen und ostfriesisches Wasser in Kanistern mitnehmen, weil der Tee sonst nicht schmeckt, sind Legion. In Berlin gibt es sogar einen Ostfriesen-Verein. Er trifft sich regelmäßig in der Kreuzkirche in Schmargendorf, zuletzt zum Grünkohlessen. „Weit ist die Heimat wie das Land, doch wir sind hier“, lautet die Botschaft des beinahe 100 Jahre alten Vereins, dem es an Nachwuchs gebricht. Dieter Weirich, ehemaliger Intendant der Deutschen Welle und seit drei Jahren Kolumnist unserer Zeitung, hat ein Vereinstreffen besucht.
Eher traditionell sind Ostfriesen auch, wenn es um ihr Ende geht. Während in Niedersachsen inzwischen 85 Prozent aller Bestattungen Feuerbestattungen sind, schätzen Bestatter den Anteil in Ostfriesland auf 60, höchstens 70 Prozent. Gerade in kleineren Orten sind Erdbestattungen weiterhin üblich. Vor elf Jahren lag der Anteil der Feuerbestattungen nach einer Umfrage der Reformierten Kirche allerdings erst bei zehn Prozent. Religion spielt weiterhin eine große Rolle beim Thema Bestattung. Kompostieren, wie in manchen US-Bundesstaaten, erscheint da eher abwegig. Karin Lüppen hat umfassend recherchiert.
Auch die Europäische Union hat ein Herz für Tradition. Sie will dafür sorgen, dass handwerkliche Erzeugnisse künftig geografisch geschützt sind. Ostfriesischer Blaudruck, Schwarzwälder Kuckucksuhren oder auch Solinger Messer, sie sollen von einer neuen Verordnung profitieren und das Prädikat „geschützte geografische Angabe (g.g.A.)“ tragen dürfen. „Dieser wichtige Schritt ist überfällig“, sagt der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken (Osnabrück) im Gespräch mit Petra Herterich. „Die neue Verordnung kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Arbeitsplätze im Traditionsgewerbe gerade auch im ländlichen Raum zu erhalten.“
Sie sind einigermaßen beliebt in Ostfriesland, aber mit Tradition haben sie nichts zu tun, eher mit einem gewissen Ordnungsfimmel. Schottergärten sind allerdings aus ökologische Wüsten seit zehn Jahren verboten, und darum geht der Landkreis Leer inzwischen aktiv dagegen vor. Allein in der Stadt wurden 22 Verfahren eingeleitet, vier wurden schon beseitigt. Im Konfliktfall drohen Zwangsgelder. Michael Kierstein zum Stand der Dinge.
So konsequent ist die Stadt Aurich bisher nicht. Ordnung ist Bürgermeister Horst Feddermann ebenfalls ein großes Anliegen. Er ließ eine neue Verordnung über die öffentliche Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung erstellen, die am Dienstag erstmals politisch diskutiert wurde. Es geht unter anderem um „Wildbiesler“ (Entschuldigung, das ist ein bayerischer Begriff), um Alkohol in der Öffentlichkeit und um das Füttern der städtischen Tauben. Verbote, Verbote, Verbote. Zwei Halbtagsbeschäftigte sollen den Strafkatalog umsetzen. Da der Umweltausschuss den Sinn der Verordnung nicht so recht erkennen wollte, wurde erstmal vertagt, wie Gabriele Boschbach berichtet.
Am morgigen Freitag ist wieder mal globaler Klimastreik angesagt. Fridays for Future (FfF) rufen zum Protest auf – aber nicht in Aurich (die füttern die Tauben, hihi), dafür in Leer und Emden. Die Auricher Bewegung bringt nicht genügend Aktive zusammen. 2019 demonstrierten dort noch 1000 Leute, vor einem halben Jahr waren es noch 100, schreibt Marion Luppen.
Was heute wichtig wird:
- Sinti und Roma haben in Leer in früheren Zeiten in einer Wagensiedlung am Königskamp gelebt. Nun soll an diesem Ort ein Gedenkstein entstehen. Michael Kierstein berichtet über die Hintergründe.
- Let’s get ready to rumbleeeee: In Weener will man aus ökologischen Gründen Giftraupen mit Blaumeisen an den Kragen gehen. Vera Vogt berichtet.
- Lange Zeit haben Post-Vac-Opfer im Landkreis Aurich für Unterstützung gekämpft. Jetzt will ein Bremer Arzt mittwochs in Wiesmoor eine Sprechstunde anbieten. Gabriele Boschbach berichtet.
- Nach Insolvenz und langem Ringen ist die Zukunft des Golfplatzes in Wiesmoor geklärt. Ole Cordsen berichtet, wie sich Betreiber und Grundstückseigentümer geeinigt haben.
- Die Gemeinde Friedeburg will mehr Flächen für Windenergie ausweisen. Das muss sie nicht, denn der Landkreis Wittmund hat sein Soll erfüllt. Wie Imke Oltmanns schreibt, ist der Ärger mit Bürgern schon eingepreist.
- Wie kann man eine Treppe pflegen und welche Trends gibt es eigentlich beim Treppenbau? Mona Hanssen hat mit Experten gesprochen und gibt Tipps, wie man das „Sülvst maakt“.
- Am vergangenen Jahr gab es das erste Mal den „Emder Kultursommer“. Und er war ein voller Erfolg. Dieses Jahr soll er in anderer Form wiederkehren. Mona Hanssen stellt das Konzept vor.