Verhütung Sterilisation beim Mann – sieben Dinge, die man wissen sollte
Kommt überhaupt noch Sperma aus dem Penis? Wie viel kostet so ein Eingriff? Und was mache ich, wenn ich danach doch noch Kinder haben möchte? Ein Urologe aus Leer klärt auf.
Ostfriesland - Wer keine Kinder (mehr) möchte, aber nicht auf Sex verzichten will, braucht eine Verhütungsmethode. Eine langfristige und mehr oder weniger endgültige Variante ist die Sterilisation des Mannes, die sogenannte Vasektomie. Diese sieben Dinge sollte man darüber wissen.
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1. Eine Vasektomie dauert nur 15 Minuten.
Bei einer Vasektomie werden die beiden Samenleiter des Mannes im Hodensack durchtrennt und die losen Enden anschließend verschlossen. „Die Operation an sich dauert zehn bis 15 Minuten. Mit allen Vor- und Nachbereitungen hat der Patient alles in 30 bis 45 Minuten überstanden“, sagt Urologe Dr. Harm Diddens aus dem Vasektomiezentrum Nordwest in Leer. Die Sterilisation des Mannes findet in den allermeisten Fällen unter einer örtlichen Betäubung statt. „Durch zwei Spritzen werden die Samenleiter betäubt. Das ist etwas unangenehm, man kann sich das vorstellen wie die Spritze beim Zahnarzt.“
2. Man sollte wirklich keine Kinder mehr haben wollen.
„Es gibt nichts Blöderes, als wenn ein Mann nach zwei Jahren sagt: Ich will das doch rückgängig machen lassen“, sagt Dr. Diddens. Eine Vasektomie sollte immer als endgültiger Schritt gesehen werden und deshalb auch wohl überlegt sein. Prinzipiell lässt sich die Vasektomie zwar rückgängig machen, dieser Eingriff ist jedoch vergleichsweise kompliziert und führt nicht immer zum Erfolg.
3. Die Ehefrau muss nicht zustimmen.
Mit jedem Patienten führt Dr. Diddens zunächst ein Vorgespräch. In diesem Gespräch werde immer gefragt, ob die Familienplanung abgeschlossen sei. „Ich frage aber nicht: Was sagt Ihre Frau dazu?“, sagt der Urologe. Dennoch sollte dieser Schritt als Paar-Entscheidung getroffen werden, so der Mediziner. Schlussendlich trifft die Entscheidung aber der Mann. „Einen jungen Mann mit 19 würde ich vielleicht nicht operieren, aber einen kinderlosen 30-Jährigen, der mir sagt, dass er keine Kinder möchte. Wieso nicht? Ich bin nicht der Moralapostel der Nation.“ Nach dem Vorgespräch haben dann alle Patienten noch einige Wochen Bedenkzeit.
4. Beim Sex ist hinterher alles genau wie vorher.
„Da kommt dann doch nur noch heiße Luft raus“ - solche und andere Gerüchte gibt es nach wie vor. Sex nach einer Vasektomie funktioniert aber immer noch wie vorher. Der Penis wird weiterhin steif, und es kommt auch zum Ausstoß des Ejakulats - ein Samenerguss, nur ohne Sperma. „95 Prozent der Flüssigkeit bei einem Samenerguss stammt aus Samenblase und Prostata und dient als Trägerflüssigkeit für die Spermien. Nur 5 Prozent des Ejakulats sind Samen“, sagt Dr. Diddens. „Nach der Vasektomie werden Sie keine Veränderung in Farbe, Form und Menge des Ejakulats feststellen.“ Auch der Testosteronspiegel des Mannes bleibt unberührt. „Mit den Hormonen haben die Samenleiter nichts zu tun“, so der Urologe.
5. Nach einer Vasektomie ist man nicht sofort unfruchtbar.
Die OP ist überstanden! Jetzt direkt ins Bett und die neugewonnene Freiheit mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr besiegeln? Das ist keine gute Idee, denn nach einer Vasektomie befinden sich noch viele Spermien in den oberen Abschnitten des Samenleiters. „Es braucht im Schnitt 20 Samenergüsse, dann ist alles durchgespült“, sagt Dr. Diddens. Deshalb werden einige Wochen nach dem Eingriff zwei Spermaproben genommen und untersucht, ob wirklich keine Spermien mehr enthalten sind.
6. Die Kosten zahlt der Patient selbst.
Eine Vasektomie kostet ungefähr 400 Euro. Die Kosten trägt der Patient selbst, die Krankenkasse übernimmt in der Regel nichts. „Grundsätzlich hat der Gesetzgeber die Verhütung eher der Eigenverantwortung der Versicherten zugerechnet. Verhütungsmittel - dazu lässt sich auch die Vasektomie zählen - werden daher nach einer ärztlichen Beratung nur sehr eingeschränkt von der Gesetzlichen Krankenkasse übernommen“, schreibt dazu die AOK auf unsere Anfrage.
7. Man kann danach alleine nach Hause fahren - sollte es aber nicht.
Theoretisch wäre nach dem Eingriff eigentlich jeder Patient in der Lage, alleine wieder nach Hause zu fahren. Dr. Diddens rät dennoch dazu, sich abholen zu lassen. „Es ist eine OP mit Kopfkino-Effekt“, sagt er dazu. Manche seien doch noch etwas wackelig auf den Beinen. „Uns sind auch schon Leute umgekippt“, sagt der Urologe. Zu Hause angekommen und wenn die Betäubung nachlässt, gebe es ein Ziehen in der Leistengegend. „Zwei Tage sollte man sich schonen, danach kann man eigentlich wieder arbeiten gehen, normale Belastung ist in Ordnung.“ Auf Joggen oder Fitnessstudio sollte man aber zehn Tage lang verzichten.