Aktion zur Energiewende Werbung für den Nordwesten als Wasserstoff-Lieferant

| | 13.06.2023 14:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Blick auf einen Wasserstofftank (von links): Peter Hoffmeyer (Metropolregion Nordwest), die beiden SPD-Landesminister Wiebke Osigus und Olaf Lies, Martina Kruse (Wirtschaftsförderung Emsland) und Theo Eilers (IHK für Ostfriesland und Papenburg). Foto: Oltmanns
Blick auf einen Wasserstofftank (von links): Peter Hoffmeyer (Metropolregion Nordwest), die beiden SPD-Landesminister Wiebke Osigus und Olaf Lies, Martina Kruse (Wirtschaftsförderung Emsland) und Theo Eilers (IHK für Ostfriesland und Papenburg). Foto: Oltmanns
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Grüner Wasserstoff soll wichtig werden im Energiemarkt. Doch wo soll er herkommen, wie produziert, gelagert und verbraucht werden? Noch ist vieles offen. Der Nordwesten will ganz groß rauskommen.

Etzel - Die Energiewende mitsamt den Wasserstoffplanungen wird den Nordwesten Niedersachsens womöglich nachhaltig verändern. „Wir werden die Region nicht wiedererkennen – in einem positiven Sinne“, erklärte Landeswirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) am Wochenende in Etzel. Ohne den Nordwesten seien die Klimaziele nicht zu schaffen, der Norden Niedersachsens habe gar eine Bedeutung für ganz Europa, so der Minister. Lies nahm ebenso wie seine Kabinettskollegin Wiebke Osigus (SPD), zuständig für Regionale Entwicklung, an der Auftaktveranstaltung der Wasserstofftage Nordwest in Etzel teil.

In den Landkreisen und Städten im Nordwesten gibt es zahlreiche Projekte zu grünem Wasserstoff; also Wasserstoff, der mit Hilfe von erneuerbaren Energien erzeugt wird. Beispiele für die Sichtbarkeit der künftigen Technologie: der Bau von Elektrolyseuren für die Produktion von Wasserstoff – anders als etwa ein Kohlekraftwerk sind das allerdings deutlich kleinere Einheiten. Dann der Leitungsbau für den Weitertransport des importierten Wasserstoffs. Und aktuell wird überlegt, zwischen Wittmund und Jever ein ganz neues Kavernenfeld im Untergrund anzulegen, um den Wasserstoff auch mal speichern zu können, wenn er anderweitig gerade nicht gebraucht wird.

Große und kleine Projekte

Allein in und um Wilhelmshaven will ein Zusammenschluss aus mehr als 30 Unternehmen sechs Gigawatt grünen Wasserstoff produzieren – eine enorme Menge angesichts der zehn Gigawatt, die das Mindestziel der Bundesregierung sind. Aber auch dieser Energy Hub Wilhelmshaven ist nur ein Teil der Gruppe, die sich am Wochenende in Etzel präsentierte. Ausrichter der Wasserstofftage ist die Metropolregion Nordwest, ein Zusammenschluss von einem guten Dutzend Landkreise und Städte.

Erkennbar wurde: Bei grünem Wasserstoff tut sich sehr viel und das auf sehr unterschiedlichen Ebenen. Beispiel Landkreis Emsland, ebenfalls in Etzel dabei: „Wir haben mehr als 50 Wasserstoffprojekte im Landkreis, von ganz klein bis ganz groß“, berichtete Martina Kruse, Leiterin der dortigen Wirtschaftsförderung. Bei so vielen einzelnen Projekten macht eine größere Vernetzung natürlich Sinn. Zumal der Nordwesten Niedersachsens nicht die einzige Region ist, in der am grünen Wasserstoff getüftelt wird; solche Bemühungen gibt es bundesweit. Der Nordwesten konkurriert also mit anderen Regionen, um Fördermittel und um Kunden, die den produzierten Wasserstoff einmal abnehmen müssen.

Große und kleine Kunden

Einer der Gedanken dahinter: Unternehmen folgen der Energie, siedeln sich also da an, wo die von ihnen benötigte Energie zu Verfügung gestellt wird. Und bringen Arbeitsplätze und Steuern mit. Ein Grundgedanke, den Olaf Lies stets betont, wenn er über die Zukunft des grünen Wasserstoffs in Niedersachsen spricht. „Wir wollen nicht nur das Durchleitland sein“, erklärte er auch an diesem Wochenende wieder, also Energie an die Industrien weiter im Süden weiterleiten. Ein Teil der Wertschöpfung müsse vor Ort bleiben.

Die Bundesregierung hat im Juni 2020 eigens eine nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. Das Ziel: Auf Basis der Wasserstofftechnologie den CO2-Ausstoß in Industrie, Verkehr und Energie zu senken. In Deutschland könne der grüne Wasserstoff allerdings nicht in der benötigten Menge selbst hergestellt werden, heißt es vonseiten der Bundesregierung, dazu fehle es an genügend Strom aus regenerativen Energien. Ein Teil aber schon. Bis 2030 soll im Land eine Elektrolysekapazität von mindestens zehn Gigawatt aufgebaut werden. Dafür gibt es Förderprogramme, mit teils großen Summen. Allein für Niedersachsen wollen Bund und Land 2,3 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben.

Beate und Herbert Neugebauer aus Neustadtgödens treibt der Umgang mit Wasser um. Sie kamen mit einem Plakat zu den Wasserstofftagen nach Etzel. Foto: Oltmanns
Beate und Herbert Neugebauer aus Neustadtgödens treibt der Umgang mit Wasser um. Sie kamen mit einem Plakat zu den Wasserstofftagen nach Etzel. Foto: Oltmanns

Die Veranstaltung in Etzel wurde übrigens von einem sehr kleinen Protest begleitet. Das Ehepaar Beate und Herbert Neugebauer aus Neustadtgödens stellte sich mit einem selbst gemalten Plakat vor das Veranstaltungsgebäude auf dem Gelände des Kavernenbetreibers Storag Etzel. „Wasserstoff nicht aus Trinkwasser“ war darauf zu lesen. „Wir haben Angst, das man uns hier das Wasser abgräbt“, erklärte Herbert Neugebauer dazu. Wasser ist die Grundlage für die Wasserstoff-Produktion. In den Elektrolyseuren wird Wasser in Wasser- und Sauerstoff gespalten. Wird dazu Strom aus Wind- oder Sonnenenergie genutzt, ist es grüner Wasserstoff.

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