Was Sie heute wissen müssen Stefan Dohler | Gebrüder Grimm | Nelson Müller

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 28.04.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Unser kommunaler Energieversorger EWE hat in den vergangenen eineinhalb Jahren viele Schlagzeilen gemacht - allerdings selten welche, die der Konzernführung gefallen haben. Gestern war das anders: Bei der Bilanzpressekonferenz in Oldenburg wurden die Kennzahlen für das vergangene Jahr veröffentlicht. Und die sind überaus erfreulich: Der Umsatz erhöhte sich von 6,1 Milliarden auf 8,6 Milliarden Euro. Und der Gewinn stieg sogar um fast 90 Prozent, von 354,7 Millionen auf 664,7 Millionen Euro. Für Martin Teschke stellt sich die zugegeben polemisch formulierte Frage: Wann werden die Strom- und Gaspreise halbiert?

Das wird natürlich nicht passieren. Am 1. April gab es eine Preissenkung um gut ein Siebtel, im Juli ist eine weitere angekündigt, Höhe noch unbekannt. Immerhin hat Vorstandschef Stefan Dohler gestern ein Versprechen abgegeben: „Wir gestalten die Preise so, dass wir nicht zu Kriegsgewinnlern werden.“ Mal sehen. Immerhin verfolgt die EWE eine Langzeitstrategie, die unsere Region zu einem der Gewinner der Energiewende machen kann. „Wir sind im Nordwesten zehn Jahre weiter als der Rest der Republik“, behauptet Dohler. Er meint damit unter anderem die Windkraft an Land, die Entwicklung der Wasserstoff-Technologie und den Ausbau der E-Mobilität. Dafür investiert das Unternehmen bis zu 14 Milliarden Euro - Geld, das erwirtschaftet werden muss.

Mit sicherlich eher skeptischen Blicken verfolgten gestern die ostfriesischen Bäcker die Nachrichten aus der EWE-Zentrale. Für sie sind die hohen Gaspreise existenzbedrohend oder gar -zerstörend. Knapp zehn Prozent der Bäcker in der Region haben ganz aufgegeben, andere einen Teil ihrer Filialen geschlossen. Und die Krise ist noch nicht vorbei. Viele Betriebe profitierten voriges Jahr noch von alten Verträgen zu günstigeren Preisen. In 2023 sieht das anders aus, auch die Rohstoffe sind allesamt deutlich teurer geworden: von Mehl bis Eiern. Also soll es nun die Politik richten. Die Branche fordert die Bundesregierung zum Handeln auf. Martin Alberts und Oliver Bär berichten.

„Kraftzentrum Deutschlands“ soll der Nordwesten werden, hat Stefan Dohler gestern angekündigt. Klingt gut, hat aber seinen Preis. Damit grün produzierter Wasserstoff vernünftig genutzt werden kann, muss er zwischengespeichert werden. Das geplante neue Kavernenfeld von Storag Etzel zwischen Jever und Wittmund zum Beispiel sorgte für Ängste bei den betroffenen Anwohnern, wie eine Bürgerinfo am Mittwoch deutlich gemacht hat. Wird es Absenkungen geben, wenn der Salzstock ausgesolt wird? Wird es laut? Sinken die Immobilienpreise? Imke Oltmanns berichtet.

Groß wie ein Scheunentor ist das Loch, das ein Zusammenstoß mit einem Windrad im Offshore-Windpark Gode Wind 1 am Küstenmotorschiff „Petra L.“ angerichtet hat. Wie konnte es dazu kommen, dass das Kümo in den gesperrten Bereich fuhr? Die Wasserschutzpolizei hat zumindest eine Theorie: Das Schiff fuhr auf Autopilot, der Kurs war falsch eingegeben, und es gab keine Deckwache. Gutachter werden das jetzt überprüfen, denn der Kapitän sagt kein Wort dazu. Er hatte sich ohnehin schon schuldig gemacht, weil er die Havarie nicht meldete. Jasmin Oltmanns und Nina Harms zum aktuellen Sachstand.

Umweltminister Christian Meyer scheint Gefallen an Ostfriesland zu haben. Er ist dauernd da. Mal in Sachen Wolf und gestern zum Thema Küstenschutz. Eine „Jahrhundertaufgabe“, wie er gestern an der Deichbaustelle in der Krummhörn sagte. Laut Meyer wird das Land in diesem Jahr die Finanzierung für Küsten- und Klimaschutz aufstocken: Während im letzten Jahr 61,6 Millionen Euro zur Verfügung standen, sollen es in diesem Jahr 78,9 Millionen Euro sein - also ein Plus von 17,3 Millionen Euro. Davon sollen 57,3 Millionen Euro den niedersächsischen Hauptdeichverbänden zur Verfügung stehen. Hannah Weiden hat notiert, wo die größten Baustellen sind.

Hochwasser ist auch an der Einmündung der Jümme in die Leda ein Problem. Steht das Wasser zu hoch, kann nämlich die Pünte nicht übersetzen. Am Montag startet traditionell die Saison für diese mutmaßlich weltälteste noch betriebene Handfähre. Es gibt bloß ein Problem: Ein Fährmann ist erkrankt, jetzt wird dringend ein Ersatz gesucht. Es ist übrigens eine Festanstellung: „Die Fährleute sind vom 15. April bis 15. Oktober bei uns fest angestellt. Um den Job zu machen, muss man im Kern nur gesund sein. Die Fähre zu bedienen, ist nicht so schwer“, so die Jobbeschreibung von Karsten van der Huir, Vorsitzender des Püntenvereins. Michael Kierstein berichtet.

Kein Tag ohne Wolf, das habe ich Ihnen schon gestern angekündigt. Nicole Böning hat gestern eine wirklich außergewöhnliche Geschichte geschrieben, und ihre Überschrift ist geradezu genial: „Warum nach toten Hühnern kein Hahn kräht“. Worum geht es? Dass Hühner und Gänse regelmäßig von Fuchs oder Habicht gerissen werden, ist völlig normal und keine Schlagzeile wert. Aber wenn ein Wolf ein Schaf reißt, ist die Hölle los. Warum ist das so? Nicole hat mit einer Landwirtin, einem Geflügelzüchter, einem Umweltschützer, einem Jäger und einem Wissenschaftler gesprochen. Den Text kann ich Ihnen wirklich empfehlen. Auch die Gebrüder Grimm spielen eine Rolle.

Und manchmal sind Wölfe offenbar auch für Schlagzeilen gut, wenn sie gar nicht da waren. Wie offenbar in Westoverledingen. Auf Facebook verbreitete sich am Mittwoch, dass ein Wolf im Bereich des Kiefernwegs bei Großwolderfeld ein Pferd angegriffen haben soll. Nur: Weder die Polizei noch der Wolfsbeauftragte noch die Landwirtschaftskammer wussten etwas davon. Es wird Zeit, neue Märchen zu schreiben: „Großwolderfeld und der Wolf“ zum Beispiel. Carsten Ammermann hat gestern viel telefoniert.

In vielen Städten ist sie längst üblich, in Emden wird darüber nachgedacht: Eine Bettensteuer. Sie wird fällig bei Übernachtungen in Hotels, Ferienwohnungen, der Jugendherberge und dem Campingplatz. Der Finanzausschuss diskutierte gestern Abend den SPD-Antrag, zuvor hatten Emder Hoteliers vor dem Sitzungssaal demonstriert. „Tourismus-Bremse“ wurde die Abgabe auf Plakaten genannt. Auch in der Politik gibt es Widerstand. Wie die Debatte ausging, hat Heiko Müller noch am Abend aufgeschrieben.

Bevor ich Sie nun in ein langes Wochenende schicke, noch die gute Nachricht des Tages, jedenfalls für alle Gourmets in der Region (die auch das nötige Kleingeld haben): Sternekoch Nelson Müller eröffnet Ende Mai ein Restaurant auf Norderney. Feinschmeckerin und Norderney-Liebhaberin Gabriele Boschbach nannte es gar eine „Sensation“, und eine andere Kollegin soll bereits einen Tisch reserviert haben wollen, hörte ich gestern. Wie auch immer, „Müllers auf Norderney“ sorgt auch außerhalb der Redaktion für Vorfreude. Zum Beispiel bei Birgit Kolb-Binder, ostfriesische Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes: „Die Ansiedlung von Nelson Müller wird positive Auswirkungen auf den Tourismus haben.“ Und was steht auf der Speisekarte? Lesen Sie selbst (ohne Preisangaben).

Was heute wichtig wird:

  • Die Leeraner Stadtverwaltung will einen politischen Beschluss kassieren, wonach Fördergeld für zwei Radverkehrsstrecken beantragt werden. Der Aufwand sei zu hoch. Katja Mielcarek fragt nach.
  • n allen Kindergärten und -krippen in Moormerland soll Platt gesprochen werden. Dieser Vorschlag kommt von Torsten Bruns. Drei Ausschüsse entscheiden darüber gemeinsam. Karin Lüppen ist auch dabei.
  • Restaurants zu finden, die vegetarische oder vegane Gerichte anbieten, ist nicht leicht. Zugegeben, Pommes und Salat findet man schon. Denise Cordes hat sich in Aurich auf die Suche nach Angeboten gemacht.
  • Der Kaufmännische Verein Aurich blickt auf den verkaufsoffenen Sonntag am 7. Mai zum Geranienmarkt. Macht der Carolinenhof mit? Gibt es Ärger mit Verdi? Marion Luppen fragt nach.
  • Das ging nicht lange gut: Eine erst vor kurzem eröffnete Hausarzt-Praxis in Moordorf schließt zum 1. Juli. Was sind die Gründe? Gabriele Boschbach berichtet.
  • Die älteren Emder kennen ihn noch: „Siegfried mit de blode Foten“ (also „Siegfried mit den bloßen Füßen“). Heiko Müller erinnert an das Emder Original, das heute vor 50 Jahren starb.
  • Nicht nur Touristen lieben Granat, sondern auch viele Einheimische. Doch wie sieht es mit dem Wissen rund um die Krabben aus? Hannah Weiden hat sich ein Quiz ausgedacht. Es gibt sogar etwas zu gewinnen.
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