Ein Hund im Büro? Dackel Henry zeigt den stressigen Alltag eines Bürohundes

Nikola Nording
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Von Nikola Nording
| 23.06.2023 07:11 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Ein Hund im Büro? Dackel Henry ist regelmäßig in der Redaktion. Foto: Ortgies
Ein Hund im Büro? Dackel Henry ist regelmäßig in der Redaktion. Foto: Ortgies
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Am Freitag ist der Tag des Bürohundes: Die Redaktion in Leer hat einen Bürohund. Dackel Henry berichtet von seinem Tag – zumindest schreibt Frauchen Nikola Nording auf, was sie vermutet, was er denkt.

Leer - „Ein Hund im Büro?“ Den Satz aus Stromberg habe ich schon tausend Mal gehört. Moin, ich bin Henry, Dackel, und Bürohund bei dieser Zeitung. Seit gut drei Jahren bin ich regelmäßig, aber nicht täglich in der Redaktion dabei. Zum Tag des Bürohundes hat mein Frauchen Nikola Nording aufgeschrieben, wie mein Arbeitsalltag aussieht und weitere Fakten zum Thema Hund im Büro gesammelt.

Zunächst stelle ich klar: Dieser Hund im Büro hat eine Erlaubnis. Wie die Versicherungsgesellschaft Allianz erklärt, kann nämlich der Chef darüber bestimmen, ob ein Hund mit ins Büro gebracht werden darf oder eben nicht. Frauchen hat das mit dem Chef direkt abgeklärt. Leiden kann ich ihn deswegen trotzdem nicht: Er hat mich mal „Meerschweinchen“ genannt, deswegen ignoriere ich ihn jetzt. Da bin ich stur – eine Tüte Leckerlies könnte es natürlich retten.

Der Bürohund gähnt und müffelt

Mein Tag beginnt in der Redaktionskonferenz. Dauert die mir zu lang oder sind die Themen langweilig, zeige ich das mit deutlichem Gähnen. Manchmal glaube ich, ist Frauchen das unangenehm. Ist mir aber egal, die Kollegen sollen ruhig merken, dass mir langweilig ist.

In der Regel schläft der Dackel viel, wenn er im Büro ist. Foto: Nording
In der Regel schläft der Dackel viel, wenn er im Büro ist. Foto: Nording

Ansonsten achtet Frauchen darauf, dass ich Rücksicht auf die Kollegen nehme: Ich bin sowieso eher ein Leisetreter, im Büro bellen oder zu heftig toben darf ich nicht. Kolleginnen und Kollegen, die kein Bock auf Hunde haben, lasse ich in Ruhe. Klitschnass darf ich auch nicht ins Büro, denn der Geruch stört zu sehr. Nur meinen Mundgeruch, den müssen die Kollegen ertragen.

Blutdrucksenkender Dackel

Wenn es richtig stressig in der Redaktion ist, kann ich übrigens eine richtige Hilfe sein. Eine Studie der Universität Buffalo in New York hat ergeben: Der Blutdruck von Versuchspersonen in Stress­situationen sank durch die Anwesenheit von Vierbeinern deutlich. So könnten Hunde vor wichtigen Präsentationen oder Auseinandersetzungen das Arbeitsklima angenehmer gestalten. Das schreibt die Allianz in einer Pressemitteilung. Das lese ich natürlich sehr gern. Auch das Streicheln von Hunden setzt das Liebeshormon Oxytocin frei und hebt die Stimmung von Menschen. Ich bin ein richtiger Feel-Good-Manager.

Redaktionsleiterin Nikola Nording bringt Dackel Henry mit und achtet darauf, dass er die Kollegen nicht stört. Foto: Nording
Redaktionsleiterin Nikola Nording bringt Dackel Henry mit und achtet darauf, dass er die Kollegen nicht stört. Foto: Nording

Ich gebe aber auch auf mich selbst acht und schlafe sehr viel am Tag. Ich lege mich hin und penne, während Frauchen mit Kollegen spricht, telefoniert oder auf der Tastatur tippt. Sie könnte leiser dabei sein, aber ich will mich nicht beklagen. Meistens stupst sie mich irgendwann an, weil ich zu laut schnarche.

6000 Hunde bei Amazon

Ich bin übrigens der einzige Redaktionsdackel bei dieser Zeitung. Ungewöhnlich ist es allerdings nicht mehr, wenn Hunde im Büro sind. Die Wirtschaftswoche hat zum Beispiel berichtet, dass sich in der Zentrale des Internetkonzerns Amazon in Seattle rund 6000 Hunde unter den Tischen breit machen. An so vielen Kollegen arbeite ich noch. Wobei, dann würden sie mir vielleicht die Leckerlies klauen?

Im Bundestag sind Hunde dagegen nicht erlaubt: Die Stiftung Warentest schreibt in einem Blogbeitrag, dass im Sommer 2013 knapp 20 Bundes­tags­abge­ordnete eine kleine Revolution planten. Sie beantragten beim damaligen Parlaments­präsidenten Norbert Lammert, dass sie ihre Hunde mit ins Hohe Haus nehmen dürfen. Der lehnte ab. Für Hunde im Bundes­tag heißt es deshalb noch immer: „Wir müssen draußen bleiben.“ Frechheit finde ich, von wegen „alles für den Dackel“.

Spielen, aber nicht ablenken

Am Nachmittag schleppe ich mein Spielzeug an. Ich setze mich dann vor einen Kollegen oder eine Kollegin und lasse meinen Dackel-Charme spielen. Meine großen braunen Augen blicken ganz bettelnd nach oben und die Schnauze zeigt immer wieder zum Ball. Meistens sagen die Kollegen dann, „oh, bist du aber süß“ und werfen das Spielzeug. Es ist hart, wenn einen alle süß finden – aber es kann auch sehr nützlich sein. Frauchen sagt manchmal, dass ich die Leute nicht von der Arbeit abhalten soll. Sollte ich übrigens im Eifer des Gefechts etwas kaputt machen, bin ich selbstverständlich haftpflichtversichert. Darauf muss ein Bürohund auch achten.

Wenn ihm langweilig ist, zeigt Dackel Henry das ziemlich deutlich. Foto: Ortgies
Wenn ihm langweilig ist, zeigt Dackel Henry das ziemlich deutlich. Foto: Ortgies

Gegen Abend werde ich ungeduldiger: Wenn Frauchen Korrektur liest, sitze ich meistens neben ihr. Ich bin überzeugt, dass sie schneller und konzentrierter liest, wenn ich sie ständig anstupse, gähne und jammere, weil ich nach Hause will. Wenn gegen Abend noch Kollegen ins Büro kommen, kann es schon passieren, dass meine Geduld am Ende ist und ich belle. Wenn ich zu übermütig werde, dürfte der Chef mich übrigens wieder rausschmeißen. Bürohunde haben keinen Kündigungsschutz, hat das Landes­arbeits­gericht Düssel­dorf entschieden. In dem Fall war ein zunächst geduldeter Bürohund aggressiv geworden. Der Chef entschied, dass er nicht mehr ins Büro darf. Das Frauchen klagte dagegen – und verlor. Also: Ich muss mich benehmen, denn es ist ein Arbeitsplatz, kein Hundespielplatz.

Deswegen bin ich auch nicht täglich im Büro, das wäre für mich, Frauchen und die Kollegen zu viel. Aber hin und wieder komme ich gern – vor allem wegen der Leckerlies.

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