Was Sie heute wissen müssen Tatort Zuhause | Schlechter Service | Die mit der Goldkante

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Eine Kolumne von Timo Sager
| 21.06.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Jede dritte Frau in Deutschland erlebt in ihrer Beziehung Gewalt. Gucken Sie sich gleich mal in der Stadt, bei der Arbeit oder an der Ampelkreuzung um – und zählen Sie ab. Jede dritte – das klingt schon irgendwie viel. Aber wenn man wirklich mal gedanklich die Menschen durchzählt, dann werden aus dem Drittel Gesichter. Eines dieser Gesichter ist Mary-Ann Müller-Pirzkall aus Weener. Sie hat eine gewalttätige Beziehung überstanden und geht jetzt offen damit um. So offen, dass der Focus kürzlich über sie und 44 andere Frauen, die unter Gewalt gelitten haben, berichtet hat.

„Tatort Zuhause“ lautete die Focus-Titelgeschichte, die ein Problem ans Licht bringt, über das allzu gerne geschwiegen wird. Gewalttätig sind immer die anderen, die bei denen es Drogen-, Alkohol- oder Geldprobleme gibt. Aber es kann jeden treffen. Wird eine Frau aktiv und redet, ist das zwar ein Anfang, aber oft auch eine Sackgasse: Oft wird ihr nicht geglaubt, oder sie Schuldfrage verdreht. Vera Vogt hat mit Mary-Ann Müller-Pirzkall gesprochen.

Wenn der Service nicht hinhaut, kann es den ganzen Restaurantbesuch versauen. Dann dreht sich das Gespräch am Tisch nur noch darum, wann der Kellner wohl mal guckt, dass ausgebildetes Personal ein Segen ist und ob man noch Trinkgeld gibt und: Ob man sich das eigentlich bieten lassen muss. Muss man? Diese Frage hat auch meine Kollegin Gabriele Boschbach interessiert. Wie ist die rechtliche Situation, wenn das Essen einfach nicht kommt. Wie zu befürchten war, ist die Sache nicht ganz einfach.

Die Alte Zollstation in Stickhausen war lange ein beliebtes Ausflugslokal. Das Haus, herrlich an der Jümme gelegen, ist ein toller Anlaufpunkt für Radfahrer, die im Landkreis Leer eine kleine Tour machen wollen. Nur gibt es in der Zollstation schon lange weder Kaffee noch Bier oder Apfelschorle. Der Betrieb ist geschlossen, das Gebäude steht zum Verkauf. Die Weeneranerin Sonja Wagner hatte mit ihrem Mann Pläne: Das Café sollte wiederbelebt werden. Oben im Haus sollte es Ferienwohnungen geben. Denn der Café-Betrieb alleine lohnt sich nicht. Aber daraus wird nichts. Das Projekt ist geplatzt. Die Vorgaben der Behörden sind zu streng. Schlimmer noch: Die Forderung der einen Verwaltung beißt sich mit der der anderen. Nikola Nording hat mit den Wagners gesprochen und dabei auch erfahren, warum auf dem Dach nicht mal ein Hubschrauberlandeplatz genehmigt werden würde.

Die Preise für Strom und Gas haben sich zwar beruhigt, bleiben für viele Menschen aber eine hohe finanzielle Belastung. Wer ein geringes Einkommen hat und obendrein zu Hochzeiten der Energiepreis-Krise einen neuen Vertrag machen musste, den können die Kosten ins Schlingern bringen. Wer fürchten muss, Gas und Strom abgestellt zu bekommen, weil das Geld nicht reicht, bekommt seit Mai Hilfe. Es gibt einen Topf für Härtefälle. In der Theorie. Wie Mona Hanssen recherchiert hat, sieht die Praxis ganz anders aus. Denn einfach kein Geld zu haben, reicht nicht. Das Land stellt Anforderungen, die so gut wie niemand erfüllt.

Ich bin alt genug, um mit „die mit der Goldkante“ noch etwas anfangen zu können. ADO-Gardinen waren bis in die 80er Jahre der Mercedes unter der Fensterbehängung. Danach ging es steil bergab. Gold war generell out und nicht zuletzt setzte Ikea den Trend in deutschen Wohnzimmern. Und da hatte verspieltes Textilgefummel keine Chance mehr. So ging ADO in die Insolvenz. Der Hauptsitz in Aschendorf, direkt vor den Toren Ostfrieslands wurde geschlossen. Zehn Jahre ist das her. Seitdem hat sich auf dem riesigen Gelände im Emsland nichts getan. Jetzt werden Teile der „Logistikimmobilie mit Sanierungsstau“ verkauft. Christian Belling berichtet.

Die Pflege von Menschen kostet viel Geld. Wer sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, wie das in Deutschland so schön bürokratisch heißt, zahlt in die Pflegekasse, damit im Alter das Geld für die Pflege da ist. Das könnte man denken. Aber dem ist nicht so. Wer in einem Heim betreut werden muss, der muss deutlich mehr zahlen, als die Pflegekasse jeden Monat auszahlt. In einem Heim in Hinte sind die Kosten für die Bewohner jetzt deutlich angehoben worden. Der Angehörige eines Bewohners hat sich bei uns gemeldet. Schon jetzt schießt er für die Pflege eines Elternteils 850 Euro im Monat zu. Nun soll der Betrag noch einmal deutlich steigen. Mindestlohn, hohe Energiekosten, Inflation, seien die Gründe, so der Betreiber. Wer soll das bezahlen? Hannah Weiden berichtet.

Was heute wichtig wird

  • Was ist besser für das Klima – Sarg oder Urne? Dieser Frage geht Nicole Böning nach.
  • Das letzte Wort zur Zerstörung der Feuchtwiesen für das geplante Mega-Baugebiet Conrebbersweg-West scheint noch nicht gesprochen. Nabu und die Emder Grüne haben sich jetzt neu aufgestellt und berichten über aktuelle Vorhaben. Mona Hassen spricht mit den Akteuren.
  • Theodor Poppen ist seit Jahrzehnten Fledermaus-Beauftragter des Landkreises Aurich. Jetzt hat er einen Spezial-Auftrag: Er zieht ein Fledermaus-Baby groß. Gabriele Boschbach berichtet.
  • Seit rund drei Jahren wird um das geplante Haus Edele an der Ecke Hajo-Unken- und Ubbo-Emmius-Straße in Leer gestritten. Den Anwohnern ist es zu mächtig, die Politik will den Wohnraum. Jetzt soll eine Lösung her, schreibt Katja Mielcarek.
  • Früher waren Mütter nur erschöpft, heute sind sie erschöpft und depressiv: Wie hat sich die Arbeit von Mutter-Kind-Kurheimen verändert? Florian Ferber hat auf Borkum nachgefragt.
  • Franzis Pranger-Wiese bringt die deutsche Sprache an die Grundschulen in den Niederlanden. Vera Vogt hat sie getroffen.
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