Positive Bilanz Filmfest hatte „bombastische Besucherzahlen“ an den Starttagen

| | 14.06.2023 16:49 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Edzard Wagenaar und Nora Dreyer ziehen zufrieden Bilanz. Foto: Ortgies
Edzard Wagenaar und Nora Dreyer ziehen zufrieden Bilanz. Foto: Ortgies
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Noch steht die endgültige Besucherzahl für das diesjährige Festival nicht fest. Doch schon jetzt ist klar: Die Pandemie wurde abgeschüttelt. Für die Zukunft sieht sich das Team gestärkt.

Emden - Das 33. Internationale Filmfest Emden-Norderney war ein Erfolg. Noch sind nicht alle Gästezahlen gezählt, weil noch die Schulveranstaltungen, die Besucher von Norderney sowie Dienstag und Mittwoch fehlen, aber schon jetzt kann Nora Dreyer in einem Bilanzgespräch sagen: „Es werden auf jeden Fall mehr als 17.000 Besucher sein.“ Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es rund 15.000 Gäste. Das Festival hatte noch ein wenig unter dem Eindruck der Pandemie gestanden. „Wir sind wahnsinnig froh, dass das jetzt vorbei ist“, so die Geschäftsführerin und Festivalleiterin.

Wenn im kommenden Jahr das neue Festspielhaus am Wall bereitsteht, erwartet sie noch einmal mehr Besucher. Die Fertigstellung hatte sich in diesem Jahr verzögert. Es soll zum Herbst eröffnet werden. 90-Plätze-Säle im Cinestar-Kino seien nicht vergleichbar mit dem 500-Plätze-Festspielhaus. „Das macht sich bemerkbar.“

Edzard Wagenaar (links), Rolf Eckard und Nora Dreyer haben das Festival organisiert. Foto: Ortgies
Edzard Wagenaar (links), Rolf Eckard und Nora Dreyer haben das Festival organisiert. Foto: Ortgies

„Bombastische Besucherzahlen“ zum Start

Am Filmfest-Starttag Mittwoch habe es „bombastische Besucherzahlen“ gegeben, sagt auch Rolf Eckard. Der Filmfest-Gründer und langjährige Leiter war in diesem Jahr auf der Position des „Programmers“ mit dabei. Auch am Donnerstag habe es einen Ansturm „wie noch nie“ gegeben. Dass der Eröffnungsfilm „Divertimento“ schnell ausverkauft sein würde, sei vorhersehbar gewesen, aber dass rund 100 Leute sich Donnerstagnachmittag englische Kurzfilme in Originalfassung im Format „London Shorts“ angeschaut haben, sei etwas Besonderes.

Man merke immer mehr, dass es die Besucher nicht abschrecke, wenn ein Film in englischer Originalfassung abgespielt werde. Es gebe mittlerweile eine regelrechte Szene dafür in Emden, sagt er. Man wolle darauf in Zukunft zwar keinen Schwerpunkt setzen, es eröffne aber die Möglichkeit, auch noch andere Filme zum Festival zu holen, deren Untertitelung sehr teuer wäre. Der in diesem Jahr neue Festivalleiter Edzard Wagenaar überlegt, ob auch mehr deutsche Filme englische Untertitel haben könnten. Das Publikum sei immer internationaler und das wünsche man sich auch.

Viele Gäste kommen von weiter her

Woher die Besucherinnen und Besucher jeweils kommen, wird nicht registriert - außer Gäste stimmen über Wettbewerbsfilme ab und tragen ihre Adresse auf der Rückseite für ein Gewinnspiel ein. Laut Rolf Eckard stammten rund 75 Prozent der Adresse aus der Region bis einschließlich Oldenburg. „Alle anderen kommen aus Gegenden, die eine Übernachtung in Emden notwendig machen“, sagt er. Bei bis zu 20.000 Besuchern insgesamt kann das eine ganze Menge sein. Das ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Emden, wo in den vergangenen Jahr gleich drei große Hotels neu entstanden sind.

Viele Filmfestpreise haben Frauen abgeräumt, wie beispielsweise Kimia Eyzad Panah für ihr Drehbuch "Goldfische im Dunkeln". Foto: Hanssen
Viele Filmfestpreise haben Frauen abgeräumt, wie beispielsweise Kimia Eyzad Panah für ihr Drehbuch "Goldfische im Dunkeln". Foto: Hanssen

Eine weitere Entwicklung: Ohne bewusst danach gesucht zu haben, sind in diesem Jahr mehr Filme von Frauen im Programm gewesen. 13 der 25 Wettbewerbsfilme waren Werke von Filmemacherinnen mit besonderen Frauen als Protagonistinnen. Und die haben ordentlich abgesahnt. Regisseurin Marie Castille Mention-Schaar nahm den Hauptpreis des Festivals für ihren Film „Divertimento“ mit nach Hause, Regisseurin Milena Aboyan bekam gleich zwei Preise für ihr Werk „Elaha“, der Engelke-Kurzfilmpreis ging an Elsa van Damke und der Drehbuchpreis an Kimia Eyzad Panah.

Für die Zukunft gut aufgestellt

Nach dem Filmfest ist vor dem Filmfest. Bis August etwa sei alles für das diesjährige Festival abgewickelt, alle Rechnungen beglichen und alle Nachbesprechungen geführt, so Nora Dreyer. Ab September gehe es dann schon an die Planung für die 34. Auflage. Für die Zukunft sei das Filmfest gut gewappnet.

Zwar hatte das Festival im vergangenen Jahr ein Minus von rund 65.000 Euro gemacht, das hatte aber insbesondere an Sondereffekten wegen zuvor zu hoch ausgezahlter Corona-Hilfen gelegen. Das Minus sei aber unter anderem durch einen Vorjahresgewinn von mehr als 55.000 Euro abgefedert worden. „Wir können das ausgleichen, man hat ja Rücklagen aufgebaut“, so Rolf Eckard.

Open-Air-Kino könnte wiederkommen

Edzard Wagenaar zieht nach seinem ersten Festival als Leiter eine persönliche Bilanz: „Ich habe mich sehr über die große Resonanz vom Publikum und die hohe Durchschnittsbewertung der Wettbewerbe gefreut, weil das unabhängig von den Gewinnern uns eine hohe Qualität bescheinigt und die auch vom Publikum goutiert wird.“ Für die Zukunft will er das Filmfest noch mehr in die Stadt und an jene Menschen bringen, die bis dato noch nicht dabei sind. „Dafür will ich die in diesem Jahr schon auf den Weg gebrachten Kooperationen mit Partnern wie Kunsthalle, Freunde der Kunsthalle, Café Einstein und so weiter noch intensivieren und auch mit den neuen Playern im Stadt- und Citymarketing und der Wirtschaftsförderung abstimmen“, erklärt er.

Zum ersten Mal gab es in einer Kooperation von Filmfest und Kultursommer ein Open-Air-Kino am Stephansplatz. Die besten Kurzfilme aus den vergangenen 15 Jahren Festival wurden gezeigt. Das kam gut an. Foto: Hanssen
Zum ersten Mal gab es in einer Kooperation von Filmfest und Kultursommer ein Open-Air-Kino am Stephansplatz. Die besten Kurzfilme aus den vergangenen 15 Jahren Festival wurden gezeigt. Das kam gut an. Foto: Hanssen

Klar ist für ihn auch nach der erfolgreichen Premiere: „Für das kommende Jahr brauchen wir wenigstens 100 Kopfhörer mehr für das Open-Air-Kino auf dem Stephansplatz. Aber das Format machen wir in jedem Fall weiter.“ Vielleicht ließen sich auch zusätzlich weitere Plätze in der Stadt, am oder sogar auf dem Wasser denken. Sein schönster Moment: „Am schönsten aber war für mich der Samstagabend vor dem Grand Café wo wir bis spät in großer Runde mit Filmschaffenden und Publikum gesessen haben und dieser Kreis nach und nach immer größer wurde und ich irgendwann alle miteinander im Gespräch hatte. Da war ich sehr berührt und emphatisch, denn darum geht es. Und das ist auch und gerade mein Job als Festivalleiter“, so Wagenaar.

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